Presseschau

Schweiz am Sonntag vom 22.09.2013

«Meine Freundin ist derzeit der Ball»

Fabian Frei, Fussballprofi beim FC Basel, über seine Beweggründe, in der Freizeit Junioren von Amicitia Riehen zu trainieren

Markus Brütsch

Am Mittwoch der Sieg gegen Chelsea, am Donnerstag die Rückreise aus London, am Samstag die Fahrt nach Sion – dazwischen aber findet Fabian Frei noch die Zeit, das Training der A-Junioren von Amicitia Riehen mitzuleiten.

Der FC Basel erlebt hektische Wochen und Tage, trotzdem trainieren Sie noch Junioren aus dem Breitenfussball. Sie müssen ein bisschen verrückt sein.

Fabian Frei: Es gibt Spieler, die fragen: Wie kann man bloss? Dann sage ich jeweils: Ihr machte eure Sache, ich die meine. Zu Hause hocken und fernsehen, das kann ich auch noch, wenn es schneit. Ich bin gerne draussen und mit Jungen zusammen. Und ich lebe für den Fussball.

Sie sind immer motiviert?

Immer! Wenn ich das nicht wäre, bräuchte ich gar nicht zu kommen. Natürlich gibt es Tage, an denen ich richtig kaputt bin, dann sage ich auch mal: Sorry, heute muss ich leider passen.

Wie oft sind Sie auf der Grendelmatte?

Die Mannschaft trainiert dreimal in der Woche. Ich bin eigentlich jedes Mal da.

Aber die Spiele können Sie kaum verfolgen, weil Sie am Wochenende ja selber spielen müssen.

Wenn unsere Partien am Samstag sind, gehe ich nach dem Auslaufen am Sonntagmittag immer zum Spiel.

Was sagt denn die Freundin dazu?

Meine Freundin ist derzeit der Ball.

Der Erfolg gibt Ihnen recht. Sechs Spiele, 18 Punkte …

Das sagt alles. Ich habe schon einen Aufstieg und einen Abstieg erlebt in den bald zwei Jahren, seit ich hier bin.

Was ist im Training das Wichtigste?

Der Spass! Das ist auch wichtig für mich. Es gäbe ja die Möglichkeit, dasselbe auch bei den Junioren des FCB zu tun. Das wäre mir dann aber zu verbissen. Dann wäre ich noch von Eltern umgeben, die ihre Kinder pushen. Die Riehener Junioren kommen gerne, wollen etwas lernen, aber es ist nicht so, dass für sie der Fussball die absolute Nummer 1 im Leben ist. Dennoch: Sie wollen jedes Spiel gewinnen. Das schon. Und wir haben auch sehr gute Fussballer in unserem Team.

Was können Sie für sich selber lernen?

Ich habe eine andere Sichtweise. Und lerne diejenige eines Trainers näher kennen. Und sonst bietet mir diese Tätigkeit eine super Abwechslung. Ich spiele auch ab und zu gerne mit oder stehe ins Tor.

Wie oft kommen Spieler zu Ihnen und bitten um einen Tipp?

Nicht so oft. Sie durchlöchern mich nicht. Sie wissen: Wenn ich etwas sehe bei ihnen, dann sage ich es sowieso. Da bin ich immer ganz direkt. (Ein Beispiel aus der Praxis: Als der Torhüter beim Training in einer Situation zu passiv ist, sagt Frei: «Du stehst wie ein Schluck Wasser da!»; die Red.).

Sind alle Ihrer Spieler Fans des FCB?

Sie behaupten es wenigstens.

Wenn Sie nach einem Sieg wie gegen Chelsea zurückkommen, werden Sie von den Jungs vermutlich bejubelt.

Ja, das ist so. Aber gemeinsam so applaudiert, wie am Freitag, das haben sie noch nie gemacht. Aber ich höre schon auch mal Sprüche, wenn der FCB schlecht gespielt hat.

Die Grendelmatte liegt fast im Blickfeld des in Lörrach wohnenden Ottmar Hitzfeld. Ein Grund, um hier zu sein?

Nein, natürlich nicht.

War auch nicht ganz ernst gemeint, die Frage. Dennoch: Seit Sie beim FC Basel von Murat Yakin für die Nummer 6 im Mittelfeld entdeckt wurden, ist es für Sie bezüglich Nationalmannschaft schwer geworden.

Das stimmt. Aber für meine Karriere und für mein Befinden ist es gleichwohl ein absoluter Glücksfall.

Haben Sie eigentlich eine Erlaubnis des FCB für diesen «Job» gebraucht?

Alle wissen davon, auch Yakin. Ich glaube, die meisten finden es cool. Aber sie sind sich natürlich im Klaren, dass mein Fokus zu hundert Prozent auf der ersten Mannschaft liegt. Da bin ich Profi genug. Und im Moment kann man ja wohl auch nicht sagen, es beeinträchtige meine Leistung.

Haben Sie keine Angst vor dem Super-GAU, sich mal vor einem Champions-League-Spiel in einem Training mit den Junioren zu verletzen?

Es kann auch etwas passieren, wenn ich über die Strasse laufe.

Gut, aber wenn Sie mal auf die Idee kommen sollten, einem Ihrer Schützlinge zu zeigen, wie man die Kugel in den Winkel haut, könnten Sie sich dabei doch einen Muskelfaserriss zuziehen?

Dann mache ich mich eben zuvor richtig warm.

Wie sind Sie mit dem gerade zu Ende gegangenen Training zufrieden? Uns interessiert Ihre Meinung als Trainer.

Es hat Spass gemacht. Alle haben gut mitgezogen. Wir sind bereit für das Spiel gegen Arlesheim. Ich gehe schwer von einem Sieg aus. Wir beginnen jedes Spiel mit der Absicht, es zu gewinnen. Einen Gegner zu unterschätzen, geht jedoch gar nicht. Wenn ich mal selber nicht am Match sein kann, wie jetzt an diesem Sonntag, werde ich vom Trainer über jedes Detail informiert. Ich er fahre schon in Sion, wie gespielt worden ist.

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