Presseschau

NZZ vom 01.04.2015

Einen Drittel mehr

Auch wenn's in der Champions League weiterhin viel mehr Prämiengeld gibt, macht die Europa League etwas Boden gut

Die Stärkung der Europa League verläuft neben dem Prunkstück Champions League schleppend. Doch ab 2015/16 wird immerhin ein bisschen etwas umverteilt.

Peter B. Birrer

Der Europäische Fussballverband (Uefa) und die grossen Fussballklubs Europas (European Club Association, ECA) lieferten am Dienstag mit detaillierten Zahlen den nächsten Beweis, dass im unersättlichen Fussball-Business immer noch mehr Honig fliesst. Vor allem dank eklatanten Mehrerträgen aus den Fernsehrechten (unter anderem England) steigen die Prämien in der Champions und Europa League ab nächster Saison um durchschnittlich 32 Prozent.

Dazu zwei Zahlen: Die eine gilt vor allem für den FC Basel, die andere eher für den Rest der Super League. Es sind die Antrittsgagen für die Europacup-Gruppenspiele. Wer in die Champions League vorstösst, erhält neu 12 Millionen Euro (bisher 8,6), ohne dort auch nur einen Match gewonnen zu haben. Wem Gleiches in der Europa League gelingt, kassiert neu 2,4 Millionen (1,3). Für einen Sieg in der Königsklasse gibt's neu 1,5 Millionen (1), in der Europa League 360 000 statt 200 000. Für die Grossen in Europa sind solche Beträge ein Klacks, für Schweizer Vereine können sie indessen erheblich sein. Ein Beispiel: Würde sich der FC Thun wie 2013/14 für die Europa-League-Gruppenphase qualifizieren und wie damals vielleicht einen Sieg erringen, wären ihm neu über 2,7 Millionen gewiss (exklusive Zuschauereinnahmen). Damit könnte er grosse Teile seines strukturellen Defizits decken.

Was weiterhin ins Auge sticht, sind die exorbitanten Unterschiede zwischen den Wettbewerben. Doch die Grossklubs wehren sich dagegen, dass die Königsklasse Mittel abgibt. Die Uefa versucht zwar, den Solidaritätsgedanken zu stärken und quer zu subventionieren. Aber das gelingt nur zaghaft. Das hat systemimmanente Gründe, weil die Champions League auf Zusehen hin die Nonplusultra-Milchkuh ist und fast alles Geld generiert. In der Champions League werden die Prämien um 34 Prozent angehoben, in der Europa League sind's deren 23.

Die sichtbarste, aber immer noch begrenzte Umverteilung findet im sogenannten Market-Pool statt. Das ist spezifisches (Vermarktungs-)Geld, das den Klubs in Relation zu ihren jeweiligen Fernsehmärkten überwiesen wird. In der Europa League erhöhen sich die Pool-Ausschüttungen um 64 Prozent, in der Champions League um 25. Weil der Schweizer Fernsehmarkt fast keine Bedeutung hat, ist der Betrag aus dem Market-Pool hierzulande gering.

Aber was etwa die Young Boys, den Tabellenzweiten der Liga, interessieren könnte, sind die fixen Gagen im Play-off, das heisst: bei der letzten Hürde vor der Champions League. Dem Gewinner sind 2 Millionen sicher (und die 12-Millionen-Gage für die Qualifikation), dem Verlierer bleiben 3 Millionen. Bis jetzt hat jeder Play-off-Teilnehmer 2,1 Millionen erhalten. Auch hier wird verlagert. Nicht viel, aber immerhin.

Zurück