Presseschau

Basler Zeitung vom 21.07.2014

Gemischte Gefühle

Der FC Basel siegt – unter erschwerten Bedingungen – zum Saisonauftakt mit 2:1 in Aarau

Von Tilman Pauls, Aarau

Natürlich ist es schwer zu erörtern, was Paulo Sousa denn nun wirklich meinte, als er sagte, die Anhänger des FC Basel sollen die Resultate ihres Clubs künftig nicht nur sehen, sondern auch spüren. Wahrscheinlich wollte er auf seine Art zum Ausdruck bringen, dass für ihn nicht nur das blanke Ergebnis zählt, sondern eben auch die Art und Weise, wie dieses zustande kommt. Aber weil der neue FCB-Trainer noch kein Wort Deutsch spricht und alle anderen kein Wort Portugiesisch verstehen, sagte er beim Saisonauftakt vergangene Woche auf Englisch, einer Fremdsprache für beide Seiten: «Ich will Resultate fühlen.»

Die Frage muss nach dem ersten Saisonspiel, einem am Ende knappen, aber in der Gesamtheit ungefährdeten 2:1-Sieg gegen den FC Aarau, erlaubt sein, wie es sich denn nun angefühlt hat. War das ein schöner erster Sieg für Paulo Sousa, einer, den man in den Arm nehmen und nicht mehr loslassen will? Oder war es doch eher ein Sieg, von dem man sich ganz schnell abwendet, um ihn möglichst nie wieder sehen zu müssen?

Delgado, das Zentrum

Kurz nach der Partie machte der Trainer des FCB jedenfalls den Eindruck, als könne er auf diese Form von Siegen in Zukunft gerne verzichten, wenn er es sich denn aussuchen könnte. Der späte Anschlusstreffer der Aarauer durch Alain Schultz hatte den Portugiesen in seinem eingekreideten Trainerkäfig derart in Rage gebracht, dass er einige Minuten nach dem Schlusspfiff zugab: «Ich hatte das Gefühl, dass wir dieses Spiel noch hätten verlieren können», in den 80 Minuten zuvor habe er sich deutlich entspannter gefühlt als in der Schlussphase. Doch nach der Partie wollte sich Sousa lieber jenen zehn Minuten widmen, die es zu bessern gilt, statt in voreilige Genügsamkeit zu verfallen.

Aber wenn man von dem Treffer zum 1:2 und dem folgenden Euphorie-Anfall der Aarauer absieht, kann der Trainer nach seiner ersten Partie beim FCB durchaus das Gefühl haben, dass er und seine Mannschaft auf einem guten Weg sind. Schliesslich hatte der FCB mehr Chancen, war meist überlegen und zeigte erste Ansätze von dem von Sousa geforderten Ballbesitz-Fussball: Mehr als nur einmal zirkulierte der Ball im Zentrum durch die Reihen, nur mit einem Ballkontakt, gleich weiter zum Nächsten, und immer in unmittelbarer Nähe von Matias Delgado, dem wiedererstarkten Zentrum dieser Mannschaft. Mehr als nur einmal konnten die Basler den Ball erobern, indem sie penetrant den Spielaufbau des Gegners störten.

Hätte Breel Embolo nicht nur das 1:0 erzielt (15.), sondern kurz zuvor auch noch das leere Tor getroffen, hätte Delgado seinen starken Auftritt in der 53. Minute mit einem Tor gekrönt, hätte Derlis Gonzalez eine seiner Chancen verwertet – «wir hätten auch 3:0 oder 4:0 führen können», sagte Sousa. So blieb es allerdings bei den beiden Treffern von Embolo und Naser Aliji (38.), dem zweiten FCB-Talent.

Sauro, der Abwesende

Und man darf nicht vergessen, dass die Basler unter erschwerten Bedingungen angereist waren. Nicht nur, dass die WM-Fahrer Kakitani, Serey Die, Sio, Diaz und Schär noch immer gerne in den Ferien wären. Zusätzlich mussten sich Marco Streller krank- und Philipp Degen verletztmelden, sodass Sousa einige Modifizierungen vornahm: Gaston Sauro zum Beispiel reiste gar nicht erst mit nach Aarau. «Nicht im Aufgebot», lautet der Kommentar von Sportdirektor Georg Heitz. Auf der Kontingentsliste der Liga belegt Sauro einen Platz im FCB-Kader, der Club scheint mit ihm zu planen. Allerdings ist das Transferfenster noch lange geöffnet und die Basler haben tendenziell zu viele Innenverteidiger als zu wenige.

Erst recht, wenn man bedenkt, wer in Aarau im Zentrum spielte – Taulant Xhaka und Behrang Safari. Der eine, Xhaka, eigentlich zu klein. Der andere, Safari, eigentlich ein Aussenverteidiger. Eine Abwehr also, die so, ausser im Training, noch nie zusammen gespielt hatte, und dies auch noch vor einem Torhüter, der in einem Pflichtspiel überhaupt noch nie für den FCB gespielt hatte. Doch die Taktik ging auf, weil Tomas Vaclik überzeugte, die Innenverteidigung standhielt, Aarau durch Fehler in Rückstand geriet und ob der eigenen Patzer gleich noch das Selbstvertrauen verlor. «Wir haben zu lange gebraucht, um das 0:1 zu verarbeiten», sagte FCA-Trainer Sven Christ nach der Partie.

Kakitani, der Akklimatisierte

Der FCB auf der Gegenseite kann von sich behaupten, selbst in dieser ungewohnten Formation den erwarteten Startsieg erreicht zu haben. Und er kann damit einhergehend die Hoffnung haben, dass die von Sousa geforderten Massnahmen in naher Zukunft noch besser greifen werden. Man merkt, dass der Mann an der Linie viel von den Spielern fordert und diese immer besser begreifen, wie die Ideen des Portugiesen umzusetzen sind. Zudem dürfte sich das Spielerpotenzial in den kommenden Tagen schlagartig verbessern: Streller und Degen werden genesen, Kakitani sich akklimatisieren und die WM-Fahrer langsam zu Kräften finden.

Wenn der FC Basel dann in einigen Wochen so spielen kann, wie er sich das jetzt schon wünscht, dann kann man Paulo Sousa nach einem Spiel ja nochmals fragen: «Na, wie hat sich das heute angefühlt, Herr Sousa?»

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