Basler Zeitung vom 22.11.2014
FCB-Präsident Bernhard Heusler zieht nach 22 Spielen mit dem neuen Trainer eine Zwischenbilanz – mit bemerkenswerter Offenheit
Von Tilman Pauls, Oliver Gut und Marcel Rohr
Basel. Es ist früh am Morgen, 7.30 Uhr. Für einige Berufsgruppen ist das mitten in der Nacht, Präsidenten von Fussballclubs zählen aber offenbar nicht dazu. Bernhard Heusler erscheint bestens gelaunt, obwohl ein langer Tag vor ihm liegt – mehrere Vorträge in mehreren Städten, quer durch die Schweiz. Und natürlich wird der 50-Jährige dabei immer wieder auf seinen Club, den FC Basel, angesprochen. Es war ja wieder viel los bei den Baslern in dieser Saison: Der neue Trainer, Paulo Sousa. Eine erste Phase der Euphorie. Dann eine zweite Phase der Ernüchterung. Und zuletzt, nach vier Siegen in Serie, der erhoffte Weg der Besserung.
22 Pflichtspiele liegen unter dem neuen Trainer bereits hinter dem FCB, fünf werden bis zum Jahreswechsel noch hinzukommen. Das Heimspiel gegen Aarau morgen (13.45 Uhr) bildet den Auftakt zur letzten Phase des Jahres, die mit den Spielen gegen Liverpool und Madrid noch zwei Höhepunkte bereithält. Für Heusler war die Nationalmannschaftspause also die ideale Gelegenheit, um mit ein bisschen Ruhe auf die letzten Monate zurückzublicken – und ein letztes Mal durchzuatmen, bevor das Jahr ein Ende findet.
BaZ:
Bernhard Heusler, der FC Basel hatte zu Saisonbeginn eine erfrischende Phase, danach gab es schwächere Spiele und eine Zeit der Unruhe. In welcher Phase befindet sich der FCB jetzt?
Bernhard Heusler:
Wir befinden uns in einer kurzen Pause, in der man ein ersten Zwischenfazit ziehen kann.
Und wie sieht Ihr Zwischenfazit aus?
Nach den Niederlagen in Zürich, Madrid und St.?Gallen sowie den von vielen als enttäuschend empfundenen Auftritten des Teams im Joggeli waren die vier Spiele vor der Pause besonders wichtig. Mit vier Siegen aus diesen vier Spielen sowie 14:1 Toren hat das Team seine Antwort gegeben. Den letzten fünf Matches dieses Jahres können wir nun mit einer gewissen Ruhe entgegenblicken.
Wie erleichtert sind Sie, dass sich die Lage entspannt hat?
Es freut mich für das Team und Paulo Sousa. Natürlich bleibt bei mir aber auch der Eindruck haften, dass die Kritik zuweilen irritierend unsachliche Züge angenommen hat. Noch zu Beginn der Saison war ich überrascht, wie euphorisiert man auf gewisse Siege reagiert hat, bei denen ich die Leistung des Teams als durchschnittlich bis gut erlebt habe, mehr nicht. Diese Euphorie kippte dann innerhalb von wenigen Spielen ins Gegenteil.
Wie erklären Sie sich dieses schnelle Umschlagen der Emotionen? Vom Hoffnungsträger Paulo Sousa hin zum Totengräber ging es ja ziemlich schnell.
Das Phänomen rund um den FCB ist nicht neu, für manche bietet der Club zwei Szenarien. Das eine lautet: Das Team gewinnt und auch alle anderen persönlichen Erwartungen werden erfüllt – dann ist alles in Ordnung. Wenn das aber nicht der Fall ist, Szenario zwei, wird umgehend jede und jeder infrage gestellt und verbal auf alles eingeprügelt, was sich bewegt.
Spüren Sie den Unmut in persönlichen Gesprächen in der gleichen Stärke?
Ich muss zugeben: In den vergangenen Wochen habe ich sehr wenig von dem gelesen, was im Internet verbreitet worden ist. Entweder hatte ich keine Zeit – oder keine Lust. Natürlich nehme ich in solchen Phasen die bestürzten Mienen oder die Sorge um den FCB oder mich persönlich wahr. Im direkten Kontakt erlebe ich die Hysterie aber viel weniger.
Sie haben also mit der Zeit gelernt, auch mit solchen Phasen umzugehen.
