Basler Zeitung vom 31.12.2014
Von Fabian Kern
Er hat einen Balljungen geschlagen, sich später aber rührend für seinen Aussetzer entschuldigt. Er hat an einer WM geweint, als Millionen TV-Zuschauer ihn in Grossaufnahme sahen. Er hat mit seinen Kindern auf dem Arm auf dem Joggeli-Rasen Titel gefeiert. Wut, Trauer, Freude – «all diese Gefühle machen mich aus», sagte Geoffroy Serey Die, als ich ihn am 1. August interviewte. Der Ivorer blickte auf seine erfolgreichste Zeit als Profi zurück. Mit zwei Meistertiteln in Serie und der WM-Teilnahme mit der Elfenbeinküste. Als Schlüsselspieler beim FC Basel und Stammspieler in seinem Nationalteam. Dass ihm eine schwere Zeit unmittelbar bevorstand, konnte er zu jenem Zeitpunkt noch nicht wissen. Aber vielleicht ahnte er es: «Die Frage ist nicht, ob Serey spielt oder nicht. Die Frage ist, ob der FCB gewinnt. Wenn ich nicht da bin, übernimmt ein anderer die Aufgabe.» Vier Monate später wussten wir: Der FCB gewann auch ohne Serey Die, andere übernahmen seine Aufgaben. Und das auch noch ziemlich erfolgreich.
Es war absehbar, dass bei der grossen Dichte an Nationalspielern beim Schweizer Serienmeister über kurz oder lang jemand auf der Strecke bleiben würde. Dass es ausgerechnet den unermüdlichen Kämpfer, den Mann mit der schlechten Schusstechnik, aber dem Einsatzwillen für drei, den Publikumsliebling im St.-Jakob-Park, erwischte, das konnten viele FCB-Fans nicht verstehen. Von einer Unterschriftenaktion für den Verbleib des afrikanischen Mittelfeldarbeiters am Rheinknie zeigte sich sogar die Clubleitung beeindruckt, was aber nichts an der Tatsache änderte, dass Serey Dies Zeit in Rotblau abgelaufen ist. Profifussball ist kein Beliebtheitswettbewerb. Wenn jemand nicht ins Konzept des Trainers oder in die Gruppe passt, dann muss er weg. Das ist beim FCB nicht anders als bei anderen Spitzenclubs – ausser vielleicht bei den Grasshoppers. Die Vergänglichkeit ist die einzige Konstante in diesem Geschäft.
«Er gibt jedem eine Chance. Wenn du deine Arbeit machst und dich voll reinhängst, dann spielst du. Wenn nicht, dann nicht», sagte Serey Die am Schweizer Nationalfeiertag über seinen neuen Trainer. Offensichtlich hat der 30-Jährige die Anforderungen nicht erfüllt. Serey Die und Paulo Sousa, das hat nicht gepasst.
Gepasst hat aber, dass ich die Aufnahme dieses Interviews unmittelbar nach dessen Ende aus Versehen gelöscht habe. Vielleicht war das ein Zeichen.