Presseschau

Basler Zeitung vom 10.08.2005

Kein kommerzielles Traumlos

Das Heimspiel war schwieriger zu vermarkten als angenommen
Christoph Kieslich/Marcel Rohr

Vor allem der Verkauf der Fernsehrechte für das Heimspiel blieb weit unter den Erwartungen.

Die Botschaft ist klar: «Es gibt keinen wirtschaftlichen Druck für uns», sagt Gigi Oeri vor der Ausscheidung gegen Werder Bremen. Der Druck, so die FCB-Vizepräsidentin, «darf nur ein rein sportlicher sein.»

Dabei sind die finanziellen Verlockungen bekannt: Die Gruppenphase der Champions League macht die Teilnehmer auf einen Schlag um 5,5 Millionen Franken Startgeld reicher, ohne dass ein kleiner Zeh gerührt wurde. Mit hochgerechnet drei Million Franken Einnahmen aus den drei Heimspielen kommen 8,5 Millionen Franken zusammen. Etwaige Prämien - 500 000 Franken für einen Sieg, 250 000 für ein Remis - sowie sonstige Nebengeräusche noch gar nicht eingerechnet.

So lukrativ die Königsklasse für die Uefa und die Luzerner «Team Marketing AG» ist, so mühsam gestaltete sich für den FC Basel die Vermarktung der Qualifikationsrunde, die nicht zum grossen Rechtepaket gehört. «Die kurze Vorlaufzeit zwischen Auslosung und Heimspiel kostet uns viel Geld», erläutert FCB-Geschäftsführer Markus Laub.

Als besonders knifflig erwies sich der Verkauf der Fernsehrechte für Bilder aus dem St.-Jakob-Park. Während sie auf dem kleinen Schweizer Markt der SRG um die 150 000 Franken wert sein dürften, versprach man sich vom Gegner Werder Bremen weitaus fettere Einnahmen für eine Live-Übertragung in Deutschland.

AUSGESTIEGEN. Doch weit gefehlt: ARD und ZDF sind fürs Erste aus dem Europacup ausgestiegen, RTL hat im Augenblick mit Fussball nicht viel am Hut und der Spartensender DSF hat sich gerade erst für Rechte am Uefa-Cup aus dem Fenster gelehnt. «Vor ein, zwei Jahren wäre ein deutscher Gegner noch ein kommerzielles Traumlos gewesen», sagt Martin Blaser von der Agentur «Sportart», die für den FCB das Spiel vermarktet, «für ein Spiel Basel-Bremen wären 1 bis 1,2 Millionen Franken zu bekommen gewesen, ohne jemanden anrufen zu müssen.» Jetzt kommt Blaser zum Urteil: «Der Markt ist komplett zusammengebrochen.»

Am Ende Premiere. Weil auch Sat 1, wo das Rückspiel zu sehen sein wird, kurzfristig keinen Programmplatz freiräumen wollte, landete das Basler Spiel am Ende der Verwertungskette bei «Premiere». Der Pay-TV-Sender mit 3,5 Millionen Abonnenten bezahlt im Gegensatz zu den horrenden Summen für Rechtepakete an Bundesliga oder Champions League für ein Spiel wie heute Abend vermutlich kaum mehr als 200 000 Franken.

So wird der FCB auf rund 1,8 Millionen Franken aus TV-Rechten, Bandenwerbung und Zuschauereinnahmen kommen - vorausgesetzt, die letzten 4000 Tickets werden heute an den Tageskassen abgesetzt. Wie vor einem Jahr schon beim Inter-Spiel haben die hohen Preise unter dem FCB-Anhang abschreckende Wirkung. Wäre das Stadion nicht restlos ausverkauft, wäre es für FCB-Finanzchef Mathieu S. Jaus trotzdem «eine grosse Enttäuschung».

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