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FC Aarau

FC Basel

FC Aarau - FC Basel 2:0 (1:0)

Datum: 29.08.1995, 19:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1995/96 - 8. Runde

Stadion: Brügglifeld (Aarau) - Zuschauer: 6'800

Schiedsrichter: Fredy Phillippoz Schweiz

Tore: 24. Markovic 1:0. 92. Allenspach 2:0.

Gelbe Karte: 21. Okolosi (Foul), 29. Walker (Reklamieren), 33. Tabakovic (Foul), 54. Wyss (Foul), 55. Markovic (Foul), 62. Ratinho (Foul).

FC Aarau: Hilfiker; Studer; Bader, Pavlicevic, Christ; Markovic, Wyss, Saibene, Senn (77. Kilian); Kirik (63. Wiederkehr), Ratinho (88. Allenspach).

FC Basel: Huber; Olsen; Tabakovic, Walker; Ceccaroni, Meier (46. Yakin), Moro, Smajic, Sutter; Okolosi (81. Douimi), Rey.

Bemerkungen: FC Aarau ohne die verletzten oder kranken Brugnoli, Heldmann und Skrzypczak, FC Basel ohne die verletzten Cantaluppi, Disseris, Schreiber, Zuffi, Moser, Nyarko und Orlando. - Daniel Wyss für sein 200. Meisterschaftsspiel mit dem FC Aarau geehrt.

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Wer so spielt und so verliert wie der FCB, der ist noch kein Spitzenteam

Das Konstanteste am FC Basel bleibt seine unmögliche Inkonstanz: Dem 2:1-Sieg in Genf liess er gestern mit einer undiskutablen Leistung prompt eine 0:2 (0:1)-Niederlage gegen den FC Aarau folgen.

Aarau. Zwei Tage Pause haben gereicht, dass der FC Basel seine in Genf gezeigten Tugenden wieder völlig vergessen und zu seiner derzeit ärgerlichsten Untugend zurückgefunden hat - der Inkonstanz in seinen Leistungen.

Im vorgezogenen Meisterschaftsspiel der heutigen achten NLA-Runde bezog nämlich der miserabel spielende und schlecht auf seinen Gegner eingestellte FCB beim FC Aarau eine 0:2-Niederlage, die in erster Linie Fragen nach seinen mentalen Fähigkeiten, angesichts seiner Stumpfheit aber auch nach seiner physischen Leistungskapazität aufwirft.

Jedenfalls unterliess es gestern abend der FCB nicht, seinen vierten Akt seiner Entwicklungshilfe hinter sich zu bringen. Nach Xamax, dem FC Zürich und dem FC Lugano profitierte nun der FC Aarau von der Basler Grosszügigkeit, angeschlagenen und schlecht in die Saison gestarteten Rivalen wieder auf die Beine zu helfen. Die Aarauer hatten in dieser Saison bisher einen Sieg geholt - am Starttag gegen den FC Zürich. Danach gab es noch ein 0:0 gegen die Young Boys. Seither lief bei ihnen nichts mehr ausser den Durchhalteparolen des Trainers - bis nun gestern der FCB im Brügglifeld auftauchte, ein FCB, den man heute abend dann als Leader hätte bewundern können, falls der FC Sion seinen Match in Lugano verlieren sollte.

Damit wird vorerst noch nichts; und nimmt man die gestrige Darbietung als Massstab, dann ist es auch besser so - ein FCB von der gestrigen «Stärke» wäre als Tabellenerster keine Zierde der Nationalliga A, wüsste man nicht spätestens seit letztem Samstag in Genf, dass die Mannschaft auch ganz anders kann.

Warum sie das freilich gestern keine Sekunde zeigte, bleibt eine Sache von vagen Vermutungen: Ist das Team nach wie vor psychisch so anfällig, dass es stets dann versagt, wenn ein bisschen etwas von ihm verlangt wird? Oder hat das Kader ganz einfach noch nicht die Substanz, eine Spitzenmannschaft zu sein? Sind die Überlegungen von Trainer Andrey richtig, zwei wie Moro und Meier im Zentrum des Mittelfelds einzusetzen, den eigentlichen Regisseur Smajic aber an die Seite hinaus zu befehlen, dorthin, wo er gestern wie alle anderen nichts Kreatives zustande brachte?

Tatsache ist, dass das gleiche Personal wie gestern drei Tage zuvor in Genf einen Überraschungssieg gelandet hatte - mit Moro und Meier im Zentrum notabene...

