Presseschau

Sonntagsblick vom 09.03.2014

«In Salzburg dominieren Mozart und Red Bull!»

Christian Schwegler freut sich auf Gipfeltreffen mit Basel

VON STEFAN KREIS (TEXT) UND TOTO MARTI (FOTOS) AUS SALZBURG

Wolfgang Amadeus Mozart ist zwar noch immer der berühmteste Sohn der Stadt, doch auch Red-Bull-Profi Christian Schwegler ist in Salzburg zur festen Grösse geworden. SonntagsBlick hat den Luzerner vor dem Knüller gegen Basel besucht.

Nach knapp fünf Jahren in Salzburg könnte man Christian Schwegler für einen Österreicher halten, sein Dialekt ist perfekt. «Könn’ wir noch a Foto machen im Hangar?», fragt der 29-Jährige. Zwei Minuten später sitzt er in einem Düsenjet und spricht über den sportlichen Höhenflug seiner Mannschaft. 25 Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz, Salzburg kickt auf einem anderen Planeten.

Verleiht Red Bull tatsächlich Flügel? «Der Slogan passt gut zur aktuellen Situation», antwortet Schwegler. Im Sommer wird er zum dritten Mal in seiner Karriere den österreichischen Meisterpokal in die Höhe stemmen, international sorgen die Roten Bullen ebenfalls für Furore, zuletzt wurde das grosse Ajax im Sechzehntelfinal mit einem Gesamtskore von 6:1 aus der Europa League geballert.

Als Belohnung wartet nächsten Donnerstag der FC Basel im Achtelfinal-Hinspiel, Schwegler schickt vier Tage davor schon mal eine Kampfansage ans Rheinknie: «Wir werden auch auswärts nicht auf Abwarten spielen und wollen dominieren.» Seine Vorfreude auf das Gastspiel im Joggeli ist riesig, insgesamt 30 Tickets hat er für seine Familie und seine Kollegen organisiert.

Der Mann aus Ettiswil LU glaubt an ein positives Resultat und sieht seine Salzburger auf Augenhöhe mit dem FCB. Überraschend ist das nicht, denn der österreichische Leader ist das gefährlichste Team in ganz Europa, im Schnitt erzielt die Elf pro Match 3,3 Tore. «Kein Wunder», werden böse Zungen nun sagen und behaupten, dass die Meisterschaft in unserem östlichen Nachbarland mit einer Operetten-Liga, die Gegner mit Fallobst zu vergleichen seien.

Schwegler widerspricht diesem Vorurteil und glaubt, dass die Super League und die österreichische Bundesliga vom Niveau her vergleichbar seien. Er selbst muss es wissen, insgesamt spielte er sechs Jahre in der Schweiz, war unter anderem Captain beim FC Luzern und stand zwischen 2006 und 2009 für die Berner Young Boys auf dem Rasen.

Obwohl ihn YB gerne behalten hätte, wechselte Schwegler nach Salzburg und verlängerte seinen Vertrag vor kurzem bis 2016.

«Hier sind die Bedingungen optimal», begründet der Rechtsfuss seine Entscheidung und zählt auf, was der Klub der ersten Mannschaft bietet: Fünf Physiotherapeuten, ein festangestellter Koch, ein Mentaltrainer und ein Ernährungsberater sorgen für das körperliche und psychische Wohl der Spieler. Kein Zweifel: Red Bull Salzburg ist professioneller aufgestellt als so manch ein Bundesliga-Klub. Und: Der Verein verfügt über grössere finanzielle Mittel.

Mehr als 46 Millionen Franken an Personalkosten butterte Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz im Geschäftsjahr 2012/13 in den Verein. Das sind 13 Millionen mehr, als der FC Basel vor einem Jahr für sein Personal ausgab. Der Unterschied: Während der FCB 15 Millionen Franken Gewinn machte, bleibt Profi-Fussball in Salzburg ein massives Verlustgeschäft.

Das war bereits vor neun Jahren nicht anders, als der Klub mit beiden Beinen im Konkurssumpf steckte. Damals hiess Red Bull noch Austria Salzburg und stand kurz vor dem Ruin. «Nur dank Red Bull gibt es in dieser Stadt noch Profi-Fussball», sagt Schwegler. Und er wehrt sich gegen die Vorwürfe, bei einem Retortenklub zu spielen, der keine Fankultur, keine Tradition besitze. «Das ist nicht wahr, hier in Salzburg dominieren Mozart und Red Bull!»

