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FC Basel

Etoile Carouge FC

FC Basel - Etoile Carouge FC 3:1 (1:0)

Datum: 04.04.1998, 17:30 Uhr - Wettbewerb: NLA/NLB Auf-/Abstiegsrunde 1997/98 - 6. Runde

Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 6'500

Schiedsrichter: Jürg Herrmann Schweiz

Tore: 11. Gaudino 1:0. 72. Gaudino 2:0. 76. Hertig 2:1. 77. Gaudino 3:1.

Gelbe Karte: 10. Djorkaeff, 31. Barberis, 42. Duchosal, 49. Konde (alle Foul), 55. Orlando (Reklamieren).

Gelb-Rote Karte: 65. Duchosal (wiederholtes Foulspiel).

FC Basel: Huber; Henry; Kreuzer, Webber; Barberis (78. Ceccaroni), Konde, Zuffi; Perez, Gaudino, Berger (89. Tschopp); Knup (73. Mendi).

Etoile Carouge FC: Rousseau; Aeby; Rothenbühler, Duchosal, Elmira; Hertig (82. Bugnard), Djorkaeff, Morisod (75. Mosca), Negri, Orlando (82. Van der Laan); Cravero.

Bemerkungen: Basel ohne Frick (gesperrt), Hartmann, Fabinho und Salvi (alle verletzt). Carouge ohne Croci, Giuntini und Cissé (alle gesperrt), Bertone und Rapo (beide verletzt) sowie Villiot und Bazdarevic (beide nicht im Aufgebot). 79. Tor Mendi annulliert (Abseits?).

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Ein wenig Feuer und viel, viel Elend

Der FC Basel besiegte in der Fussball-Auf-/Abstiegsrunde Etoile Carouge dank drei Toren von Maurizio Gaudino mit 3:1 (1:0). Was er den 6500 Zuschauern über weite Strecken bot, war schlicht grausam.

Basel. Es kam der Moment, da wünschte man sich, die Tornetze seien an den Metallzäunen befestigt, die Fans würden ein bisschen Turnübungen veranstalten, die Gitterstangen sich nach hinten neigen, das Gehäuse sanft auf den Rasen plumpsen - und das nächste Ersatztor in Wladikawkas oder auf dem Mars stehen.

Schlimm war's, wirklich schlimm, was die hilf- und harmlosen Fussballer in der Partie FC Basel-Etoile Carouge über weite Strecken den 6500 Zuschauern im Stadion zumuteten: Fehlpässe, Missverständnisse, Standfussball, Alibis, unbegabte Spieler oder solche in eklatanter Unterform - lauter Dinge, für die man sich in dieser Sportart weniger interessiert. Vieles scheint jedoch mittlerweile eine FCB-Spezialität zu sein. Nach ansprechendem Beginn zieht der sich jeweils Fussfesseln und den Stadion-Besuchern Daumenschrauben an. Auf dass es so richtig weh tut beim Zugucken.

Frühe Führung

Zum Beginn: Der von Carouge neu verpflichtete Micha Djorkaeff, der weniger begnadete Bruder von Inters Youri, touchierte Adrian Knup im Strafraum, Schiedsrichter Jürg Hermann stiess die Luft aus den Lungen, was nicht zwingend war - aber fälschlicherweise gab er Freistoss statt Penalty. Der FCB führte wenig später dennoch. Knup hatte für Maurizio Gaudino aufgelegt, der trotz vier Gegenspielern mit ein bisschen Glück (der Ball wurde abgefälscht) zum 1:0 traf.

Als dann Jan Berger einen spektakulären Volley nebens Tor gezirkelt hatte (20.), folgte das Zeichen für den Gastgeber, vom ersten Gang in den Leerlauf zu schalten. Der FCB hörte schlicht auf, Fussball zu spielen. Er verstand es, selbst einen biederen NLB-Club vom Format der Carougeois «stark» zu machen. Statt für klare Verhältnisse zu sorgen und etwas fürs Torverhältnis zu tun, musste sich der FCB Pfiffe anhören lassen.

Das Basler Gefüge hatte mächtig Schlagseite. Auf der einen Seite gab es Spieler, die mühten sich (Gaudino, Zuffi, Knup als Vorbereiter, der fehlerlose Libero Henry und Huber), es gab solche, die fielen weder auf noch ab (Perez, Kreuzer, Berger, Barberis). Dann gab's noch Konde, der schlecht war, was sich auf der Position 6 verheerend auswirkte fürs FCB-Spiel, und irgendeiner muss dem 18jährigen bald sagen, dass er sich um seine Zukunft erst dann Gedanken machen muss, wenn es so weit ist.

Schlicht unbrauchbar war letztlich die Leistung des zum Manndecker degradierten brasilianischen Ex-Liberos Webber. Ihm ergeht es schon heute so, wie's in Basel allen neuen Abwehrchefs seit Lars Olsen (Abgang im Januar 1996) ergangen ist: Zuerst sind sie ein Versprechen, später Manndecker, dann schnell einmal ein Risikofaktor und am Ende psychisch kaputt. Das Duo Falub/Sas lässt grüssen.

Am Mittwoch in Baden wird Webber wohl nicht mehr in der Aufstellung erscheinen, der von den Fans geforderte und nach seiner Einwechslung bei jedem Ballkontakt gefeierte Massimo Ceccaroni dürfte sich nach seinem engagierten Auftritt zurück ins Team gekämpft haben.

Ceccaroni war das eine unterhaltsame Element an diesem Abend, das andere der Tor-Sinn des Maurizio Gaudino. Der FCB war aus seiner qualvoll anzuschauenden Lethargie erwacht, nachdem sich die Gäste selbst dezimiert hatten (Duchosal flog nach gelb-roter Karte vom Platz/65.). Und wiederum war es eine Kombination Knup-Gaudino, die Rot-Blau jubeln liess (72.). Aber selbst in Überzahl schafften es die Basler, den matt schimmernden Sternchen aus Carouge die Rückkehr ins Spiel zu ermöglichen. Kondes Fehler nutzte der Ex-Basler Philippe Hertig (Vorarbeit Djorkaeff) zum 1:2 (76.). Es war die zweite Chance der Genfer in dieser Partie, nachdem Huber beim Stand von 1:0 einmal stark reagiert hatte.

Doch dies war zu wenig, um den FCB am Sieg hindern zu können. Bessere Mannschaften wären kaum als Verlierer nach Hause gefahren - doch weil sich Gaudino als Finisseur erwies und fast im Gegenzug aus 16 Metern den Zweitore-Abstand wieder herstellte, musste der FC Basel um die drei Punkte nicht mehr zittern.

Es wird sich, auch weil die anderen so schwach sind, der FCB den Liga-Erhalt erknorzen. So wie's heute aussieht, wird er aber wenig dafür getan haben, spielerisch erstarkt aus einer Krise herausgekommen zu sein. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 06.04.1998