Presseschau

TagesWoche vom 23.10.2016

2:2 in Lugano – und wieder bewahrt Callà den FCB vor erster Niederlage

Nach einem wunderschönen Freistosstor von Matias Delgado scheint der FCB in Lugano auf Kurs, und gerät dann innert 13 Minuten in Rücklage. Davide Callà bewahrt den müden Meister mit seinem Penaltytor in der 88. Minute wie schon gegen Thun vor der ersten Saisonniederlage. Von Samuel Waldis und Christoph Kieslich

Am Ende ging alles drunter und drüber. Basels Trainer Urs Fischer musste im Cornaredo zurückgehalten werden, weil er es sich nicht gefallen lassen wollte, dass die Bank des FC Lugano ihn offenbar mit unschönen Worten eingedeckt hatte (Fischers Stellungnahme im Video am Ende des Artikels). Co-Trainer Markus Hoffmann stand auch im Rudel, das sich gleich nach dem Abpfiff gebildet hatte, Renato Steffen und Davide Calla ebenfalls.

Der Davide Calla, der zwei Minuten vor dem Ende der Partie per Elfmeter doch noch den Ausgleich für den FC Basel erzielt hatte. Der Davide Calla, der sich irgendwann ab der 60. Minute mit der Tessiner Bank angelegt hatte, und sich von Steffen vor der Ausführung des Penaltys noch Mut gebende Worte mit auf den Weg anhören durfte.

«Ich habe Renato darum gebeten, diesen Elfmeter ausführen zu dürften», sagt Calla, einer der fünf Neuen in der Startformation, «damit ich die Chance kriege, meinen Fehler wieder gut zu machen.» Den Fehler, den er nach gut einer Stunde mit einem unglücklichen Foul im eigenen Strafraum begangen hatte.

Ezgjan Alioski brachte den Tabellensechsten in der 75. Minute vom Elfmeterpunkt in Führung. Und die Einheimischen unter den 4406 Zuschauern glaubten an die Überraschung in dieser zwölften Runde – an den ersten Sieg der Luganesi gegen den FC Basel seit 16 Jahren.

Ein Flatterball bringt Vaclik in Verlegenheit

Callas Ausgleich verhinderte die erste Niederlage des FCB in dieser Saison. Ganz unverdient wäre sie nicht gewesen, auch wenn die Basler am Ende 64 Prozent Ballbesitz hatten. Vor allem in der Anfangsphase hatte der Titelhalter drei Tage nach der 0:3-Niederlage in der Champions League gegen Paris Saint-Germain Mühe, auf dem schlechten Rasen den Tritt zu finden.

Einmal mehr war es insbesondere die linke Abwehrseite Adama Traorés, über die Andrea Manzos Team sein Glück versuchte. Und der Coach hatte in Alioski den Spieler, der dafür geeignet schien. Schnell in Richtung Grundlinie oder immer wieder ins Zentrum zog der Nationalspieler Mazedoniens. Aber wenn ein Schuss auf das Tor kam, dann war abgesehen vom Elfmeter Tomas Vaclik zur Stelle.

Der tschechische Torhüter des FC Basel sah lediglich in einer Situation schlecht aus: bei Davide Marianos Weitschuss (63. Minute), der allerdings derart flatterte, dass ihm kaum einer im Team den neunten von nunmehr zehn Gegentreffern übel nehmen wird.

Delgados erstes Freistosstor seit Mai bringt Basel Führung

Sechs Minuten zuvor war der FC Basel, der unter anderem Taulant Xhaka, Birkir Bjarnason und Seydou Doumbia zuhause gelassen hatte, in Führung gegangen. Durch Matias Delgados Freistosstor, das er als Gefoulter gleich selbst provoziert hatte. Aus über 25 Metern stellte er Mirko Salvi vor eine Prüfung, die die Basler Leihgabe nicht bestand.

«Der Führungstreffer müsste uns in die Karten spielen und uns Auftrieb geben. Aber genau das Gegenteil ist passiert und wir machen Lugano zwei Geschenke», sagt Trainer Urs Fischer.

Nachdem zuletzt immer Luca Zuffi die direkten Freistösste verwandelt hatte, traf Delgado wieder einmal mit einem ruhenden Ball – zum ersten Mal seit Mai, als der Captain gegen den FC Zürich erfolgreich war. Delgado erzielte so seinen fünften Saisontreffer und steht damit auf dem achten Rang der Torschützenliste, die der Luganesi Alioski mit nunmehr acht Treffern anführt.

Weniger erfolgreich als Delgado waren diverse andere Basler an diesem Abend bei kühlen Temperaturen im Tessin: Marc Janko scheiterte bei seiner einzigen Torchance mit dem linken Aussenrist an Salvi und am Pfosten, nach gut einer halben Stunde, als die Basler sich angesichts des nächsten Gehäusetreffers nach Paris zurückversetzt fühlten. Zudem wurden die Abschlüsse von Calla (26. Minute) geblockt, oder solche von Delgado (47.) und Steffen (43.) von Salvi abgewehrt.

Über Nacht 15 Punkte Vorsprung

Der FC Basel führt die Tabelle nach diesem Samstag der zwölften Runde mit 15 Punkten Vorsprung auf Lausanne und Sion an. Die ersten Verfolger stehen sich am Sonntag in der Waadt gegenüber, die Young Boys, Tabellenvierte, empfangen die Grasshoppers.

Für den Meister geht es am Mittwoch im Cup gegen den FC Tuggen weiter. Bis dann werden sich die Gemüter beruhigt haben. Und wenn nicht, dann wird sich Urs Fischer im Kanton Schwyz zumindest nicht mehr mit italienischen Fluchwörtern herumschlagen müssen.

Zurück