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FC Basel

FC Lausanne-Sport

FC Basel - FC Lausanne-Sport 0:1 (0:0)

Datum: 09.09.1995, 20:00 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1995/96 - 9. Runde

Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 14'000

Schiedsrichter: Carlo Bertolini Schweiz

Tore: 73. Küffer 0:1.

Gelbe Karte: 25. Biaggi (Foul), 61. Smajic (angebliche Schwalbe).

FC Basel: Huber; Olsen; Tabakovic, Walker; Ceccaroni, Sutter (46. Moser), Moro, Orlando (72. Yakin); Okolosi (64. Cantaluppi), Rey, Smajic.

FC Lausanne-Sport: Brunner; Oggier, Biaggi, Pister, Hänzi; Küffer (74. Raphael Comisetti), Piffaretti, Rehn, Käslin; Dembinski (92. Bittarelli), Fryand (87. Diogo).

Bemerkungen: FCB ohne Nyarko, Zuffi, Meier, Disseris und Douimi, Lausanne ohne Savovic und Romano (alle verletzt). 71. Pfostenschuss Rehn. - Befriedigendes NLA-Debüt von Schiedsrichter Bertolini.

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Dringend nötig ist nun eine Rückkehr zum einfachen Fussball

Das war kein Rückschlag mehr, sondern die Fortsetzung eines unerwünschten Trendes: Mit der 0:1 (0:0)-Heimniederlage gegen Lausanne blieb der FC Basel auf seinem schlechten Kurs, der in sportlich misslichen Gegenden zu enden droht, wenn sich Trainer und Mannschaft nicht Entscheidendes einfallen lassen.

Basel. Man kann es mit vornehmer Sachlichkeit formulieren - zum Beispiel so: Der FCB ist derzeit indisponiert.

Das ist zwar keine falsche Wortwahl - aber eine, die nicht der Stimmung des bodenständigen Fans in der Kurve gerecht wird.

Für den spielt der FCB derzeit schlicht und ärgerlich «einen Stiefel» zusammen, und erst noch einen ziemlich «fürchterlichen Stiefel».

Unlängst noch war die Mannschaft des FCB nach einem guten Saisonstart Zweite gewesen, ihr winkte vor dem Spiel gegen Lugano gar die Chance, erstmals seit 15 Jahren wieder NLA-Leader zu werden.

Das sind drei Wochen seither - doch drei Wochen können im Fussball eine Ewigkeit sein, genug Zeit jedenfalls, um fast alle ursprünglichen Tugenden zu verlieren, um von einem sehr ordentlichen NLA-Team zu einem erschreckend schwachen, verunsicherten, hektischen, wirren Haufen von orientierungslosen Fussballern zu werden.

Diesen Spielern des FC Basel ist in aller Deutlichkeit zugute zu halten, dass sie sich keine schlechten Berufsauffassung zuschulden kommen lassen. Sie kämpften, sie wollten, sie versuchten, ein positives Resultat zu erreichen.

Doch mehr Anlass zu freundlicherer Kritik gab die Mannschaft auch diesmal nicht. Zwar war der Match insgesamt um eine Spur unterhaltender als das Meisterschaftsspiel zuvor, jenes 0:2 von Aarau, doch halt wirklich nur um eine Spur, und das ist wenig.

Viel offensichtlicher waren die Parallelen zu jenem Spiel: Abermals erarbeitete sich der FCB nur wenige Torchancen, erneut musste er sich mehrheitlich vom Gegner den Stil aufdrängen lassen, statt selbst die Partie zu prägen. Aufwand und Ertrag stehen derzeit beim FCB in einem lächerlichen Verhältnis - und mag das jetzt keiner hören, so ist es gleichwohl ein absolut berechtigter Verdacht: Gelingt es Spielern und Trainer nicht, sich aus dem Sumpf herauszuhissen, endet die Sturzfahrt unter dem Strich.

Eben weil der samstägliche Match gegen Lausanne den verlorenen Spielen gegen Lugano und Aarau so ähnlich waren, braucht es diesmal keinen ausführlichen Rapport zum Spielverlauf.

Ein paar Stichworte genügen: Der FCB hatte fünf mehr oder weniger gute Torchancen, drei davon erst nach dem Rückstand. Einmal (35.) schoss Tabakovic aus günstiger Situation übers Tor, zweimal wehrten nach Kopfbällen Walkers Lausannes Verteidiger Oggier auf der Linie (56. und 78.), und zweimal zeigte der fehlerfreie Lausanner Torhüter Brunner gute Paraden - gegen Rey (83.) und Walker (85.).

