Presseschau

Basler Zeitung vom 29.07.2016

Das sind die fünf Juniorentrainer des FC Basel auf Stufe Formation

«Ein Verein sollte auch gute, junge Trainer ausbilden»

U21. Denkt man an die FCB-Talentschmiede, so denkt man in der Regel ausschliesslich an die Spieler, die dort auf eine professionelle Fussballerlaufbahn vorbereitet werden. Damit tut man dem FC Basel jedoch Unrecht. Denn er bietet auch talentierten Trainern eine Gelegenheit, sich die ersten Sporen abzuverdienen, oder das professionelle Juniorensystem als Sprungbrett zu nutzen. Auf die drei Wicky-Vorgänger als U21-Coach, Patrick Rahmen, Carlos Bernegger und Thomas Häberli, trifft das zu, abgesehen von Nachwuchschef Massimo Ceccaroni, der die U21 ad interim führte. Rahmen und Bernegger kamen zwischenzeitlich in anderen Profibetrieben unter, Häberli ist als Talentmanager angestellt. Nun ist Raphael Wicky an der Reihe, der im September die letzte Prüfung zur Uefa-Pro-Lizenz absolviert. Er war als U18-Trainer die logische Wahl, um aufzurücken. Man ist aber auch ausserhalb des FC Basel von der Arbeit Wickys angetan. Das beweisen die externen Angebote aus der Schweiz und aus Mainz, wo er seinem Walliser Freund Martin Schmidt hätte assistieren können. Doch der ehemalige Mittelfeldspieler sagt, er fühle sich im Club sehr wohl und sein Verbleib im FC Basel ist Beleg dafür. Dass man im Campus nicht nur Spieler ausbildet, findet der 39-jährigen Walliser gut und logisch: «Ein guter Verein sollte nicht nur gute Spieler ausbilden, sondern auch gute, junge Trainer.» Die U-Nachwuchsplattform ist dafür die ideale Gelegenheit. Es existieren professionelle Strukturen, aber es ist irgendwie trotzdem eine Oase: Der Druck, wöchentlich Resultate zu liefern, die mediale Aufmerksamkeit und das allgemeine Interesse sind viel geringer als im Profifussball. Wicky, der in seiner Aktivzeit in der Nationalliga A, Bundesliga, Premier League und Major League Soccer spielte, wird diese Saison also als U21-Trainer in Angriff nehmen. Aber es ist anzunehmen, dass auch er in naher Zukunft vom FCB-Sprungbrett profitieren wird. ar


«Ich habe das Spiel mit anderen Augen gesehen»

U18. Arjan Peço war schon als Spieler besonders. Als Stratege im Mittelfeld zog der frühere albanische Nationalspieler die Fäden in der Super und Challenge League. «Ich habe das Spiel mit anderen Augen gesehen als viele meiner Mitspieler», erinnert sich der heute 41-Jährige. Auch in den Trainings habe er immer versucht, sich in den Coach zu versetzen und die Spielerbrille abzulegen. «Das hat mir geholfen», sagt Peço, wenn er auf seine letzten Jahre als Nachwuchstrainer zurückblickt. Beim FC Concordia trainierte er – nach einem kurzen Engagement als Spielertrainer beim FC Laufen – erst die U14, «ohne grosse Ziele gehabt zu haben». Die Arbeit mit den Jugendlichen erledigte Peço mit so viel Leidenschaft, dass alsbald der FCB auf ihn aufmerksam wurde. Bei Rotblau führte er die U14, zuletzt während drei Saisons die U17. Was ihn fasziniert, ist die Arbeit mit den jungen Menschen, die im Fussball etwas erreichen wollen. «Ich kann ihnen den Weg zum Profi zeigen», sagt Peço, der einst selbst in dieser Rolle steckte. In Albanien lernte er das Fussball-Abc zu Zeiten, als das Land vom Kommunismus geprägt war. Die staatlich unterstützte Ausbildung an seinem Gymnasium sei sehr strukturiert gewesen. «Drei Stunden Training am Morgen, drei Stunden Training am Nachmittag», erinnert sich Peço. Diese Härte sowie die klare Hierarchie zwischen Trainer und Spielern hätten ihm auf dem weiteren Weg geholfen. Allerdings räumt er ein: «Vergleichbar mit heutigen Ausbildungskonzepten war dies natürlich überhaupt nicht.»

