Presseschau

Basler Zeitung vom 10.12.2013

FCB vor Schlagerpartie – doch Politik geht vor

Morgen Abend steigt auf Schalke das Spiel des Jahres – doch viele Politiker müssen darauf verzichten

Von Jonas Hoskyn

Liestal/Basel. Wenn morgen Abend der FC Basel gegen Schalke um die Qualifikation für die Achtelfinals der Champions League antritt, werden Tausende von Fans die Mannschaft vor Ort unterstützen, ein Vielfaches davon vor dem heimischen Fernseher. Andere werden zu diesem Zeitpunkt arbeiten. So etwa die Baselbieter SVP. Sie hat am Mittwochabend zuerst Fraktionssitzung, anschliessend ist ein gemeinsames Abendessen geplant. «Ich habe schon die Hoffnung, dass es im Restaurant einen Fernseher hat», meint SVP-Landrat Hans-Jürgen Ringgenberg. «Wir haben viele FCB-Angefressene in der Partei und ein solcher Match ist immer auch ein sehr geselliger Anlass.»

SVP-Präsident Oskar Kämpfer sagt, man werde das Thema am Abend spontan anschauen. «Es gibt auch Politiker, die sich nicht so viel aus Fussball machen.» Für Kämpfer und Ringgenberg gäbe es neben Sitzung und FCB noch einen weiteren wichtigen Termin an diesem Abend: In ihrem Wohnort Therwil findet an diesem Abend die Gemeindeversammlung statt. Thema ist das Budget 2014 und damit verbunden sind die umstrittenen Steuersenkungen der Firma Colgate-Palmolive (die BaZ berichtete).

Tatsächlich hat man sich auch in Therwil bereits Gedanken gemacht wegen des Matchs am Mittwochabend. «Wir haben letztes Jahr eine Gemeindeversammlung verschoben, weil gleichzeitig die Schweiz an der Europameisterschaft ein Spiel hatte», sagt Gemeindeverwalter Theo Kim. Dieses Mal sei es allerdings zu kurzfristig gewesen – zumal es die Budgetsitzung ist und die Feiertage vor der Tür stehen. «Wir schauen aber, dass wir das rassig durchkriegen», sagt Kim. «Dann sollte es für die zweite Halbzeit reichen.» Und die wird dann verbunden mit dem Apéro direkt in die Mehrzweckhalle übertragen.

Hooligan-Konkordat in den Räten

Glück hatten hingegen die Baselbieter Politiker. Bei ihnen steht am Mittwoch eine Abendsitzung auf dem Programm. Während eine solche bei den Baslern locker bis 22 Uhr dauern kann, macht der Landrat um 19 Uhr Feierabend.

Allerdings mussten auch in der Stadt viele Parlamentarier ihre Fussballbegeisterung hinter das politische Tagesgeschäft stellen. Denn passenderweise behandeln just diese Woche beide Parlamente das Hooligan-Konkordat. «Da ist meine Anwesenheit natürlich Pflicht», sagt SVP-Grossrat Heinrich Ueber­wasser, der sich gegen einen Beitritt starkmacht.

Er war selber schon mehrmals im Stadion in Gelsenkirchen – einmal als FCB-Fan und einmal mit dem SC Freiburg. Dabei hat er auch schon unschöne Situationen erlebt, etwa als die Polizei in den Fanblock marschierte, nachdem dort Pyrotechnik gezündet worden war. «Ein bisschen ein schlechtes Gewissen habe ich ja schon», meint Ueberwasser. «Aber selbstverständlich steht zu Hause das Kanapee bereit und der Fernseher ist reserviert», erklärt Ueberwasser.

Auch SP-Grossrat und Fanarbeiter Thomas Gander stand vor einer schweren Entscheidung. Zumal die Fahrt nach Deutschland eigentlich zu seinem Berufs­alltag gehört. Auch er gibt aber der politischen Debatte am Mittwoch den Vorrang.

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