Auch das ist ein Prozess. Ich nehme heute sicher eine andere Rolle ein als vor sechs Jahren. Du kannst nach fünf Meistertiteln in Serie ja schlecht sagen: Niemand darf sich beschweren, wir haben doch fünf Titel gewonnen, jetzt müssen alle alles super finden. Ebenso wenig muss ich aber Verständnis haben, wenn Vorwürfe erhoben werden, die unsachlich und absurd sind. Etwa, dass die FCB-Verantwortlichen abgehoben und grössenwahnsinnig geworden seien.
Was meinen Sie damit?
Es heisst, wir würden den Leuten ihren FCB wegnehmen und ihn zu einem elitären Club ummodeln. Befeuert werden solche Theorien ja durch die geschlossenen Trainings. Aber das ist doch Quatsch.
Geschlossene Türen beim Training könnten das aber vermuten lassen.
Sie müssen eines verstehen: Es gibt die Führung des Clubs und innerhalb des Clubs gibt es die Führung des Teams durch den Trainer. Zur Führung des Clubs gehört, Werte, eine Philosophie und eine Strategie zu bestimmen. Die Aufgabe des Trainers ist aber eine andere. Er muss seine Spieler führen, und damit er diese Aufgabe erfüllen kann, muss er in seinem Bereich frei entscheiden können. Ob ein Training öffentlich ist oder nicht, das fällt für mich in die Entscheidungskompetenz des Trainers. Genauso wie er entscheidet, ob das Team vor dem Spiel in ein Hotel geht oder nicht. Er darf allein entscheiden, ob wir mit zehn Stürmern spielen oder mit einem. Er darf entscheiden, wie er sich an der Seitenlinie verhält. Wenn ich als Präsident in diese Bereiche eingreife und dem Trainer vorschreibe, was er tun und lassen soll, dann breche ich seine Persönlichkeit und schwäche ihn. So kann er sein Team nicht mehr authentisch führen.
Aber könnte die mangelnde Fannähe nicht auch ein Punkt sein, der den Club und dessen Philosophie betrifft?
Beim FCB gibt es keine mangelnde Fannähe. Und ohnehin gibt es deutlich wichtigere Dinge als offene Trainings, um die Fannähe zu beurteilen.
Paulo Sousa hat seit seiner Ankunft aber auch viele andere Dinge geändert. Was überzeugt Sie an seiner Arbeit?
(Überlegt.) Er ist ein Trainer, der sich gefühlt 24 Stunden mit seinem Beruf auseinandersetzt – vermutlich sind es 18 Stunden am Tag; mit dem einzigen Ziel, sich und die Spieler weiterzubringen. Er besitzt zum einen grosses Fachwissen, hat aber auch Verständnis auf einer menschlichen Ebene. Wir hatten im Sommer ein komplexes, zwischenmenschliches Thema bei einem der Spieler – Paulo hat das hervorragend gelöst. Er begreift, wie man mit Menschen umgeht. Teams sind heute multikulturell, multireligiös, und das erfordert hohe Empathie bei einem Trainer. Und ich habe das Gefühl, dass er die mitbringt.
In der Öffentlichkeit wirkt er hingegen sehr kühl und distanziert.
Ich spüre auch, dass er zum Teil so wahrgenommen wird. Bei Thorsten Fink, Heiko Vogel oder Murat Yakin war das vielleicht anders, doch hatte auch jeder dieser Trainer mit Bildern und Vorurteilen zu kämpfen, die ihnen nicht gerecht wurden. Sicher ist, dass Sousa gar nicht der Liebling von allen sein will. Er ist – im positiven Sinn – so besessen von seiner Arbeit, dass er keine Rücksicht auf solche Dinge nimmt. Man kann behaupten: Paulo ist kein Politiker in eigener Sache. Aber ich finde, das kann eine Qualität sein – auch wenn ihm das in der medialen Darstellung sicher nicht hilft.
Sie haben erst kürzlich gefordert, der Trainer solle Deutsch lernen.
Das ist so nicht richtig. Auf die Frage, ob teilweise negative Reaktionen auf die Sprache zurückzuführen seien, habe ich nur gesagt, dass die Sprache generell wichtig sei, wenn man sich integriert. Bei unserem Trainer ist damit aber nicht die Kommunikation mit den Journalisten oder Spielern gemeint, sondern jene gegenüber den Fans. Es wäre da sicher von Vorteil, wenn der Trainer die gleiche Sprache sprechen würde. So hätte er auch für alle verständlich klarstellen können, dass er nach dem Spiel in Madrid nicht die gross diskutierte Vertrauensfrage gestellt hat, wie das fälschlicherweise kolportiert worden ist.
