Presseschau

Basler Zeitung vom 05.03.2015

Rotblaue Rekorde – beinahe à discrétion

Der FCB hat 2014 bei einem Umsatz von 105 Millionen Franken einen Gewinn von 15 Millionen erwirtschaftet

Von Oliver Gut

Basel. Wenn Stephan Werthmüller heute in den Flieger nach Südafrika steigt, um dort seine Ferien zu geniessen, dann wird er dies in blendender Laune tun. Denn am Tag zuvor, da hat er zum wiederholten Male das erleben dürfen, was wohl nur wenige seiner Branchenkollegen erleben: eine Medienkonferenz, bei der er als Finanzchef und Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG hervorragende Zahlen samt sattem Gewinn präsentiert.

Erst am Freitag zuvor hat er die letzten Details der Jahresrechnung 2014 geklärt, um am Montag bei der Liga den Lizenzantrag für die Saison 2014/2015 einzureichen – nun darf er von neuerlichen Rekorden berichten, wie sie beim FCB Jahr für Jahr scheinbar à discrétion erzielt werden: Einnahmen in der sagenhaft anmutenden Höhe von 105 Millionen Franken (Umsatz) stehen Ausgaben von 90 Millionen Franken gegenüber, woraus ein Gewinn von 15 Millionen Franken resultiert. Alle drei Marken sind so noch nie von einem Schweizer Club erreicht worden.

Dass der Umsatz nicht nur die magische 100-Millionen-Marke erstmals übertrifft, sondern dabei auch den Wert aus dem Vorjahr – 88 Millionen Franken – richtiggehend pulverisiert, verdankt der FCB wie immer den ausserordentlichen, nicht budgetierten Einnahmen aus dem internationalen Geschäft, das sich in Spielerverkäufen und Europacup-Einnahmen unterteilen lässt.

36 Millionen Franken aus Transfers

Dabei profitierte Rotblau 2014 vor allem auf dem Transfermarkt, wo er mit den Verkäufen von Mohamed Salah zu Chelsea (rund 20 Millionen Franken), Yann Sommer zu Mönchengladbach (rund 8 Millionen Franken), Valentin Stocker zu Hertha Berlin (rund 3 Millionen Franken), Kay Voser zu Fulham (gegen 2 Millionen Franken) sowie kleineren Posten 36 Millionen Franken einnahm. Auch dies ein Rekord, der die im Vergleich zum Vorjahr geringeren Europacup-Einnahmen locker auffängt.

Dass diese mit 27 Millionen Franken rund 10 Millionen tiefer liegen als im Vorjahr, hat wenig mit dem sportlichen Erfolg, aber viel mit drei Heimspielen im Frühjahr zu tun: 2013 durfte sich der FCB im Europa-League-Viertel- und -Halbfinal über die Einnahmen aus zwei ausverkauften Heimspielen gegen Tottenham und Chelsea freuen – 2014 steht dem gegenüber eine Viertel­final-Heimpartie im selben Wettbewerb gegen Valencia – und damit bekanntermassen ein Geisterspiel.

Dass die Ausgaben ebenfalls beachtlich stiegen – von 76 auf 90 Millionen Franken – hat seine Logik. Diese liegt zum einen darin, dass der FC Basel trotz der Überschüsse aus den letzten Jahren kein gewinnorientiertes Unternehmen ist, sondern viel von seinem Geld in das Hauptprodukt, den Fussball auf dem Rasen, reinvestiert. Und es hat auch damit zu tun, dass die Basler im 2014 eine ungewohnt hohe Planungssicherheit genossen: Weil der Salah-Transfer bereits im Januar stattfand, wussten sie schon da, dass sie das strukturelle Defizit in der Jahresrechnung würden auffangen können, das sich daraus ergibt, dass der FCB nur mit den Einnahmen aus dem nationalen Kerngeschäft, der Liga, fix rechnet. Hinzu kam, dass bereits Mitte Mai klar war, dass man in der Gruppenphase der Champions League stehen und damit an den grossen Geldtöpfen partizipieren wird, was eine offensivere Strategie ermöglichte.

So wurden im Sommer auf dem Transfermarkt 15 Millionen Franken für neue Spieler ausgegeben, die dazu auch in Kombination mit Vertragsverlängerungen die Lohnkosten nach oben drückten. Diese ergeben im Verbund mit zusätzlichen Personalkosten in einem wachsenden Unternehmen, aber auch mit der Kapitalabfindung, die an den Abgang von Trainer Murat Yakin geknüpft war, allein beim Aufwand aus dem ordentlichen Betrieb mit 64 Millionen Franken eine Zahl, die um 12 Millionen grösser ist als im 2013.

Der FC Basel kann sich das leisten. Umso mehr, als dass sein Gesamtkonstrukt (Holding, AG, Verein, Stadioncatering, Stadiondienst) bei einem Umsatz von 109 Millionen Franken (2013: 97 Millionen Franken) unverändert eine Eigenkapital-Reserve von 33 Millionen Franken aufweist (23 Millionen in der Holding, 10 Millionen in der FC Basel 1893 AG). Unverändert – trotz 15 Millionen Franken Gewinn? Dass das Eigenkapital nicht wuchs, hat seinen so simplen wie komplizierten Grund: Die 15 Millionen Franken wurden in der Bilanz dazu verwendet, um den Wert der Spieler, die im 2014 verpflichtet wurden, per Ende Jahr auf null abzuschreiben. Dies führt dazu, dass die AG am Ende keinen Gewinn ausweist – und diesen folglich auch nicht besteuern muss.

10 Millionen Franken gespart

Es ist dies ein Mittel zur Steueroptimierung, wie sie gewöhnliche Unternehmen unter dem Begriff «Ersatzbeschaffung» auch anwenden. Dabei geht es darum, dass ein Gewinn, der aus dem Ein- und Verkauf von gleichwertigen Gütern erzielt wurde, dazu verwendet werden kann, um den Buchwert der Einkäufe abzuschreiben. Das ist gemäss den Steuerbehörden auch beim Handel mit dem Gut «Profifussballer» möglich. Bereits 2013 resultierten so schliesslich für den FCB nur noch 1 statt der eigentlich erzielten 12 Millionen Franken Ge­winn in der Jahresrechnung, nachdem man im 2012 den Gewinn von 14 Millionen Franken dazu nutzte, um einst von der Holding – respektive der ehemaligen FC Basel Marketing AG – geleistete Zahlungen auszugleichen. Informiert man sich über die Ansätze in Sachen Gewinnsteuer, so stellt man fest, dass der FCB so in den vergangenen drei Jahren auf diesem legalen Weg Abgaben im Wert von gut 10 Millionen Franken einsparte.

Es ist auch dies wieder Geld, das er in das Team reinvestieren kann, damit auch in Zukunft die rotblaue Welt rosarot daherkommt. Wobei eines von Werth­müller betont wird: «2014 war wirklich aussergewöhnlich. Ob wir das noch einmal erreichen, steht in den Sternen.» Eines scheint klar: Ein Umsatz-Wachstum von mehr als 100 Prozent in fünf Jahren, wie es nun von 2009 (45 Millionen Franken) bis 2014 (105 Millionen) Realität geworden ist, wird es in den nächsten fünf Jahren nicht noch einmal geben.

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