Gestern freilich erinnerte nichts mehr an «Servette», dafür sehr viel an «Lugano». Das war in der Abfolge baslerischer Inkonstanz der vorletzte Match gewesen, jener vor zehn Tagen, jenes 0:2 daheim gegen die Tessiner. Doch selbst zu dieser Partie gibt es einen Unterschied: Damals hatte der FCB wenigstens die ersten 30 bis 35 Minuten gut gespielt, gestern hatte seine klägliche Leistung 90 Minuten lang Bestand.

Ihm sei unerklärlich, weshalb seine Mannschaft in der ersten Halbzeit so schlecht gespielt habe, sagte hinterher Trainer Andrey - und wenn es schon ihm unerklärlich ist, wird die geneigte Leserschaft wohl Verständnis haben, wenn die Ferndiagnosen von droben, von der Tribüne herab, analytisch auch nicht viel mehr hergeben.

Allerdings war von den Rängen heraus sehr genau zu beobachten, dass der FCB in 90 Minuten keine einzige echte Torchance hatte - und das ist mit Verlaub ein ziemlicher Jammer, zumal ihm gegenüber ja nun nicht gerade der neue Weltmeister stand.

Was immer an Torszenen zu notieren gewesen war, gehörte mit ganz, ganz wenigen, vernachlässigbaren Ausnahmen den Aarauern: Es begann mit Ratinhos Schuss aus 30 Metern, den Huber hielt, ging über eine riesige Kopfballchance von Pavlicevic in der 18. Minute hin bis zum entscheidenden Führungstor in der 24. Minute. Markovic erzielte es nach einer 40-Meter-Flanke von Ratinho mit einer Direktabnahme, völlig unbehelligt von Walker und Sutter durfte er aus 14 Metern seinen zweiten NLA-Treffer nach seinem 1:0 gegen Servette vor ein paar Wochen erzielen.

Damals also war der Aarauer Gegner auch in Rückstand geraten, doch derweil die Genfer zu reagieren wussten und am Ende noch 4:2 siegten, war der FCB zu keinem nennenswerten Aufbäumen fähig.

Weiterhin gehörten die paar wenigen Goalszenen mehrheitlich den Aarauern, weiterhin blieben die auffälligsten Spieler auf dem Platz Ratinho und Saibene, zwei Aarauer also, und weiterhin brachten die Basler kaum ein Bein vors andere, geschweige denn einige vernünftige Kombinationen zustande. Fehlpass reihte sich an Fehlpass, ob der Ball aus Distanz oder aus nächster Nähe geschlagen wurde, änderte an dieser Diagnose nicht das Geringste.

Einzig Goalie Huber, der, ehe er sich in der Nachspielzeit durch Allenspachs Kopfballtor zum 2:0 nochmals geschlagen geben musste, spielte auf normalem Standard. Dazu genügten Olsen und Tabakovic rein defensiv - der grosse Rest beim FCB war diesmal dunkle Nacht.

Daran änderten auch Andreys personelle Korrekturen nichts: Er brachte zur Pause Yakin für Meier - gefährlicher wurde der FCB damit aber nicht, auch wenn der Trainer hinterher eine «gewisse Reaktion nach der Pause» festgestellt haben will. Weit sichtbarer blieb freilich der völlig fehlende Einfluss eines Moro, die komplette Isolation der Stürmer, von denen Okolosi und Rey viel zu viele Bälle abprallen liessen, wenn sie nicht gerade, wie meist, viel zu steil angespielt wurden.

Dergestalt fällt die Suche nach positiven Änsätzen diesmal sehr schwer: Man mag da Moros Weitschuss (77.) knapp neben das Tor oder Smajic' Freistoss (71.) über das Tor nur in allerhöchster Verlegenheit als «gute Ansätze» anführen, halt, weil es fast schon die aufregendsten Szenen im Offensivspiel des FCB waren.

Sonst aber bleibt man bei der Recherche nach Erfreulichem bald einmal am Spielplan hängen - der nächste Gegner des FCB in der Meisterschaft wird am 9. September Lausanne sein, und dieses Team befindet sich nicht in der Krise, sondern wird das Pech haben, in diesem eigenartigen Zyklus nach einer schlechten FCB-Darbeitung an der Reihe zu sein.

Das zumindest verheisst für die Waadtländer nicht viel Gutes... Josef Zindel

Quelle: Basler Zeitung vom 30.08.1995