Ist Sousa in den vergangenen Wochen, als die Kritik lauter wurde, zu Ihnen gekommen und hat gefragt, ob solch eine Ungeduld in Basel normal sei?
Ich habe mich mehrmals mit ihm ausgetauscht, dabei ging es aber weniger darum, wieso das Umfeld des FCB so reagiert, wie es reagiert. Wir haben uns mehr auf das Tagesgeschäft fokussiert. Paulo war sehr ruhig, nicht wehleidig. Man darf nicht vergessen: Er hat als Spieler schon ganz andere Stürme erlebt. Aber natürlich ist ihm nicht entgangen, dass sich die Welle der Kritik aufgetürmt hat …
… und sie hätte leicht über Ihnen zusammenbrechen können.
Da müssen wir uns keine Illusionen machen: Wenn wir gegen Wohlen ausscheiden, gegen Rasgrad nur unentschieden spielen und damit wohl nicht europäisch überwintern, dann stolperst du vielleicht noch in Vaduz – wir würden hier und heute über ganz andere Themen reden.
Es ist auffallend, mit welcher Boshaftigkeit die Zuschauer teilweise über den neuen Trainer diskutieren.
Ich habe das ansatzweise schon bei Murat Yakin erlebt, dass gewisse Leute mit grosser Aggressivität über ihn gerichtet haben, ohne ihn als Menschen zu kennen. Er konnte das aber mit den richtigen Resultaten immer schnell drehen.
Damals war die Situation eine andere: Mit Heiko Vogel musste ein beliebter Trainer den Club verlassen, die Überraschung beim Wechsel war gross. Jetzt hingegen war eine Aufbruchstimmung auszumachen, die innerhalb von wenigen Spielen in sich zusammenfiel.
Das war in dieser heftigen Form tatsächlich eindrücklich. Die Medien haben die Macht, solche Wellen zu verstärken. Noch vor dem Spiel in Madrid wurde mir angekündigt, dass mit harscher Kritik am Trainer zu rechnen sei, sollte das Spiel verloren gehen. So was muss ich akzeptieren.Mühe habe ich aber, wenn die persönliche Befindlichkeit wichtiger scheint als die sportliche Berichterstattung. So entstand auch die angesprochene Hysterie wegen der vermeintlichen Vertrauensfrage. Es war ein Sturm im Wasserglas, aber es wurde alles genutzt, um den Trainer zu kritisieren.
Einen Trainer, der vier Tage zuvor Fabian Schär in Zürich nach 36 Minuten vom Platz genommen hat.
Ja, das stimmt. Genau in diesen vier Tagen ist die Stimmung gekippt.
Was geht denn im Präsidenten auf der Tribüne vor, wenn ein Nationalspieler wie Fabian Schär noch in der ersten Hälfte vom Platz schleichen muss?
Da gibt es zwei Rollen in mir. Einerseits bin ich als Präsident auch für das Wohl jedes Spielers besorgt. In dieser Rolle war mir sofort klar, dass der Wechsel als Abstrafung empfunden werden und somit zu einer grossen Polemik führen kann – es hat mich darum im ersten Moment besorgt. Aber auf der anderen Seite ist da die professionelle Seite: Ich vertraue darauf, dass der Trainer bewusst eine Entscheidung fällt, sich Gedanken macht und sich der Konsequenzen bewusst ist. Wir haben ja keinen Anfänger an der Linie, der nicht weiss, was es bedeutet, wenn ein Spieler in der 36. Minute den Platz verlässt. Und dann gab es noch eine dritte Sicht, ein paar Tage später. Da habe ich mir gedacht: Freunde, da ist nur ein Spieler ausgewechselt worden, niemand ist in seiner persönlichen oder körperlichen Integrität verletzt worden. Und wenn man Fabian in den letzten Spielen gesehen hat – er hat keine bleibenden Schäden von dieser Auswechslung davongetragen.
Bei Ihren Gesprächen mit dem Trainer: War da auch die Rotation ein Thema?
