Presseschau

Aargauer Zeitung vom 01.06.2013

Noch keine Offerten, die gut genug sind

Fussball · Sportdirektor Georg Heitz erwartet keine grossen Umwälzungen im Kader des FC Basel

Markus Brütsch

Titel müssen erlitten werden. Diese Erfahrung jedenfalls hat Georg Heitz gemacht, seit er 2009 Sportkoordinator beim FC Basel geworden ist. Nur selten gibt es Spiele wie gegen Tottenham oder Chelsea, die der heutige Sportdirektor auch wirklich geniessen kann, weil es in diesen kaum etwas zu verlieren gibt. Umso grösser ist dann die Erleichterung, wenn ein weiterer Titel sichergestellt wird, wie am letzten Mittwochabend in Bern. Allerdings: Um dies so richtig auszukosten, bleibt wenig Zeit. Denn nach der Saison ist vor der Saison. Selbst wenn die Planungen für die Spielzeit 2013/14 selbstverständlich schon lange laufen.

Der Gedanke, die grossen Auftritte so mancher Basler Spieler in der Europa League hätten bei vielen Vereinen einer grösseren Liga im Ausland Begehrlichkeiten geweckt, ist naheliegend. Yann Sommers grosser Abend in St.Petersburg und Valentin Stockers Glanzauftritt in Tottenham sind nirgendwo verborgen geblieben. Den Befürchtungen, dem Schweizer Serienmeister drohe ein ähnlicher Umbau wie im letzten Jahr, als Xherdan Shaqiri, Granit Xhaka, Benjamin Huggel, David Abraham und Scott Chipperfield die Mannschaft verliessen, nimmt Georg Heitz den Wind aus den Segeln. «Stand jetzt, liegt für keinen Spieler eine Offerte eines anderen Klubs vor, die sowohl für den Akteur wie auch für den FCB interessant genug ist. Noch ist kein einziger Spieler gekommen und hat gesagt: Ich will weg!», sagt Heitz. Und Angst sei sowieso fehl am Platz, wie der erfolgreich bewältigte Umbruch im letzten Sommer gezeigt habe.

Doch der 43-Jährige weiss natürlich, dass schon morgen wieder vieles ganz anders aussehen kann. «Insgesamt gibt es aber nur wenig Bewegung auf dem internationalen Transfermarkt», sagt Heitz. Grundsätzlich sei der FCB bestrebt, sein Meisterkader beisammenzuhalten, obwohl Spielerverkäufe ein Teil des Businessplans seien. «Aber gezwungen, Spieler aus finanziellen Gründen abzugeben, sind wir nicht», sagt Heitz.

Im letzten Saisonspiel heute Abend gegen St.Gallen werden die Aufbauer Gilles Yapi (Zukunft offen) und Cabral (zu Sunderland) verabschiedet. Neben diesen beiden hat einzig noch Defensivspieler Markus Steinhöfer einen auslaufenden Vertrag. Weil Trainer Murat Yakin nicht bedingungslos auf ihn setzt, ist ein Verbleib des Deutschen eher unwahrscheinlich. Und gewiss muss die Führungscrew des FCB auch dafür gewappnet sein, sollten Stocker und Aleksandar Dragovic den Verein verlassen. «Aber, Stand heute», sagt Heitz, «besteht noch immer die Hoffnung, dass sie bleiben.»

Weil also nicht mit allzu vielen Abgängen zu rechnen ist, wird es auch nicht viele Zuzüge geben, das Kader weiterhin 25 oder 26 Spieler umfassen. Ein bis zwei Neue brächten aber frisches Blut, und das sei immer gut, sagt Heitz. Bisher steht neben Perspektivspieler Veljko Simic einzig im Raum, dass Leihspieler Taulant Xhaka höchstwahrscheinlich von GC in den St.Jakob-Park zurückkehrt. Erst wenn Säulen wie Sommer, Dragovic, Fabian Frei oder Stocker wegbrechen sollten, wird der FCB handeln. Einen Schweizer Nationalspieler wie Steve von Bergen zu verpflichten, mache wenig Sinn, so lange Innenverteidiger wie Fabian Schär und Dragovic da seien, sagt Heitz. Dasselbe gelte für Mario Maloca von Hajduk Split, der einer von mehreren Spielern sei, die man beobachtet habe für den «Fall, dass …»

Selbstverständlich gibt es jedoch auch in der Super League immer wieder Profis, die selbst für den FCB mit dessen gehobenen Ansprüchen interessant sind. Einen wie GC-Captain Vero Salatic, dem aber entgegen anderslautenden Berichten im Herbst 2012 nie ein Angebot unterbereitet worden ist. Der FCB habe nur den ersten Schritt getan und beim Klub eine Offerte deponiert, die dann von GC abgelehnt wurde. Und für den angesichts der aktuellen Basler Kadersituation wohl auch kaum Platz im zentralen defensiven Mittelfeld wäre. Im Blickfeld stehen naheliegenderweise nach deren guten Leistungen überdies die beiden FCZler Josip Drmic und Loris Benito. Doch auch in ihrem Fall sagt Heitz: «Solange keine unserer Säulen geht, besteht kein Bedarf. Wir haben dem FCZ jedenfalls keine Offerten unterbreitet.»

Und ebenfalls nicht vor der Tür steht eine Rückholaktion von Ex-Baslern à la Alex Frei und Marco Streller aus dem Ausland. «Mladen Petric möchte gemäss unserer Information weiter im Ausland spielen», sagt Heitz, «und auch für Ivan Rakitic ist eine Heimkehr noch zu früh. Er aber wird eines Tages nahezu sicher wieder für den FCB spielen.»

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