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FC Basel

FC Luzern

FC Basel - FC Luzern 2:0 (1:0)

Datum: 02.08.1995, 20:00 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1995/96 - 4. Runde

Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 20'000

Schiedsrichter: Claude Détruche Schweiz

Tore: 16. und 66. Okolosi.

Gelbe Karte: 30. Mutter (Reklamieren), 45. Wyss (Freistoss zu früh ausgeführt), 61. Ceccaroni (angebliches Foul).

FC Basel: Huber; Meier; Tabakovic, Walker; Ceccaroni, Nyarko, Smajic, Orlando; Okolosi (78. Sutter), Yakin (74. Moro), Zuffi.

FC Luzern: Mutter (31. Karpf); Gmür, Wolf, van Eck, Baumann; Joller (64. Bachmann), Bwalya, Wyss, Melina (71. Sawu); Fink, Aleksandrov.

Bemerkungen: FCB ohne die verletzten Rey, Cantaluppi und Disseris sowie ohne Olsen (überzähliger Ausländer). - Luzern ohne Renggli (verletzt) und Kurniawan (überzähliger Ausländer). Tore von Okolosi wegen Offside annulliert (56. und 68.). - Corner: 9:7.

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Zwischen Kunst und europäischer Disziplin

2:0 (1:0) gewann der FC Basel gestern abend vor 20 000 Zuschauern gegen den FC Luzern - dank zweier afrikanischer Tore von Okolosi und dank europäischer Disziplin einer Mannschaft, die «Xamax» vergessen machte.

Basel. JoZ. Gestern abend um 21.45 Uhr war Xamax vergessen, war das eigenartige 0:1 von Neuchâtel getilgt, war abgehakt, dass Umstellungen am letzten Samstag der Mannschaft des FCB nicht sonderlich bekommen waren.

Vom Spiel FCB-Luzern berichten Stefan Holenstein (Fotos), Michael Martin und Josef Zindel

Als 2:0-Sieger standen die Basler zu dieser vorgerückten Stunde des Hochsommer-Abends fest - dank der Rückkehr zur gewohnten Aufstellung zweitens und erstens dank der Leistungssteigerung einer Mannschaft, die in dieser Zusammensetzung eine ziemlich ideale Form von zwei Tugenden vereinte: Da waren jene, die für das Kreative besorgt waren, die beiden Afrikaner Nyarko und Okolosi, dazu Smajic, Zuffi und Yakin. Und da waren, keineswegs weniger entscheidend, die anderen, die mehr die Knochenarbeit zu leisten hatten - und dies vorzüglich taten: Libero Meier vor allem, vor, neben und hinter ihm aber inklusive dem bestechend sicheren Huber auch die übrigen Defensivleute.

Zehn Minuten hatte es allerdings gedauert, lange, zähe, unruhige zehn Minuten, bis sich der FCB etwas gefunden, bis er etwas Ordnung in sein Konzept gebracht hatte. Doch dieses Abwehr-Gefüge des FCB, das erstmals seit Saisonbeginn einigermassen Andreys 3-4-3-Idee entsprach, überstand die Phase ohne Gegentreffer - namentlich in der Szene (6.), als Zuffi auf der Torlinie einen Schuss Bwalyas wegschaufelte, war der FCL dem 0:1 nahe. Bezeichnend war dabei, dass Flügelstürmer Zuffi in dieser Aktion der hinterste Basler war? Doch dieser beunruhigende Auftakt hatte nicht Bestand - mit zunehmender Spieldauer übernahm der FCB das Geschehen. Zwei erste gute Angriffe so um die 10. Minute unterstrichen das, ehe in der 16. Minute das 1:0 fiel.

Ursprung dieses Tors war ein schwerer Abspielfehler von Luzerns neuem Abwehrchef Wolf, der unbedrängt direkt in Zuffis Füsse gespielt hatte. Der Basler, diesmal wieder weit vorne, bediente mit einem herrlichen Diagonalpass Rechtsaussen Okolosi, der Luzerns Goalie Mutter kühl und abgebrüht keine Chance liess.

Für Mutter kam es aber noch schlimmer: Ohne einen Ball abgewehrt zu haben und gleichwohl 0:1 zurückliegend, musste er sich nach 30 Minuten gegen Pavel Karpf auswechseln lassen. Ohne gegnerische Einwirkung hatte er sich eine Knieverletzung (Verdacht auf Meniskus) zugezogen. Ehe er raushumpelte, hatte er sich noch schnell eine Verwarnung wegen Reklamierens abgeholt, danach aber lenkte sein Nachfolger Karpf (Ex-OB) die Aufmerksamkeit sofort auf sich: Fünf Sekunden nach seiner Einwechslung zirkelte er einen Kopfball Walkers spektakulär zur Seite und schuf sich damit Mut für die zweite Halbzeit.

In diesen zweiten 45 Minuten gewann dann aber die in der ersten 45 Minuten doch noch etliche Male stockende Partie zusehends an Gehalt, Spannung und Dramatik - vor allem dank dem FCB, der die Dinge nun noch selbstbewusster in die Füsse nahm und zusehends von der sicheren Arbeit der Verteidiger und vom ganz starken Nyarko profitierte.

Tatsächlich war einer der entscheidenden Vorteile des FCB in diesem Match besagter «afrikanischer» Bonus, denn Nyarko spielte im Zentrum sehr auffällig, erstmals auch im offensiven Bereich. Und sein Gefährte Okolosi war der Mann für das Statistische. Nach einer weiteren schönen Kombination, diesmal über Ceccaroni, Zuffi und Yakin, machte er in der 66. Minute das 2:0.

Okolosis 1:0 und 2:0 waren die Tore im Match, die zählten - zwei andere wurden ihm vom Linienrichter verwehrt. Der heisst Renato Salzgeber, und seit er letzte Saison Dortmunds Chapuisat in La Coruña ein lupenreines Tor stibitzt hatte, ist er in Fussballkreisen berühmt. Gestern war sein zweiter Entscheid anzuzweifeln, denn der im Positions-Offside stehende Yakin griff nicht im geringsten ins Geschehen ein.

Doch dies änderte nichts am letztlich überaus verdienten Basler Sieg. Das stellte sehr fair auch Luzerns Trainer Brigger fest. Der lobte das Basler Publikum als «etwas Einmaliges in der Schweiz, obschon auch wir in Luzern diesbezüglich sehr verwöhnt sind» und kritisierte die «schwer enttäuschende und mutlose» Darbietung seines Teams. Der FCB habe hochverdient gewonnen, befand auch Brigger, so dass die Gratulation von FCB-Trainer Andrey an seine Spieler berechtigt war: «Wir zeigten eine grosse Reaktion auf unsere schwache Leistung von Xamax», hakte auch Andrey dieses Thema ab. Vor allem die Stürmer seien viel besser ins Spiel gekommen, «weil wir unsere Stärke entscheidend einsetzen konnten. Wir agierten diesmal, statt wie in Neuchâtel zu reagieren».

Nun denn - damit sind die Aussichten auf den nächsten Match ja ganz gut: Schon übermorgen geht es weiter, dann abermals mit einem Klassiker, dann im Zürcher Letzigrund gegen den FCZ. Nicht schlecht wär's, wenn dann um 17.45 Uhr ein ähnliches Fazit wie heute gezogen werden könnte. Denn diese Partie beginnt bereits um 16.00 Uhr...

Quelle: Basler Zeitung vom 03.08.1995