Presseschau

Blick vom 09.09.2010

Die Nati braucht mehr vom Shaqiri-Faktor

Unser Zauber-Zwerg

Von Andreas Böni und Max Kern

Feurig, mutig, kompromisslos. Xherdan Shaqiri (18) war der Lichtblick des England-Spiels. Man hätte sich am Dienstag mehr Shaqiris gewünscht.

Auch am Tag nach dem 1:3 gegen England mag sich Xherdan Shaqiri (18) nicht so richtig über seinen Hammer-Treffer in der 71. Minute freuen. «Ich bin nach dem Spiel sofort nach Hause. Es gab nichts zu feiern», sagt der 1,68 Meter kleine Wirbelwind zu BLICK.

Xherdan Shaqiri, unser Zauberzwerg. Wegen seiner Körperlänge «XS» oder «Miisli» (Baseldeutsch für Mäuschen) genannt. Er zeigte gegen England, wie man eigentlich spielen muss: mutig, ohne Komplexe, mit viel Herz.

«Ich hätte nie gedacht, dass ich gegen England ein Tor schiesse. Es ist eine Ehre. Auch Ottmar Hitzfeld hat mir gratuliert. Zudem habe ich viele SMS bekommen, auch von einigen ehemaligen Junioren-Trainern», sagt er.

Wer ist Shaqiri? Er hat zwei Brüder, die als Junioren ebenfalls beim FC Basel spielten, und eine kleine Schwester. Noch vor zwei Jahren teilte er mit seinen Brüdern ein kleines Zimmer – ohne Heizung. Inzwischen hat er seiner Familie eine 5½-Zimmer-Wohnung finanziert. «Ich will ihnen etwas zurückgeben. Bevor ich mir einen Ferrari hole, kaufe ich meinem Bruder oder meinem Vater einen.» Die Wurzeln der Familie liegen im Kosovo.

Warum ist er ein solcher Modellathlet? Macht er oft Krafttraining? «Nein. Ich bin von Natur aus eine solche Maschine», sagt er lachend. «Das habe ich von meinem Vater.» Shaqiri – das ist 72 Kilogramm pure Power. Sein Oberschenkel-Umfang beträgt 60 Zentimeter, sein Wadenumfang 41,5 Zentimeter. Damit schlägt er sogar Roberto Carlos (58,5 cm und 41cm).

Fink sorgte sich um Shaqiri

Noch vor einigen Wochen machte sich FCB-Trainer Thorsten Fink Sorgen um seinen Youngster. Er sagte im BLICK: «Vielleicht ging es bei ihm zu schnell. Er wurde hochgejubelt, jeder klopfte ihm auf die Schulter.»

Hat diese Kritik den Jungen angestachelt? Shaqiri: «Das habe ich nicht als Kritik aufgefasst. Thorsten Fink muss mich nicht wachrütteln, er weiss, was ich kann.»

Aber schon sieben Länderspiele mit 18 Jahren. Unfassbar, wie weit der Mittelfeldspieler schon ist. Wer holt Sie wieder auf den Boden, Herr Shaqiri? «Ich bin gar nicht im Hoch. Da muss mich keiner runterholen», sagt der Basler voller Selbstvertrauen.

Im Sommer wollte ihn der Hamburger SV verpflichten. Es klappte noch nicht. «Ich fühle mich wohl beim FCB, kann jetzt Champions League spielen», sagt er. «Aber klar, das Ausland ist das Ziel jedes jungen Spielers. Bundesliga, England oder Spanien würden mich sehr reizen.»

Wenn er so weiterspielt, werden diese Ligen sehr schnell zum Thema.

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