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FC Basel

Neuchâtel Xamax

FC Basel - Neuchâtel Xamax 3:6 (1:3)

Datum: 21.03.1998, 17:30 Uhr - Wettbewerb: NLA/NLB Auf-/Abstiegsrunde 1997/98 - 4. Runde

Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 10'500

Schiedsrichter: René Rogalla Schweiz

Tore: 2. Gaudino 1:0. 7. Rueda 1:1. 25. Halili 1:2. 38. Rothenbühler 1:3. 51. Perez 2:3. 52. Knup 3:3. 61. Zambaz 3:4. 81. Maslow 3:5. 91. Zambaz 3:6.

Gelbe Karte: 8. Hamann (Foul). 24. Frick (Reklamieren, gegen Lugano gesperrt). 66. Gaudino (Ballwegschlagen, gegen Lugano gesperrt). 80. Mendi (Notbremse).

Rote Karte: 29. Webber (Notbremse).

FC Basel: Huber; Webber; Barberis, Konde, Zuffi; Frick, Perez (77. Dobrovoljiski), Hartmann, Berger (70. Mendi); Gaudino; Knup.

Neuchâtel Xamax: Corminboeuf; Rueda; Jeanneret, Hamann, Martinovic; Perret, Rothenbühler, Wittl (81. Boughanem), Zambaz; Halili, Maslow.

Bemerkungen: Basel ohne Salvi, Sas, Fabinho, Disseris (alle verletzt), Kreuzer, Henry und Hasler (alle gesperrt). Xamax ohne Isabella (verletzt). 64. FCB-Trainer Guy Mathez wegen Reklamierens auf die Tribüne geschickt. - Nicht immer konsequente Leistung des Schiedsrichter-Trios.

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Eine Niederlage für die Geschichte

Der FC Basel bot gegen Neuchâtel Xamax eines seiner eigenartigsten Spiele der Vereinsgeschichte. Vor heimischem Publikum verlor er 3:6 (1:3). Nun weiss er, dass der Klassenerhalt noch weit entfernt ist.

Basel. Es gibt Fussballspiele, die beginnen denkbar schlecht; die Verletzung des treffsichersten Stürmers in der Anfangsphase, das Eigentor nach drei Minuten.

Es gibt aber auch Fussballspiele, deren Start nicht besser sein kann. Zum Beispiel der Start für den FC Basel am Samstag, der im Match gegen das nach zwei wenig geglückten Darbietungen verunsicherte Neuchâtel Xamax nach nicht einmal zwei Minuten schon 1:0 in Führung liegt. Jürgen Hartmann hatte Charles Wittl gestört, dessen Fehlpass kam via Mario Frick zu Maurizio Gaudinos rechten Fuss, und der Gastgeber durfte vor 10 500 Zuschauern erstmals jubeln. Wenn das nicht Sicherheit gibt, wenn das nicht die Basis sein sollte, um auch gegen Xamax wieder einmal ein gutes Resultat zu erreichen.

Grosse Lücken im Defensivblock

Aber wieso denn auch? Der FCB ist am Werk, und der ist im Verwalten eines Vorsprungs mittlerweile reif für die Insel. Wie wenn's das Zeichen für den kollektiven Rückzug gewesen wäre, liessen die Basler Defensivzauberer den Gegner nach dem frühen 1:0 in Fahrt kommen, Sicherheit finden im Passspiel - und die Lücken, die sich vor Stefan Huber auftaten, waren so gross, dass darin sieben oder acht Xamax-Stürmer Platz gefunden hätten.

Wer sagte, der Ausgleich fünf Minuten später sei überraschend gefallen, der jedenfalls hat den FCB in den vergangenen Jahren nicht am Werk gesehen. Oumar Konde, für den gesperrten Oliver Kreuzer vor der Pause ein miserabler Ersatz in der Verteidigung, liess sich von Alexander Maslow austanzen, und dessen Rückpass nutzte Martin Rueda zum 1:1.