Beim FC Basel schätzt Peço, dass er eine der besten Schweizer Mannschaften in der U18-Altersklasse trainieren darf. Das tut Peço, der in Basel Wirtschaft studiert hat, als Einziger des FCB-Formation-Trainerstabs nur im Teilzeitpensum. «Bislang ist es bei mir immer vorwärts gegangen», sagt der Inhaber des A-Diploms. Er wisse aber, dass es in diesem Geschäft auch rasch in die andere Richtung gehen kann – deshalb geht er noch einer anderen Tätigkeit nach. dw


«Das sind alles Gerüchte! Nichts davon stimmt»

U17. Werner Mogg ist die Konstante im FCB-Nachwuchs. Der 65-Jährige fördert seit 15 Jahren ununterbrochen die rotblauen Talente. Davor war er schon einmal beim FCB und trainierte seinen Chef Massimo Ceccaroni und FCB-Vizepräsident Adrian Knup. Jetzt coacht er die U17.

BaZ:

Werner Mogg, Sie sind ein harter Hund, richtig?

Werner Mogg:

Alles Gerüchte! Nichts davon stimmt! (lacht). Im Ernst, vielleicht verlange ich manchmal mehr als andere, vor allem im physischen Bereich. Ich habe einfach das Gefühl, das braucht es in gewissen Situationen. Vor Kurzem hat mir Granit Xhaka ein Arsenal-Jersey geschenkt und darauf geschrieben: «Dankeschön für die tollen Birsläufe!»

Ihre Junioren befinden sich auch in einem schwierigen Alter.

Ja, sie probieren alles, um etwas weniger zu investieren. Zudem befinden sie sich am beruflichen Scheideweg.

Spricht man sich als U16/U17-Trainer mit dem Trainer des Fanionteams über das Spielsystem ab?

Wir hatten noch nie einen Trainer der 1. Mannschaft, der bis unten mitgeredet hat. Klar, man kann über das Beispiel Barcelona diskutieren. In Basel ist den Juniorentrainern nicht vorgegeben, was für ein System gespielt werden muss. Dafür sind die Spieler beim Sprung nach oben flexibel.

Ein übergeordnetes Spielkonzept müsste vom Verein ausgehen.

Eigentlich ja. Aber dann müsste man dem neuen Trainer der 1. Mannschaft auch mitteilen, wie man zu spielen gedenkt. Im Fall eines Misserfolgs könnte dieser dann sagen: «Ihr habt mir das System aufgezwungen.»

Deshalb werden in Barcelona die ehemaligen Juniorentrainer nach oben befördert. Ergo würden Sie bei ähnlichem Konzept in Basel zum Handkuss kommen!

Das werde ich sicher nicht mehr in meinem Alter (lacht). Ein junger Trainer hat da mehr Ambitionen. ar


«Von einer Sekunde auf die andere war alles vorbei»

U16. «Einige werden sich in Basel vielleicht fragen, wer dieser Romain Villiger überhaupt ist, denn ich bin wohl derjenige dieses Trainer-Quintetts, den man am wenigsten kennt. Ich bin ein Westschweizer, der in Bern aufgewachsen ist, und der beim BSC Young Boys sämtliche Juniorenstufen durchlaufen hat. Mit 16 wechselte ich schliesslich zu Neuchâtel Xamax, knapp 18-jährig debütierte ich mit dem FC Thun in der Challenge League. Gleichzeitig legte ich an einem Sportgymnasium die Matur ab und begann, Pädagogik und Psychologie zu studieren. Mit 20 änderte sich aber mein Leben auf einen Schlag. Ich erlitt – unverschuldet – einen schweren Autounfall. Von einer Sekunde auf die andere musste ich meine Laufbahn als Fussballer abbrechen. Heute, 34-jährig, bin ich einfach dankbar, dass ich überhaupt noch lebe und gehen kann.