Ja. Aber nicht so, wie teilweise darüber debattiert wird. Wie gesagt: Wer spielt und wer nicht spielt, entscheidet allein der Trainer. Bei unserem Kader und der Mehrfachbelastung sind wir darauf angewiesen, dass ein Trainer den Mut hat, die Breite des Kaders zu nutzen. Gerade in Basel sollten wir wissen, wie wichtig alle Kaderspieler für die Erfolge in den vergangenen Jahren waren. Wenn bei 50, 60 Spielen immer nur den Gleichen das Vertrauen geschenkt wird, dann können wir nicht in allen Wettbewerben bestehen. Auf dem Platz stehen dann irgendwann einmal ausgelaugte Spieler, und auf der Bank sitzen dann die ohne Spielpraxis. Es ist die schwierige Aufgabe des Trainers, das richtige Mass zu finden.
Gegenüber den Medien will Paulo Sousa nicht verraten, ob er künftig weniger rotieren wird. Wissen Sie es? Das Spiel zuletzt in Vaduz legt ja nahe, dass er nicht mehr so viel wechseln wird.
Ich sehe ehrlich gesagt nicht, wieso der Sieg in Vaduz damit zusammenhängen soll, dass der Trainer weniger gewechselt hat. Serey Die war krank und wäre vermutlich in die Mannschaft gerückt. Hätte Sousa dann schon wieder zu viel gewechselt – oder nicht? Ich glaube, man muss darauf gefasst sein, dass der Trainer weiterhin sämtlichen Spielern die Chance geben will, sich durch gute Trainingsleistungen aufzudrängen. Und weiterhin wird es unter ihm kaum Stammplatzgarantien geben.
Aber dieses Problem ist hausgemacht.
Wenn Sie es als Problem sehen wollen – ja. Wir haben eine ausgeprägte Konkurrenzsituation auf gewissen Positionen. Dies erlaubt nach jeder Niederlage Fragen im Sinne von: Was wäre gewesen, hätte der gespielt? Hätte ein anderer gespielt, wäre dann jenes passiert? Aber auf der anderen Seite beruhigt mich die hohe Qualität des Kaders auch. Das Team bricht nicht ein, nur weil ein Spieler fehlt.
Ein Spieler wie Marco Streller?
Ja. Der Eindruck, der FCB könne ohne Marco keine Spiele gewinnen, hat sich in den vergangenen Partien relativiert. Was wiederum in keinster Weise seine überragende Bedeutung für das Team relativiert.
Ist denn die Zusammensetzung mit so vielen Nationalspielern innerhalb des Teams bei den Zielen des FC Basel der einzige, der unausweichliche Weg?
Es ist auch ein bisschen aus der Not geboren. Im letzten Winter hatten wir die Situation, dass wir offensiv sehr dünn besetzt waren. Wir haben in der Winterpause mit Mohamed Salah einen Spieler für einen zweistelligen Millionenbetrag abgeben müssen, mit Davide Calla einen Spieler für einen Bruchteil dessen verpflichtet. Dann haben wir Valentin Stocker verloren, der über Jahre ein Garant für Skorerpunkte war. Dann noch Yann Sommer. Jeder Kenner des Fussballs weiss: Wenn du Spieler verlierst, die entscheidende Dinge tun, dann wird es schwierig. Darum haben wir uns im Sommer gesagt: Wir müssen uns in der Offensive verstärken, wenn wir den Menschen offensiven Fussball versprechen. Wir können ja schlecht sagen, dass wir erfolgreich sein und Unterhaltung bieten wollen – und dann keine Spieler verpflichten, die diesen Fussball bieten. Darum haben wir jetzt relativ viele Spieler und Varianten. Wenn man sich unsere Skorerpunkte ansieht, dann erkennt man, wie hoch der Anteil der Neuzugänge daran ist. Das sind sicher 70 Prozent.
Bekommen Sie denn jetzt endlich den Fussball, den Sie sich wünschen?
Das hört sich ja an, als wäre ich ein römischer Volkstribun, ich wünsche mir doch keinen Fussball (lacht). Ich bin froh, wenn die Leute Freude am Fussball haben. Und auch hier darf man nicht vergessen: Es gab schon Zeiten, in denen ein erzittertes 1:0 beim FCB das höchste der Gefühle war. Das ist nach fünf Titeln in Serie nicht mehr so, das weiss ich. Das wusste aber auch Paulo Sousa, als er seinen Vertrag unterzeichnet hat.
Einer, der den Leuten viel Freude macht, heisst Breel Embolo. Wie lange bleibt er dem FCB noch erhalten?
