Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 10.06.2013

Befehl aus Zürich: Konkordat umsetzen

Hooligan-Konkordat · Der Zürcher Sicherheitsdirektor Mario Fehr glaubt, dass die Basler Bevölkerung Ja sagen würde

Michael Rüegg und Moritz Kaufmann

Der fussballbegeisterte Zürcher Sicherheitsdirektor Mario Fehr (SP) polemisiert in Richtung Basel: Nachdem die Stimmbevölkerung seines Kantons gestern das verschärfte Hooligan-Konkordat überdeutlich mit 85,45 Prozent angenommen hatte, verlangte Fehr, Basel-Stadt müsse nachziehen: «Baschi Dürr muss dafür sorgen, dass in Basel über das Konkordat abgestimmt wird», sagte Fehr vor Medienvertretern. Die Bevölkerung wolle das Konkordat, so Fehr. Es gehe nicht an, dass die Politik in Basel eine Entscheidung darüber blockiere. Damit lehnt sich der Zürcher Regierungsrat weit aus dem Fenster. Es ist unüblich, dass Regierungsmitglieder eines Kantons Kollegen eines anderen sagen, was diese zu tun haben. Forderungen brachte Fehr auch gegen den FC Basel vor. Dessen Spiele im Kanton Zürich gelten künftig wie diejenigen der beiden Zürcher Clubs als Hochrisikospiele. Basler Fans hätten zudem bei einem Auslandspiel in England Pyros gezündet, kritisierte er weiter.

Basel: ein Hort der Gewalt

Bereits im Vorfeld der Abstimmung schoss der Zürcher Sicherheitsdirektor verbal gegen Basel. Anlässlich der Lancierungs-Medienkonferenz seiner Vorlage sagte er, mit der Weigerung, dem Konkordat beizutreten, nehme der Kanton Basel-Stadt es in Kauf, «ein Hort der Gewalt zu werden». Fehr sieht sich bestätigt vom guten Resultat, das seine Vorlage erzielt hat. Lediglich Grüne, Jungsozialisten und Jungliberale hatten sich im Vorfeld gegen die revidierte Fassung des Konkordats ausgesprochen. Zu den eingeführten Verschärfungen gehören unter anderem dreijährige, schweizweite Rayonverbote, Bewilligungspflicht und die Möglichkeit, flächendeckende ID-Kontrollen durchzuführen. Die Grüne Fraktionschefin Esther Guyer, die vergeblich gegen das Konkordat gekämpft hatte, sagte: «Es ist beunruhigend, dass sich die Parteien nicht mehr für grundrechtliche Fragen interessieren.» Ihr selber sei vorgeworfen worden, sie sei für Gewalt, bloss weil sie gegen das Konkordat gewesen sei.

Druck der anderen Kantone

Dass in Basel die Bevölkerung Ja zum Hooligan-Konkordat sagen würde, wie Mario Fehr sich das vorstellt, ist äusserst fraglich. Es ist aber auch gut möglich, dass es gar nicht so weit kommt. Zwar hat sich die Basler Regierung – mit ihr auch Konkordatsgegner Baschi Dürr – für einen Beitritt ausgesprochen. Das Geschäft kommt als nächstes in den Grossen Rat, wo ihm ein rauer Wind entgegenweht. Laut einer Medienmitteilung vom letzten Freitag sind bereits 56 Basler dem Gegner-Komitee beigetreten (die bz berichtete). Diese könnten im 100-köpfigen Grossen Rat das Hooligan-Konkordat im Alleingang versenken. Dann könnte das Volk nicht darüber abstimmen.

Nach Fehrs Aussagen ist aber klar: Basel kommt in Sachen Hooligan-Konkordat mehr und mehr unter Druck. Bereits der Sicherheitsdirektor des Kantons Bern, Hans-Jürg Käser, hat Basel für die ablehnende Haltung wiederholt kritisiert. Er droht gar, Basel in Zukunft keine Polizisten zur Sicherung von Hochrisikospielen zu schicken, falls Basel Nein sage. In Sachen Hooligan-Konkordat könnte der Kanton Basel-Stadt tatsächlich zum unbeugsamen gallischen Dorf der Schweiz werden.

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