Ganz auf Fussball verzichten wollte ich nach meiner Genesung aber nicht, und so stieg ich bei den B-Meister-Junioren von YB ins Trainermetier ein. Es folgte ein Engagement bei Fribourg, ehe ich drei Jahre für den Schweizer Fussballverband an der Academy in Emmen arbeiten durfte. Danach zog ich weiter nach Wien. In Österreich kam auch die Anfrage aus Basel – eine von drei Offerten, die damals praktisch gleichzeitig bei mir eintrafen. Ich entschied mich für den FCB und bin nun seit vier Jahren hier tätig. Von Anfang an betreute ich die U15. Speziell war sicherlich, dass ich in der letzten Saison Massimo Ceccaroni bei der U21 assistieren durfte. Neu bin ich für die U16 verantwortlich und ja, ich weiss, ich werde in grosse Fussstapfen treten. Mein Vorgänger Werner Mogg hat in dieser Altersklasse Fantastisches geleistet. Aber letztlich verfolge ich dasselbe Ziel wie er: Ich will die Spieler auf ihrem Weg nach oben weiterbringen. Dass ich dies beim FC Basel tun darf, erfüllt mich mit Stolz. Hier zu arbeiten macht Spass. Unter den Trainern tauschen wir uns täglich aus, das Team ist schlicht super. Das motiviert.» dw


«Wie viele Halbkantone gibt es in der Schweiz?»

U15. Erst in dieser Woche hat Alex Frei das Training mit seiner U15 aufgenommen. Seit einem Jahr ist der 37-Jährige nun im Nachwuchsbereich des FCB tätig, erstmals führt er nun die U15 von Saisonbeginn an. Unglaublich spannend sei die Aufgabe, «auch weil es noch Kinder sind, das darf man bei der Ausbildung nicht vergessen». Klare Regeln vom Chef gibt es trotzdem: Vor und nach dem Training gilt für Freis Junioren auf dem Areal Handyverbot, «dann geht es nur um den Fussball». Ansonsten dürften sie aber mit ihren Handys rumrennen und Pokémons fangen, «weil sie eben erst in ihrem 15. Lebensjahr sind». Trotzdem hält es der Ex-Internationale für wichtig, ihnen Werte zu vermitteln. Während des Trainings baut er Quiz-Fragen ein, in denen das Allgemeinwissen getestet wird. «Wie viele Halbkantone gibt es in Schweiz?» oder «Wie heisst der Hauptort des Baselbiets?» sind Aufgaben, die die U15-Spieler herausfordern. Auf solche Spielereien legt Frei grossen Wert, «denn so sind meine Spieler hellwach». Die Struktur und Ordnung innerhalb des Teams ist ihm wichtig. «Wenn du in der Garderobe ein Chaos hast, stimmt auch die Zuordnung auf dem Platz nicht.»

Ein Vorteil in seiner jetzigen Rolle sei, dass ihn seine Schützlinge aktiv spielen gesehen hätten. «Wenn ich etwas zu vermitteln versuche, kommt dies authentisch rüber, weil sie sich eben noch an meine Karriere erinnern können.» Dass etwa der Fleiss irgendwann belohnt wird, hat sich in Freis erfolgreicher Laufbahn mehrmals gezeigt.

Wenn der Baselbieter über seine U15-Fussballer spricht, spürt man die Freude, die ihm diese Aufgabe bereitet. «Ich bin jeden Tag dankbar dafür, dass ich dies machen kann. Die Arbeit beim FCB vermittelt für mich eine perfekte Lebensqualität.» Nun gelte es, jeden Einzelnen ein paar Prozente besser zu machen. «Der Trainer des nächsten Jahrgangs soll schliesslich sagen können: Danke Alex, du hast einen tollen Job gemacht!» dw

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