Wir arbeiten daran, einen Weg zu finden. Wir müssen uns aber immer wieder bewusst machen, dass Breel der Wichtigste ist. Er bestimmt über sein Leben, er entscheidet. Er ist jetzt in einer Phase, in der ihm unendlich viele Leute erzählen, dass sie nur das Beste für ihn wollen. Ich sagte schon zu Spielern wie Ivan Rakitic oder Xherdan Shaqiri: Ich vertrete zwar den Verein, mache aber nichts, was dem Spieler schaden könnte. Wir haben in der Vergangenheit den Beweis erbracht, dass wir mit solchen Situationen umgehen können, ohne einen Konflikt zu eröffnen. Noch nie hätten wir einen Spieler auf die Tribüne gesetzt, nur um ihn unter Druck zu setzen, das ist nicht unsere Philosophie. Und es gibt auch keinen Spieler, dem wir Steine in den Weg gelegt hätten, wenn alles stimmte. Delgado. Rakitic. Stocker. Petric. Shaqiri. Abraham. Nicht einen. Yann Sommer und Xherdan Shaqiri hatten bereits 2011 und 2012 Angebote von diversen Clubs. Beide haben sicher nicht bereut, dass sie unserem Rat gefolgt sind und noch gewartet haben.
Gibt es schon Angebote für Embolo?
Nicht direkt bei uns, aber so funktioniert das auch nicht. Die Clubs nehmen nicht zuerst ein Papier in die Hand und schreiben uns: Hier, lieber FCB, wir bieten 15 Millionen für Breel Embolo. Derzeit laufen vor allem Gespräche zwischen den Sportchefs der Clubs mit Agenten. Ich behaupte, Breel wird von 20 Agenten in ganz Europa angeboten – aber nicht in seinem Auftrag. Sondern ein Agent geht beispielsweise zu einem englischen Grossclub, sagt, er habe gute Kontakte zum FCB, und bietet diesem Club dann an, Breel von einem Wechsel zu überzeugen. Wenn der Club diesem Berater dann eine Vollmacht erteilt, geht der zum Spieler Breel und versucht, ihn von einem Wechsel zu überzeugen.
Haben Sie das Gefühl, dass aktuell viele Menschen an ihm zerren?
Ich selber kriege das nicht mit. Aber ja, er hat mir gesagt, es sei intensiv.
Wie muss man sich das Interesse an ihm denn vorstellen? Ist jetzt halb Europa hinter ihm her?
Ich kann mir das schon vorstellen, aber eher indirekt. Man erzählt sich in der Szene, dass es da in Basel ein grosses Talent gibt, sein Name wird sicher schon in einigen Notizblöcken stehen. Aber wir haben erst November, jeder weiss, dass Breel noch sehr jung ist. Und die Clubs in Europa wissen auch, dass der FCB kein Selbstbedienungsladen ist.
Gibt es eine Schmerzgrenze?
Die Schmerzgrenze ist für mich der Mensch Breel Embolo. Das verstehen viele Leute ja nicht, wenn sie fragen: Warum lassen Sie den Spieler gehen? Wenn irgendwann das Angebot kommt, das seinen Traumvorstellungen entspricht, dann ist es schwer, ihm diesen Traum zu zerstören, sofern auch die Ablöse stimmt. Aber ich erlebe Breel für sein Alter als sehr überlegt und intelligent. Er wird das Richtige machen.
Es gibt auch noch die Personalie Marco Streller. Er wird 34, sein Vertrag läuft aus und er hat häufiger mit Verletzungen zu kämpfen, aktuell gar mit einer Diskushernie. Da macht man sich als Präsident doch sicher seine Gedanken, ob es noch weitergehen kann, oder?
(Lächelt.) Bei einem normalen Spieler würde ich mir vielleicht die Gedanken machen, ja.
Wird Streller seinen Vertrag verlängern?
Wir haben immer gesagt: Wenn Marco den Biss hat, noch eine weitere Saison auf sich zu nehmen, dann werden wir eine Lösung finden. Ich kann mir gut vorstellen, dass es noch ein Jahr weitergeht mit ihm und dem FCB. Für mich tendiert alles in diese Richtung, weil wir keine gegenteiligen Signale erhalten haben. Wenn ich sehe, was für eine Freude er ausstrahlt, könnte ich mir gut vorstellen, dass er noch immer will. Denn an Bedeutung für das Team und den Club hat er nichts eingebüsst.
Gab es schon ernsthafte Gespräche um das Thema?
Natürlich besprechen wir regelmässig, wie es ihm geht und wie er seine Zukunft sieht.
Wäre eine Verlängerung auch noch in diesem Jahr noch denkbar?
Sie wissen ja: Es kann im Leben manchmal schnell gehen – und im Fussball noch schneller.