Maslov als echte Verstärkung

Was danach folgte, war ein eigentliches Debakel. Gaudino und Hartmann «ver-passten» einander in des Wortes wahrem Sinn, Maslow bediente den vifen Albaner Mahil Halili, der Dario Zuffi alt aussehen liess, und es hiess 2:1 für den Gast (25.). Vier Minuten später flog FCB-Libero Webber vom Feld, weil er zuerst den Ball und danach als letzter Mann Maslow nicht regelkonform unter Kontrolle brachte. Webber und Kreuzer werden nun in Lugano gemeinsam ausfallen. Und das Basler Kader ist dünn, sehr dünn sogar.

Spätestens an dieser Stelle gilt es auch die Feststellung anzubringen, dass der bei Xamax debütierende Maslow eine echte Verstärkung war (am Ball wie auch im spielerischen Bereich) - derweil beim FCB der verletzt eingekaufte Offensivspieler Fabinho weiterhin pausieren muss und im Falle einer drohenden Fussbandoperation bis zu zehn Wochen ausfallen würde. Die ganze Geschichte ist langsam, aber sicher ziemlich peinlich.

Die gleiche Feststellung gilt für die Szenen sieben Minuten vor der Pause. Konde und danach Sébastien Barberis legten hintereinander dem Gegner die Bälle vor, und letztlich bedankte sich Régis Rothenbühler mit dem 3:1.

Es muss danach gedonnert haben in der Basler Kabine. Guy Mathez konnte nicht zufrieden gewesen sein, der FCB reagierte, und innert 40 Sekunden hiess es plötzlich 3:3. Ein wahrlich verrücktes Spiel. Zuerst traf Marco Perez (er spielte für den gesperrten Fabrice Henry alles andere als schlecht), nachdem er Philippe Perret elegant umkurvt hatte (51.), danach war die Reihe an Adrian Knup, der in seiner besten Aktion mittels herrlichem Schuss aus 16 Metern den Ausgleich erzielte.

Nach dem Ausgleich aggressiver

Damit war die Partie neu lanciert. Der FCB, Konde war mittlerweile im Mittelfeld, Hartmann neuer Libero, war nun aggressiver, er hatte in Unterzahl gute Szenen, und Xamax wackelte. Erinnerungen wurden wach an den September 1996, als der FCB in Neuenburg 1:3 zu Pause zurückgelegen war und am Ende noch ein 3:3 geholt hatte.

Soweit freilich kam's am Samstag nicht. Xamax in Überzahl fand seine Qualitäten wieder, und der FC Basel liess sich auch selbst weiterhin keine Chance. Beim 3:4 fiel Huber nach Sébastien Zambaz' Roller nicht allzu dynamisch (61.). Beim 3:5 war keiner mit Maslow mitgelaufen, der einen Freistossabpraller einschieben durfte, und beim 3:6 in der Nachspielzeit umkurvte Zambaz die Basler Abwehrspieler wie weiland Heini Hemmi die Riesenslalomtore. Es gab an diesem Abend wahrlich nichts Überflüssigeres als eine Einzelkritik der Rot-Blauen.

Sechs Gegentreffer in einem Heimspiel? Das hat der FC Basel seit anno Schnee nicht mehr geschafft, selbst gegen GC flog einst beim 4:5 der Ball nicht dermassen oft ins eigene Tor. Doch es bewahrheitete sich gegen Xamax der Eindruck der ersten Partien dieser Auf-/Abstiegsrunde. Die FCB-Defensive ist mit seiner Zonen-Mann-Misch-Deckung fehleranfälliger denn je (zwölf Treffer in vier Partien). Der FC Solothurn, der SC Kriens und der BSC Young Boys waren «nur» nicht gut genug gewesen, um die haarsträubenden individuellen und kollektiven FCB-Aussetzer zu bestrafen.

Was die Offensive betrifft, so hat ein Heimteam mit drei erzielten Toren die Pflicht eigentlich erfüllt. Wenn das aber nicht zu einem Punkt reicht, dann bleibt nur noch eines übrig: Kopfschütteln. Und für die Verantwortlichen das Bewusstsein, dass der Klassenerhalt noch lange nicht geschafft ist. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 23.03.1998