Presseschau

NZZ am Sonntag vom 23.10.2016

FC Basel mit zwiespältiger Leistung

Auch Tage nach dem 0:3 in der Champions League gegen die Hochkaräter von Paris St-Germain befand Basels Trainer Urs Fischer die Leistung «immer noch als gut». Experten schätzen es ähnlich ein. Man mag dem nicht grundsätzlich widersprechen. Und doch meldet sich eine Stimme, die sagt, dass man aufpassen muss, so deutliche Niederlagen nicht mit zu vielen positiven Attributen zu versehen.

Was fehlt dem FC Basel, Ausgabe 2016/2017? In der Super League fehlen sicher nicht die Punkte. 32 aus 12 Spielen sind ein ausgezeichneter Wert. Das Torverhältnis von +25 ist erdrückend für die Konkurrenz. Basel spielt normalerweise national auf einem anderen Planeten. Diese Situation ist nicht einfach. Und doch scheint es nicht vermessen, an diese Mannschaft vom Spielstil und vom ästhetischen Wert her einen strengeren Massstab anzulegen als an jedes andere Team in der Super League. Was dem FC Basel fehlt, um solche Diskussionen zu beenden: eine begeisternde Vorstellung – am besten auf internationalem Parkett. Diese war bisher noch nicht zu sehen.

Es ist eine Art Luxus-Debatte, und zu dieser gesellte sich in dieser Woche das Gerücht, dass der Sportdirektor Georg Heitz ein Angebot vom Hamburger SV erhalten habe. Heitz stellte am Samstag klar, dass es «eine Anfrage, aber kein Angebot» gegeben habe und dass er nicht gedenke, wegzugehen. Das Timing stimme nicht. Zudem wisse er zu schätzen, wie gut die strukturelle und personelle Situation in Basel sei – was man beim HSV nicht unbedingt behaupten kann. Auch sei er Aktionär und Verwaltungsrat, sagte Heitz. Also zu viele Faktoren, die auf der einen Seite stimmen und auf der anderen nicht.

Gehobene Qualität in Lugano hatte auf Basler Seite das Führungstor. Der Captain Delgado traf mit einem Freistoss ins hohe Eck. Insgesamt bot Lugano aber viel Widerstand. Das Team bestach durch intelligentes Spiel und gefährliche Konter. So verwunderte es nicht, dass Lugano durch einen Distanzschuss Marianis zum Ausgleich kam. Die Zeiten sind vorbei, in denen es für Lugano gegen Basel nichts zu holen gab. Die Tessiner haben die spielerischen Finessen aus der Ära des Trainers Zeman beibehalten und mit dem Coach Andrea Manzo an defensiver Stabilität zugelegt. Und es kam wegen einer Ungeschicktheit Callàs im eigenen Strafraum noch besser für die Tessiner. Alioski nützte den Strafstoss zum 8. Saisontor. Ein Penalty lag auch dem 2:2 von Callà zugrunde. Die Leistung des FC Basel? Zwiespältig.

Bernhard Brunner

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