Presseschau

Basler Zeitung vom 29.07.2016

Die klare Basler Handschrift prägt die rotblaue Zukunft

Seit drei Jahren ist der Nachwuchs-Campus in der Brüglinger Ebene Heimat, Ausbildungszentrale und Kompetenzzentrum der Junioren des FC Basel

Von Dominic Willimann

Basel. Für Arjan Peço ist es eine Traumwelt unter Traumbedingungen. Romain Villiger erzählt, seine Kollegen aus der Restschweiz würden «grosse Augen machen», wenn sie hierherkämen. Und Massimo Ceccaroni spricht von einem Ort, an dem sich Fachkompetenzen auf einem Raum konzentrieren. Der Nachwuchs-Campus Basel ist seit drei Jahren das Herzstück der Junioren des FC?Basel in der Brüglinger Ebene. «Der Campus ist ein grosser Mehrwert», sagt Ceccaroni, der seit vier Jahren die Geschicke der Basler Junioren leitet. Der FCB-Nachwuchs habe aufgrund der hervorragenden Infrastruktur und den vielen Spezialisten nochmals einen Schritt nach vorne gemacht. «Heute können wir fast jeden Spieler der U21 ins Training der ersten Mannschaft schicken, ohne dass er unter diesen starken Fussballern dort gross abfällt», sagt Ceccaroni. Das sei bei seinem Amtsantritt 2012 noch anders gewesen.

Diese Leistungssteigerung ist auch das Verdienst der Trainer. Denn mit der in der Schweiz einzigartigen Anlage allein ist es längst nicht getan. Auf die kommende Saison hin, die die U21 am Mittwoch in der Promotion League gegen die Reserve des FCZ eröffnen wird, hat der rotblaue Nachwuchs auf den Trainerpositionen mächtig rotiert.

Die Jungen sind rotblau

Der langjährige U15-Trainer Romain Villiger, der zuletzt zusammen mit Ceccaroni die U21 führte, steht neu bei der U16 in der Verantwortung. Deren früherer Trainer Werner Mogg übernimmt die U17 und Arjan Peço zeichnet für die U18 verantwortlich. Die wichtigste Equipe, die U21, wird von Raphael Wicky geführt. Einzig Alex Frei betreut weiter jene Mannschaft, die er bereits im letzten Halbjahr coachte.

Für Ceccaroni sind diese Rochaden «sinnvoll», am wichtigsten ist ihm aber, dass das Team zusammengeblieben ist. Die Mischung aus ehemaligen Spielern, die ihre Trainerausbildung vorantreiben wollen, sowie Routinier Mogg und dem früheren Challenge-League-Fussballer Villiger sei ideal. «Ich kann von jedem dieser fünf etwas lernen», sagt Ceccaroni. Der Austausch und die Offenheit untereinander sei wichtig.

Ebenso ein Plus ist, dass mit Frei im Trainerteam der Basler Aspekt noch ausgeprägter zum Tragen komme. «Wenn einer ein paar Jahre in Basel gespielt hat, kann er diesen Stolz auf Rotblau glaubwürdiger seinen Spielern verkaufen», glaubt Ceccaroni. Die Handschrift solcher Fachkräfte, wie auch Adrian Knup als Nachwuchs-Delegierter des Verwaltungsrats eine ist, könnte authentischer nicht sein. Ceccaroni selbst weiss bestens, wovon er spricht: In seiner Karriere trug der frühere Aussenverteidiger nur das Dress des FC Basel. Er lebt seinem Team also jene Identifikation vor, die er auch von den Junioren verlangt. «Es ist nicht nur wichtig, dass man gut spielt, sondern dass man für den FC Basel gut spielt.»

Die Jungen drängen sich auf

Ceccaroni glaubt, dass diese Botschaft bei seinen Junioren angekommen ist, sie von ihnen adaptiert würde. Als grosses Kompliment empfand es der 47-Jährige deshalb, als ihm kürzlich nach dem Trainingslager des Fanionteams mit Präsident Bernhard Heusler und Sportdirektor Georg Heitz die wichtigsten Entscheidungsträger des Vereins auf die Schultern klopften und sagten: «Die Jungs, die du Urs Fischer mitgegeben hast, sind absolut top.»

Ceccaroni macht dies stolz. Solche Rückmeldungen bestärken die Ausbildner in ihrer Arbeit. «Das ist für mich der grössere Erfolg, als wenn der hoch talentierte Breel Embolo für zig Millionen zu Schalke wechselt», sagt er. Einen solch spektakulären Transfer wie derjenige des 19-jährigen Ausnahmekönners könne man aus der eigenen Jugend ohnehin kaum toppen.

