Presseschau

Basler Zeitung vom 05.01.2016

Kakitani – einer der seltenen Flops

Doch, es gibt sie: Die Liste jener Spieler, die beim FC Basel nicht eingeschlagen haben

Von Marcel Rohr

Basel. Die Meldung kam acht Minuten nach Trainingstart, um 10.08 Uhr. ­Yoichiro Kakitani (25) verlässt den ­ FC Basel und kehrt in seine Heimat zurück – zu seinem Stammverein Cerezo Osaka. Dieser spielt in der zweithöchsten Liga Japans. Rund 2,5 Millionen Franken hatten die Basler im Sommer 2014 in den Offensivspieler investiert. Eineinhalb Jahre später sagt FCB-Präsident Bernhard Heusler: «Wir müssen uns eingestehen, dass es auf diesem Niveau mit ihm nicht funktioniert hat. Wir haben alles gemacht, was möglich war – es ist nicht gelungen.»

In Osaka, berichtet Heusler, freue sich eine ganze Stadt auf die Rückkehr jenes Profis, der wie ein Popstar angehimmelt wird. Die Basler kassieren eine Ablöse für Kakitani, die bei etwa 700?000 Franken liegen dürfte. In Erinnerung bleiben 27 Spiele im FCB-Trikot und 8 Tore, hauptsächlich geschossen im Cup gegen kleinere Teams.

Die Transferpolitik des FC Basel hat in den letzten Jahren alles in den Schatten gestellt. Xherdan Shaqiri, Granit Xhaka, Mohamed Salah, Yann Sommer, Valentin Stocker, demnächst Mohamed Elneny und wie sie alle sonst noch hiessen: Die hervorragende Aufbauarbeit hat sich in Europa längst herumgesprochen, die Rotblau in den letzten Jahren eine Buchhaltung mit goldenen Rändern beschert hat.

Doch es gibt auch die andere Liste – in der sich Yoichiro Kakitani nahtlos einreiht. Es ist die Liste der seltenen Flops. Spieler, die im St.-Jakob-Park nicht einschlugen.

Raul Bobadilla

Er kam im Januar 2013 zum FCB. Und kostete einen Haufen Geld: Rund 3,2 Millionen wurden nach Bern zu den Young Boys überwiesen. «Ich bringe Boba in Basel in die Spur», versprach der damalige Trainer Murat Yakin. Es blieb bei der Absicht. Für Furore sorgte der bullige Angreifer nur auf den Landstrassen von Solothurn, wo er in eine Radarfalle raste – und deswegen beinahe ins Gefängnis wanderte. Nach einem halben Jahr wurde das Experiment abgebrochen, Bobadilla ging nach Augsburg in die Bundesliga. Dort hat sich sein Gemüt etwas beruhigt; in der Mannschaft von Trainer Weinzierl ist er ein zuverlässiger Leistungsträger.

Kwang-Ryong Pak

Im Sommer 2011 sorgte der FCB europaweit für Aufsehen, als er gleichzeitig einen Nord- und einen Südkoreaner verpflichtete: Kwang-Ryong Pak und Jo Hoo Park. Letztgenannter konnte sich als Linksverteidiger auf Anhieb durchsetzen, via Mainz ist er nun sogar bei Borussia Dortmund gelandet. Pak dagegen war ein Flop. Der bullige Nordkoreaner, der deutlich mehr als eine Million Franken gekostet hatte, konnte sich beim FCB nie durchsetzen, obwohl er alle Voraussetzungen für eine grosse Karriere mitbringt: Er ist gross, schnell, kopfballstark und hat einen strammen Schuss. «Aber», sagt ein FCB-Spieler, «im taktischen Bereich macht er immer das Falsche.» Längst kickt der mittlerweile 23-Jährige in der Provinz, gestern wechselte er vom FC Biel zu Lausanne-Sport.

