Presseschau

Aargauer Zeitung vom 29.04.2014

Skibbes Flirt mit dem FC Basel

Fussball GC-Trainer Michael Skibbe hinterliess im Spitzenkampf eine hervorragende Visitenkarte

Sebastian Wendel

Es war ein Spiel auf Messers Schneide, das der GC-Trainer vor dem Duell gegen Basel spielte. Michael Skibbe baute nach Absprache mit dem Mannschaftsrat sein System um, statt mit der bewährten Viererkette trat Blau-Weiss im St. Jakob-Park mit einer Dreierabwehr an. GC spielte so offensiv und mutig wie in dieser Saison noch keine Schweizer Mannschaft im Stadion des Meisters. GC war bei diesem 1:1 das bessere Team und brachte den FCB an den Rand der Niederlage, sodass man am Schluss feststellen durfte: Skibbes Plan ging auf, einziger Makel war die fehlende Effizienz seiner Mannschaft. Der Deutsche hinterliess in Basel jedenfalls eine hervorragende Visitenkarte.

Michael Skibbe irgendwann mal FCB-Trainer? Zugegeben, ein im ersten Moment abwegiger Gedanke.

Doch ist es so, dass keineswegs feststeht, dass im Sommer der Basler Trainer immer noch Murat Yakin heisst, trotz Vertrag bis 2015 mit Option für ein weiteres Jahr. Die «atmosphärischen Störungen», die im Herbst für ein mediales Gewitter über Basel sorgten, sind längst nicht ausgestanden. Die nationalen und vor allem internationalen Erfolge, die Yakin in seinen eineinhalb Jahren beim FCB feierte, hat man auch in Deutschland registriert und dürften das eine oder andere Telefon aus der Bundesliga zur Folge haben. Und sollte Rot-Blau den Meistertitel auf der Zielgeraden doch noch verspielen, ist Yakins Berechtigung auf dem FCB-Trainerstuhl in sportlicher Hinsicht nicht mehr vollends gegeben.

Die Situation am Rheinknie dürfte auch Michael Skibbe bekannt sein. So harmonisch die Ehe zwischen ihm und GC auch scheint, einen Anruf des FCB ignorieren würde Skibbe kaum. In Basel hatte am Sonntag der forsche Auftritt der Zürcher für Staunen gesorgt. «Mit so einem offensiven und aggressiven GC haben wir nicht gerechnet», sagte etwa FCB-Verteidiger Kay Voser. «GC hat es in der ersten Halbzeit sehr gut gemacht», sagte Valentin Stocker. Gefallen gefunden haben dürften auch Skibbes wohlwollende Worte nach der Partie. Er flirtete: «Der FCB machte auch in diesem Jahr im Europacup beste Werbung für den Schweizer Fussball.» Oder: «Das Ausscheiden in Valencia war für den FC Basel sehr unglücklich.» Und zum Meisterrennen: «Bei der Qualität des FC Basel sind vier Punkte ein ordentliches Polster.»

Was spricht für Skibbe?

Er verfügt über eine grosse Portion internationaler Erfahrung aus seiner Zeit als Assistenztrainer der deutschen Nationalmannschaft, in Leverkusen und in der Türkei. Er kennt die Super League und hat es geschafft, trotz gewichtiger Abgänge GCs Platz an der Ligaspitze zu zementieren. Er beherrscht den Umgang mit den Medien wie kein Zweiter in der Schweiz und verkörpert mit seinem Auftreten das Weltmännische, was im FCB immer gesucht wird. Obwohl im Januar sein Vertrag bei GC bis 2015 verlängert wurde, sägen im Klubumfeld einflussreiche Personen an seinem Stuhl. Und dass GC im Sommer gezwungen sein wird, weitere Leistungsträger zu verkaufen, dürfte dem ambitionierten Skibbe gegen den Strich gehen.

Was spricht gegen Skibbe?

Er hat einen Vertrag für die kommende Saison, den er laut eigener Aussage «gerne erfüllen möchte». Er hat es nicht geschafft, eine Trendwende einzuleiten, als es während seiner Zeit in Frankfurt bergab ging. In Berlin wurde er als Feuerwehrmann geholt, nach vier Niederlagen in Serie aber schnell wieder entlassen. Zudem gibt es Stimmen, die behaupten, bei GC hätte Captain Vero Salatic ebenso viel Mitspracherecht wie Trainer Skibbe, wenn es um die Aufstellung geht.

Michael Skibbe, der FCB-Trainer – zurzeit nur eine Gedankenspielerei. Er sagt: «Yakin macht seine Sache bestens. Ein Anruf bei mir macht keinen Sinn.» Aber einen Gedanken wert ist die Vorstellung auf jeden Fall.

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