Das war's, was der FCB in 90 Minuten mit seinem absolut wirkungslosen Mittelfeld an offensiver Effektivität erreichte, und zählt man die 90 Minuten von Aarau dazu, dann bleiben es in 180 Minuten noch immer fünf Chancen, denn in Aarau hatte der FCB schlicht keine gehabt.

Lausanne spielte nicht brillant, überhaupt nicht, aber viel, viel einfacher und deshalb effizienter als der FCB.

Tatsächlich hat Lausanne-Trainer Bregy innert weniger Wochen zustande gebracht, was sein Vorgänger Trümpler innert einer Saison nicht schuf und was derzeit auch FCB-Trainer Andrey nicht gelingt: Der eigenen Mannschaft ein Gesicht zu vermitteln.

Lausanne spielte ein schlichtes, aber wirksames 4-4-2 mit klaren Aufgaben für jeden einzelnen.

Dem FCB dagegen hat Andrey ein zu kompliziertes System verschrieben. Die Mannschaft beherrscht das 3-4-3 nicht, es ist dies eine Taktik, die die Mannschaft mehrheitlich nicht mag und für die Andrey derzeit das Personal nicht hat, zumindest so lange nicht, wie die arg vermissten Nyarko und Zuffi fehlen.

Das Herumdoktern an Taktik und System hat die Mannschaft verunsichert. Es herrscht Unordnung, vielen fehlt das Selbstvertrauen. Die Folge: Fehlpässe, verstolperte Bälle, schlechtes Stellungsspiel.

Das 3-4-3 hat auch die unangenehme Folge, dass zu viele Spieler auf Positionen delegiert werden, die für sie nicht geeignet sind: Ein Smajic gehört nicht an den linken Flügel, so wenig, wie Zuffi dorthin gehört. Noch viel weniger ist Ceccaronis Position jene im rechten Aufbau. Der Captain ist ein Verteidiger, ein laufstarker, kämpferisch einwandfreier Verteidiger, aber einer mit Limiten im kreativen Bereich. Seine Stärke ist das Auf- und Abmarschieren der Seite entlang. Kann er das von «hinten» heraus tun, erreicht er eine gewisse Wirkung, muss er das von der Mitte weg machen, so erinnert er an einen Weitspringer, der ohne Anlauf ans Werk gehen muss. Dazu brachten die Wechsel - allesamt noch beim Stande von 0:0 vorgenommen - zusätzliche Unruhe und Unordnung. So, wie Andrey am Samstag wechselte, brachte er nicht etwa einen frischen Mann für den alten auf der ursprünglichen Position, sondern Andreys Wechsel haben oft zusätzliche Rochaden im Team zur Folge. Das fördert die Wirren - gegen Lausanne fiel nach einem Fehler Mosers das entscheidene Gegentor in den Minuten nach der Einwechslung Yakins für Orlando und Cantaluppis für Okolosi.

Ein anderes Manko war das: In der ersten Halbzeit verursachte der FCB sieben Corner - und nahezu jedesmal stellten sich zehn der elf Basler zur Abwehr des Lausanner Corners im eigenen Strafraum auf - ein schneller Gegenangriff war so nie möglich.

Die Folge all dieser Mängel: Zum weiss der Teufel wie vielten Mal verlor der FCB auf die gleiche Art: Gelingt ihm kein «frühes» Tor, wächst mit zunehmender Spieldauer die Verunsicherung. Und bei der Suche nach jenem Spiel, in dem er mal einen Rückstand wettgemacht hat, langt man bald einmal wieder bei der Ära Benthaus an?

Andrey ist deshalb beizupflichten, wenn er sagt: «Jetzt muss etwas geschehen.» Was diese «etwas» sein kann: Die Rückkehr zum einfachen Fussball, zu einem System, das eine ersatzgeschwächte Mannschaft kapiert - und die Abkehr von einem Team, in dem ein Moro, an sich mit punktuellen Fortschritten, aber physisch nach wie vor nicht auf dem notwendigen Level, 90 Minuten durchgeseucht wird, in dem ein Regisseur Smajic am linken Flügel in Wirkungslosigkeit verpufft und in dem ein völlig ausser Form geratener Okolosi einem Yakin gegenüber (standhaft oder stur?) den Vorzug bekommt. Josef Zindel

Quelle: Basler Zeitung vom 11.09.1995