Trotz all dieser positiven Zeichen stellt sich bei der aktuellen Leistungsdichte der Super-League-Equipe mit ihrem 28-Mann-Kader die Frage: Hat ein Spieler der U21 überhaupt eine reelle Chance auf einen Platz in Urs Fischers Team? Ceccaroni ist überzeugt, dass in dieser Saison mehr und bessere Spieler an die 1. Mannschaft herangeführt werden als je zuvor. Der Grund ist für ihn simpel: «Weil viele das Potenzial für die Super League haben.» Was aber nicht zwingend heissen muss, dass einzelnen auch der Durchbruch gelingt.

Damit dieser möglich wird, unterstützt seit 2014 ein Talentmanager diejenigen Fussballer, die zwischen U21 und Super League pendeln. «Diese Spieler werden nun besser betreut und begleitet», erzählt Ceccaroni. Der Graben zwischen Nachwuchs und Profimannschaft ist also kleiner geworden.

Die Jungen warten

Der Talentmanager ist also der letzte Vermittler vor dem Sprung von den Junioren auf die nächste Stufe. Eine seiner wichtigsten Aufgaben ist es, den jungen Männern klarzumachen, dass sie in diesem Geschäft vielmals die nötige Geduld aufbringen müssen. «Das ist keine Floskel», sagt Ceccaroni, «im Gegenteil. Wir wissen, dass die Spieler besser werden, wenn sie warten oder einen Umweg gehen.» Beispiele dafür sind Samuele Campo oder Musa Araz – sie stehen heute im Kader von Lausanne-Sport, dem Aufsteiger der Super League.

Nicht alle verfügen aber über diese Beharrlichkeit und das zuweilen notwendige Glück, um bei den Profis Fuss zu fassen. Jeder Jahrgang in der Schweiz bringt rund 15?000 neue Fussballer. Von diesen schaffen es etwa 300 auf die letzte Nachwuchsstufe. Der entscheidende Schritt, jener nach ganz oben, gelingt aber nur den Wenigsten. Deshalb, findet Ceccaroni, sei es umso wichtiger, das Bewusstsein für das Profitum zu schärfen. «Es reicht nicht, nur fussballerisch gut zu sein», sagt er. Wenn das Umfeld eines dreifachen Torschützen diesem auf die Schultern klopft, dürfe sich ein Junior damit nicht zufrieden geben. «Entscheidend ist, wie man in die Abschlussposition gekommen ist, wie spritzig man ist oder wie das Umschaltspiel geklappt hat.»

Die Jungen brauchen Titel

So viel Ceccaroni von seinem Staff und den Spielern fordert, so viel verlangt er auch von sich selbst. Einst sagte die Basler Ikone, als Technischer Leiter der Nachwuchsabteilung des Schweizer Meisters dürfe man nie zufrieden sein. Dabei bleibt er trotz aller Privilegien, die die Arbeit beim Schweizer Klassenprimus mit sich bringt.

Zurzeit macht ihn vor allem eine Beobachtung nicht ganz glücklich. «Die Kombination zwischen der Entwicklung des Spielers und erfolgsorientiertem Fussball geht noch nicht harmonisch einher.» Will heissen: Auch wenn der Fokus auf die Ausbildung gelegt wird, sollten die Resultate stimmen. Bestes Beispiel dafür ist der Tauchgang der U21 in der letzten Saison, die zwischenzeitlich in der Promotion League einen Abstiegsplatz belegte und erst mit einem Trainerwechsel den Tritt wieder fand. Thomas Häberli musste seinen Posten räumen und übernahm das damals verwaiste Amt des Talentmanagers. In dieser Funktion wirkt er noch heute, in der U21 ersetzte ihn interimistisch und somit in Doppelfunktion Massimo Ceccaroni. Dieser nennt gleich noch ein anderes Beispiel, bei dem Aufwand und Ertrag nicht übereinstimmten: «In den letzten drei Jahren haben wir auf Stufe U18 von sechs möglichen Titeln einen geholt – das ist zu wenig.»

Dass es künftig nicht nur bei den zweitältesten Junioren mehr Erfolge werden und die Jugendlichen den Traum vom Profi so lange wie möglich leben können, dafür wird seitens Verein sehr viel investiert. Der Basler Nachwuchs-Apparat ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Beim FC Basel sind heute 61 Personen nur für die Junioren zuständig, dazu kommen 14 Mitarbeiter der Stiftung Nachwuchs-Campus Basel, die die Anlage und das Wohnheim betreibt. Die FCB AG lässt sich die Ausbildung der Spieler der Zukunft jährlich rund fünf Millionen Franken kosten, die Stiftung Nachwuchs-Campus Basel mit ihrer Mäzenin Gigi Oeri steuert drei Millionen Franken pro Jahr zum Gelingen dieses Projekts bei.

Diese finanzielle Sicherheit garantiert ein Wohnheim, Ausbildungslösungen, moderne Rasenplätze, eine eigene Physiotherapie, Leistungsdiagnostik und viele Extras mehr. Auch das gehört dazu, will der FCB bei den Junioren weiter den Ton angeben. Dass dabei gleichzeitig die Basler Handschrift erkennbar ist, macht das Ganze noch ein wenig spezieller.

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