Presseschau

Aargauer Zeitung vom 07.03.2012

Beim FC Basel fliessen Millionen und siegen die Junioren

Fussball · Nicht nur sportlich, sondern auch bezüglich Finanzen ist der FC Basel der nationalen Konkurrenz enteilt. Von einem 70-Millionen-Budget träumt die Konkurrenz.

Georges Küng

Seit Mai 1998 sitzt Mathieu S. Jaus als Finanzchef im Vorstand des FC Basel. Der diplomierte Wirtschaftsprüfer, Steuer- und Treuhandexperte, der an der Hochschule St. Gallen studierte, kennt die finanzielle Entwicklung seit der Zeit, als der FCB im Ausweichstadion Schützenmatte spielte. Damals waren die Sponsoren, Donatoren und «VIPs» in einem provisorischen Zelt untergebracht. Das Budget betrug vor 14 Jahren schon neun Millionen Franken. «Es war ein Kraftakt, die Periode vom Abriss des alten Joggeli zum modernen St. Jakob-Park zu überstehen», erinnert sich Jaus. Es war auch der Moment, wo Gigi Oeri für den Verein gewonnen wurde.

Wenn der 43-jährige Jaus in wenigen Monaten die Jahresbilanz bei der Generalversammlung vorlegt, dürfte die nationale Konkurrenz vor Neid erblassen. Der FCB wird gut 68,5 Millionen Franken Umsatz bekannt geben. «Darin ist auch der Transfererlös von Samuel Inkoom enthalten», erklärt Jaus fast entschuldigend. Doch der Finanzchef weist mit gutem Gewissen auf die immensen Aufwendungen – in Form von Lohnkosten und Prämien – hin. Der Schweizer Meister hat allein für das Erreichen des Achtelfinals der Champions League 3,6 Millionen Franken Antrittsgage erhalten. Das Heimspiel gegen Bayern München spülte weitere 3,5 Millionen Franken in die Kasse. Anders gesagt: FCB gegen FCB generierte so viele Mittel, wie Aufsteiger Lausanne-Sport als Saisonbudget ausweist. Für die Gruppenphase kassierte Basel dank Antrittsprämie, drei Siegen und zwei Unentschieden bereits 12,5 Millionen Franken. Dazu kommt noch Geld aus dem TV-Topf.

30 Millionen Franken als Basis

Dennoch legen die Klubverantwortlichen Wert darauf, dass «der FC Basel von einem Basis-Budget von 30 Millionen Franken ausgeht», sagen Präsident Bernhard Heusler und Jaus unisono. Das gilt, wenn der Klub keinen Titel gewinnt und nicht im Europacup vertreten ist. Doch das ist seit 14 Jahren nicht mehr vorgekommen.

Bereits im Januar 2003 hatte Sébastien Barberis, der zwischen 1997 und 2005 205 Spiele für den FC Basel bestritten hat, gesagt: «Es ist realistischer und vernünftiger, wenn der FCB ein Budget von 25 Millionen aufstellt, als dass Lausanne-Sports versucht, fünf Millionen Franken zu generieren.» Diese kernige Aussage erstaunte und löste, primär in der Romandie, Kopfschütteln aus. Wenige Monate später gab der FCB bekannt, dass sich das Budget der 30-Millionen-Grenze nähert. Zur gleichen Zeit meldete der Traditionsklub Lausanne-Sports Konkurs an.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der FCB die höchsten Gehälter zahlt. «Aber wir budgetieren vernünftig und mit Weitblick, sind flexibel und die Spieler haben leistungsbezogene Verträge. Selbst zwei weniger erfolgreiche Spielzeiten würden uns nicht in Schräglage bringen», hält Jaus mit Nachdruck fest. Auch die nationalen Zuzüger nehmen in Kauf, ein «tiefes» Grundgehalt, dafür grosszügige Sieges-, Rang- und Titelprämien zu haben. Und am 25. jeden Monates kommt pünktlich das Gehalt. Ein David Ángel Abraham kann da Geschichten von Landsleuten erzählen, die in europäischen Grossligen auf den versprochenen Lohn oft monatelang warten müssen. «So etwas gibt es in Basel nicht», sagt der Argentinier. Deshalb überlegt sich Abraham genau, ob er im Sommer nach England, Italien oder Spanien gehen soll.

Man mag die Erfolge des FC Basel als selbstverständlich taxieren und diese der Solvenz zuschreiben. Dies stimmt nur teilweise. Denn auch bei der Basisarbeit, im Juniorenspitzenfussball, setzt der FCB Massstäbe. In den bisher 44 Meisterschaftsspielen der Kategorien U18, U16, und U14 ging Basel 42-mal als Sieger, bei zwei Niederlagen, vom Platz. Das Gesamt-Torverhältnis beträgt 244:50. Auch in diesem Bereich ist der Schweizer Meister der Konkurrenz enteilt.

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