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Etoile Carouge FC

FC Basel

Etoile Carouge FC - FC Basel 2:1 (0:1)

Datum: 05.10.1997, 16:00 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1997/98 - 14. Runde

Stadion: Fontenette (Carouge) - Zuschauer: 1'775

Schiedsrichter: Marcel Vollenweider Schweiz

Tore: 45. Subiat 0:1. 67. Aguilar 1:1. 81. Hertig (Pen.) 2:1.

Gelbe Karte: 46. Orlando (Unsportlichkeit). 51. Barberis (Foul). 55. Ceccaroni (Foul). 81. Huber (Foul).

Etoile Carouge FC: Rapo; Aeby; Duchosal (46. Aguilar), Elmira; Rothenbühler; Villiot, Morisod, Orlando, Bugnard (73. Belarbi); Hertig, Van der Laan (46. MoscaI.

FC Basel: Huber; Ceccaroni, Kreuzer, Hartmann, Nemtsoudis (46. Mendi); Barberis (76. Frei), Konde (68. Henry), Gaudino, Zuffi; Subiat, Frick.

Bemerkungen: Carouge ohne Cravero, Bertone, Giuntini, Nourou, Negri (alle verletzt) und Millereau (gesperrt); Basel ohne Salvi, Knup, Buess, Schmidiger, Disseris und Hasler (alle verletzt).

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Ende der Durchsage

Der FC Basel bot in der 14. Runde der NLA-Qualifikation bei Etoile Carouge eine peinliche Leistung und verlor mit 1:2 (1:0).

Carouge. Das Nüchtern-Elementare vorneweg: Der FC Basel hat nach der 1:2-Niederlage bei Etoile Carouge, dem Aufsteiger von der Fontenette, die Finalrunde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit endgültig verpasst.

Das Spiel der letzten allerletzten Chancen hat der FCB jämmerlich vergeigt und sich mit einer restlos peinlichen Darbietung endgültig in Abstiegsgefahr manövriert. Dass Etoile Carouge gegen den FC Basel seine ersten Saisonpunkte im heimischen Stadion überhaupt gewonnen hat, passt ins Bild.

Von «120 Prozent Einsatz» war die Rede gewesen, von «alles geben», von der Tatsache, dass «noch nicht alles verloren» sei - Durchhalteparolen waren's, bis zum bitteren Abwinken. Gestern, am späteren Nachmittag, blieb wieder mal nur der Blick auf den Scherbenhaufen. Der FCB hat mittlerweile sechsmal in Serie verloren, zum fünftenmal hintereinander mit einem Gegentor Differenz. Und er hat sich wieder einmal dem Niveau des Gegners angepasst. Lausanne-Sports zuletzt war nicht schlecht, Etoile Carouge gestern war harmlos - und so war's halt auch das rot-blaue Chamäleon.

Keine Solidarität

Was sich vor der Pause auf dem Rasen abgespielt hatte, war einer NLA-Partie nicht würdig. Die Gastgeber spielten wie eine Auswärtsmannschaft, und der Gast fand schlicht kein Mittel, um die Genfer zu Fehlern zu zwingen. Nachsetzen ist ein Fremdwort, Solidarität im Team offenbar ebenfalls, Kämpfen bis zum Umfallen ging nicht, weil ein paar Spieler offenbar nicht zu Boden gehen wollten. Unterstützung hatte der Ballführende nie, «mach' du mal» war die Devise.

Dass der FCB spielerisch mittlerweile selbst gegen den Tabellenletzten nichts, aber überhaupt nichts mehr ausrichten kann, ist eine weitere Schlussfolgerung des gestrigen Debakels. Jörg Bergers Team ist von Automatismen so weit entfernt wie die Fidji-Inseln von einem Eishockey-WM-Titel. Und wenn «FCB-Standard-Situationen» mittlerweile nur noch bedeuten, dass Oliver Kreuzer in den gegnerischen Strafraum vorrückt, dann lockt dies nicht einmal mehr in Carouge den Hund hinterm Ofen hervor.

Als dann vor der Pause jeder bereits dem Fussball abgeschworen hatte, da traf der FCB doch noch. Eine Kombination über Oumar Konde und Sébastien Barberis brachte Nestor Subiat in Abschlussposition, und der Neuzugang von den Grasshoppers nutzte seine einzige Chance im Stil des Routiniers. Der FC Basel führte, er wurde belohnt für eine Null-Nummer in den ersten 45 Minuten und Etoile Carouge in selbem Mass für die eigene Passivität bestraft.

Doch der Führungstreffer brachte den FCB nicht weiter - weder spielerisch noch sonst irgendwie. Die schwächste Schweizer Nationalliga-A-Zweck-Ungemeinschaft spulte weiterhin ihr Pensum herunter; unfähig zu etwas Konstruktivem, offensichtlich zu einem grossen Teil nicht willens, mehr zu tun, als sie es für nötig zu befinden schien. Man führte ja, was sollte da noch schiefgehen können?

Eine ganze Menge, wie sich danach herausstellen sollte. Carouge erhöhte leicht den Druck, Trainer Thierry Cotting hatte den übergewichtigen Alfredo Mosca und Bruno Aguilar aufs Feld beordert, und der FCB geriet prompt in Schwierigkeiten. Als Jean-Michel Aebys 50-Meter-Freistossball in den Strafraum segelte, übersah Konde den hinter ihm postierten Aguilar (keiner hatte gerufen?) - und der traf per Kopf zum 1:1.

Die Carougeois fanden nun Freude an der Sportart, Mosca prüfte Stefan Huber mit einem tollen Weitschuss, und Alexandre Morisod hatte ebenfalls Pech, dass der FCB-Goalie stark reagierte. Die Basler antworteten mit einem Volleyschuss Dario Zuffis (77.). Es war ihre einzige nennenswerte Aktion der zweiten 45 Minuten. Den Siegtreffer der Partie erzielte vier Minuten später Philippe Hertig auf Penalty. Huber hatte Mosca im Strafraum nur noch mit einem Foul bremsen können.

Alibi-Grätschen

Das war's für den FC Basel, Ende der Durchsage. Der Rest war hilfloses Gestocher und ein bisschen Alibi-Grätschen. Die meisten Spieler hatten sich aufgegeben. Solche, die man zuvor kaum gesehen hatte, sah man nun noch weniger. Bedingungsloser Einsatz - auch für den in der Kritik stehenden Trainer? Warum auch? Die Abstiegsrunde kommt bestimmt. Und dann ist Berger ja nicht mehr beim FCB?

In einer Einzelkritik kommen einzig Huber und Massimo Ceccaroni gut davon. Sie waren diejenigen, die das brachten, was man von ihnen verlangen kann. Maurizio Gaudino baute schon nach wenigen Minuten ab, Konde ist völlig ausser Form, Mario Frick nach seinem Hoch nicht mehr ins Spiel integriert, Subiat nicht zu beurteilen, weil er nur einen vernünftigen Pass erhielt. Doch was nützt's überhaupt, die Spieler einzeln zu zerpflücken? Es ist keine Mannschaft vorhanden, die eine Basis für die Zukunft bilden könnte. Und es sind viel zu wenig Spieler vorhanden, die es in der momentanen Krise benötigt, um eine Gesellschaft von Fussball-Profis wenigstens zu einer halbwegs funktionierenden Einheit formen zu können.

Daran vermag Berger offensichtlich nichts mehr zu ändern. Er hat, nachdem sämtliche Retouchen nicht gefruchtet hatten, an die Ehre appelliert und Hohn und Spott geerntet. Der FC Basel im Herbst - ein Trümmerhaufen. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 06.10.1997