Zwar sei der Klub nicht mit dem weltberühmten Komponisten zu vergleichen, doch die Akzeptanz des Profi-Fussballs steige kontinuierlich. Zwar sei der berühmteste Sohn der Stadt noch immer präsenter, doch die Zuschauerzahlen seien wieder steigend. In dieser Saison pilgern im Schnitt knapp 10 000 Fans in die Keine-Sorgen-Arena, im Rückspiel gegen Basel wird das Stadion mit knapp 32 000 Zuschauern ausverkauft sein.

Die steigende Beliebtheit in der Bevölkerung habe auch damit zu tun, dass es beim finanziellen Engagement von Red Bull nicht darum gehe, kurzfristige Gewinne zu erzielen, sondern ein nachhaltiges Projekt zu realisieren. «Schon bald wird eine Fussball-Akademie eröffnet, die über 100 jungen Talenten die Möglichkeit gibt, unter professionellen Bedingungen zu trainieren», sagt Schwegler. Dieses Zentrum stehe stellvertretend für die Philosophie des Vereins, Red Bull setzt konsequent auf die Jugend, das Durchschnittsalter im Kader liegt bei 24,9 Jahren. Mit seinen 29 Lenzen ist der Schweizer der älteste Feldspieler der Salzburger. «Trotzdem kann ich immer noch gut mithalten!»

Wie wahr: Auf der rechten Aussenverteidigerposition spielt Schwegler die wohl stärkste Saison seiner Karriere, zuletzt brillierte er gegen Ajax sowohl im Hinals auch im Rückspiel. Auch gegen Basel wird er von Beginn an auflaufen, für Salzburgs Sportdirektor Ralf Rangnick steht fest: «Er spielt stark!» Derart stark, dass Rangnick bei Ottmar Hitzfeld anrief und seinen Spieler für die Schweizer Nati empfahl. «Das stimmt!», bestätigt Schwegler, bleibt aber bescheiden. «Auf meiner Position ist Stephan Lichtsteiner gesetzt, er hat sich seinen Status hart erarbeitet und auch verdient!» Und wie wäre es als Back-up für Lichtsteiner? «Ich muss mich jedenfalls nicht vor den anderen Spielern verstecken!», sagt er selbstbewusst.

Zurzeit steht ihm in der Nati GCSpieler Michael Lang vor der Sonne, unter anderem auch deshalb, weil dieser in der Schweizer Super League mehr im Fokus steht als Schwegler in Salzburg. Dabei seien die sportlichen Perspektiven hier in Österreich besser, so der ältere Bruder von Nati-Star Pirmin. Er habe seinen Wechsel zu Red Bull deshalb nie bereut, hier habe er die Möglichkeit bekommen, Titel zu holen. Wäre er bei YB geblieben, wäre sein persönlicher Trophäenschrank noch immer leer.

Die Königsklasse fehlt

Was zu seinem Glück noch fehlt: eine Champions-League-Teilnahme. 2009 scheiterte er in der Qualifikation an Maccabi Haifa, 2010 an Hapoel Tel Aviv, und 2012 blamierten sich Schwegler und Co. in der ersten Quali-Runde gegen den luxemburgischen Vertreter aus Düdelingen.

Der FC Basel hingegen schrieb in den letzten Jahren Geschichte und sorgte für legendäre Moment. Unvergessen der Sieg gegen ManUtd 2011, unvergessen die beiden Siege gegen Chelsea in dieser Saison. «Was der Schweizer Liga-Krösus kann, können wir auch», sagt Schwegler. Und er hofft, dass seine Mannschaft am Donnerstag eine gute Ausgangslage für das Rückspiel schaffen wird.

Zurzeit steht Österreich im Uefa-Ranking nur einen Platz hinter der auf dem 13. Platz liegenden Schweiz. Sollten die Salzburger die Basler im Achtelfinal eliminieren, bräuchte Red Bull nur noch einen Sieg, um die Eidgenossen zu überholen. Das sei zwar nett, aber nicht entscheidend, so Schwegler. Wichtig sei, dass sein Klub weiterhin erfolgreichen und attraktiven Fussball zeige.

Damit in der Red-Bull-Arena zu Salzburg irgendwann mal die Champions-League-Hymne ertönt. Eine klassische Melodie, die wohl auch dem 1791 verstorbenen Mozart gefallen hätte.

Zurück