Presseschau

Tages-Anzeiger vom 28.04.2014

Yakins Jammern

Als Murat Yakin nach dem Spiel in die Kabine lief, gab es ein paar Pfiffe für ihn. Andere mit Zuneigung zu Rot-Blau stempelten ihre Mannschaft als «Holzfäller» ab und sagten verwundert: «Und die werden Meister!»

Die Zeiten in Basel sind schon unbeschwerter gewesen, der Erfolg ist Normalität, so sehr, dass für die Zuschauer nur das Aussergewöhnliche offenbar noch gut genug ist. Yakin spürt das als Trainer zweifellos. Viel anders ist sein gestriges Verhalten nicht zu erklären.

Yakin war alles, nur nicht die personifizierte Gelassenheit, nur nicht souverän, weder während des Spiels noch danach. Er war entnervt, sehr sogar. An der Seitenlinie war er besonders während der ersten Hälfte dauernd am Klagen und Jammern darüber, was ihm so alles an den Pfiffen von Alain Bieri nicht gefallen hatte. Über den Schiedsrichter wolle er jetzt keine Diskussion führen, sagte er, aber der habe beidseitig viele diskutable Entscheide getroffen. Das genügte schon als Hinweis, dass zumindest er nicht viel von Bieris Leistung hielt.

Immer mehr wie Gross

Später sagte er an der Pressekonferenz: «Die erste Halbzeit von uns war nicht so gut, die zweite war besser. Wir können mit dem Punkt leben. Ich bin froh darum, weil wir so den Gegner auf Distanz gehalten haben.»

Danach wurde er gefragt, ob er denn vom offensiven Auftreten von GC überrascht worden sei. Jetzt war es schon wieder vorbei mit seiner Geduld. «Entschuldigung», sagte er, «ich muss mich beherrschen.» Und das tönte so, als wäre mit der Frage gar etwas Ungeheuerliches verbunden gewesen. Yakin also antwortete: «Offensiv? Mit fünf Verteidigern? Wenn ich mit einer Dreierkette spiele, heisst es, ich spiele defensiv. Taktische Fragen bitte uns Trainern überlassen.» Was ihm offenbar entgangen war: Eine Minute zuvor hatte GC-Coach Michael Skibbe die Ausrichtung seiner Mannschaft unter anderem als «offensiv» gewürdigt.

Yakin erinnert in seiner Gestik immer mehr an Christian Gross, aber auch in seiner Empfindlichkeit. Das ist in Zeiten wie diesen kein Vorteil. (ths.)

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