Gaston Sauro

Was schwärmten sie 2012 in Basel vom neuen Innenverteidiger aus Buenos Aires. Der stämmige Blonde sei im Zweikampf überragend, könne prima Fussball spielen und sei ein wahrer Leader. Nun, im Tackling war Sauro tatsächlich einer der Besten der Liga. Fussballerisch jedoch konnte der 1,6-Millionen-Einkauf nie überzeugen. Murat Yakin verbannte ihn auf die Bank, Paulo Sousa wollte ihn gar nicht mehr im Kader. Nun verdient Sauro sein Geld in der amerikanischen MLS.

Fwayo Tembo

Im Juli 2010 stand der Flügelstürmer mit den dicken Oberschenkeln erstmals beim FCB in der Startformation. Vom Sambier, der für 1,1 Millionen Franken vom Club Sahel geholt wurde, versprach sich Trainer Thorsten Fink eine Menge. Doch taktisch war Tembo trotz viel Tempo nie auf der Höhe. Zweimal wurde er verliehen, mittlerweile ist Tembo bei Astra Giurgiu in Rumänien gelandet.

Radoslav Kovac

«Hello my Friend» war einer der Lieblingssätze des Innenverteidigers aus Tschechien. Rund 700?000 Franken Ablöse flossen als Ablöse nach England zu West Ham United. Kovac eilte der Ruf eines erfahrenen Profis voraus, der eine Abwehr führen kann. Doch der 32-Jährige brachte nicht mehr das nötige Tempo für die höchste Schweizer Liga mit. 2012 hiess es: «Goodbye my Friend.» In Erinnerung bleibt ein stets bestens gelaunter Spieler, der in der Kabine fast wichtiger als auf dem Platz war. Kovacs Vertrag bei Sparta Prag läuft noch bis im Sommer 2016.

Delron Buckley

Im August 2006, quasi in letzter Minute, verpflichteten die Basler den damals 28-jährigen Delron Buckley aus Dortmund. Gross waren die Erwartungen an den Flügelflitzer, gross war ein Jahr später vor allem dann die Enttäuschung. Der Deutsche mit Wurzeln in Südafrika fand sich in der Schweiz nicht zurecht. Allerdings musste der FCB nur einen kleinen Abschreiber hinnehmen, Buckley war aus Dortmund ausgeliehen und kostete nur 300?000 Franken. In den Jahren darauf wechselte er noch unzählige Male den Club, besser wurde Buckley deswegen nicht. Im Sommer 2015 beendete er seine Aktivkarriere.

César Andrés Carignano

Auf der Hitparade der Flops steht sein Name zwangsläufig zuoberst. 4,7 Millionen Franken bezahlte der FCB im Sommer 2004 an den argentinischen Club Colon Santa Fé für César Andrés Carignano. Der damals 22-jährige Stürmer galt als Strafraum-Monster mit eingebauter Torgarantie. Der superteure Einkauf zu dieser Zeit sollte vor allem den anderen FCB-Argentiniern Christian Gimenez, Julio Hernan Rossi und Matias Delgado Beine machen. Doch Rekordmann Carignano konnte die Erwartungen nie erfüllen, weil er nie ganz gesund war. Leisten- und Adduktorenprobleme verhinderten seinen Durchbruch, Carignano fiel auch psychisch in ein Loch – und verschwand 2007 durch die Hintertüre.

Und noch ein paar andere

Sagt Ihnen der Name Zé Maria etwas? Oder Dan Potocianu? Marcello Gamberini? Auch sie standen einst beim FC Basel unter Vertrag. Der Brasilianer Zé Maria war ein Jahr hier (2003/2004), der rumänische Innenverteidiger Potocianu gar nur ein halbes (Januar bis Juni 1999). Marcello Gamberini suchte in der Saison 1996/1997 vergeblich sein Glück. Vergessen ist keiner dieser Namen. Auch sie sind Teil der FCB-Geschichte. Wie Yoichiro Kakitani.

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