Presseschau

NZZ vom 27.02.2017

Schonungslos

Der Leader FC Basel gewinnt auch das vierte Rückrundenspiel – 3:1 gegen Luzern

Michele Coviello, Basel

Überspitzt gesagt, hätte sich Basel nur selbst schlagen können. Der gefährlichste Mann im FC Luzern war Cedric Itten: 20-jährig und vom FCB ausgeliehen. Während der Stürmer nach der Partie in Baseldytsch über seine auffälligste Aktion sprach, lief auf einem Bildschirm in seinem Rücken das dazugehörende Replay. Itten hat nur den Goalie Tomas Vaclik vor sich, Itten holt aus, Itten schiesst. Der Ball fliegt über die Latte.

Es war verständlich, dass Itten danach mechanisch sprach, etwas abwesend und bestimmt schlechter Laune. Der Schuss stand am Scheideweg dieser Partie und war eine Hundertstelsekunde Unterbruch zur gepflegten Langeweile, die in der zweiten Hälfte geherrscht hatte. 2:1 führte der FCB zu jenem Zeitpunkt in der 78. Minute. Marek Suchy und Marc Janko hatten ihn in der ersten Halbzeit mit einem Doppelschlag innert einer Viertelstunde in Führung gebracht. Es war eine gute erste Hälfte der Basler gewesen, dynamisch, aggressiv und mit einer Prise Überraschung, vielleicht das wichtigste Element – jetzt, da die Basler Siege nichts als erwartbar geworden sind. Der Schwede Alexander Fransson trat für den verletzten Matias Delgado auf, also für einmal nicht als defensiver, sondern als offensiver Mittelfeldspieler. Und Fransson machte Stimmung. «Es fehlte ihm nur das Tor», sagte sein Trainer Urs Fischer danach.

Aber dem FCB fehlten irgendwann die Ideen und vielleicht die Motivation, was dem Serienmeister und unangefochtenen Leader nicht weiter übel zu nehmen ist. Der FC Luzern hatte zwar nach dem 2:0 der Basler den Anschluss dank François Affolter nach einem Eckball gefunden. Aber sonst sass seine Torgefahr lange auf der Bank. Die Topskorer Marco Schneuwly und Markus Neumayr sollten geschont werden. Das ist so, wenn die Meisterschaft so gut wie entschieden ist, Luzern im Rennen um einen Europa-League-Platz ein gutes Polster hat und am Mittwoch in Aarau die Chance besteht, in den Cup-Halbfinal vorzustossen. Da kann Luzern in Basel taktieren. Und die Zentralschweizer verfolgten ihren Plan erfolgreich. Ihr Trainer Markus Babbel erklärte ihn so: «Möglichst lange die Partie offen halten und dann mit Marco Schneuwly nachlegen.» Babbel hat ein Gespür für solche Situationen, er weiss, wann im Spiel welcher Hebel anzusetzen ist. In der letzten Viertelstunde schien für Luzern die Zeit reif. Itten schrammte am Ausgleich vorbei. Unmittelbar danach wechselte Babbel den geschonten Marco Schneuwly ein. Aber Basel ist schonungslos. Babbels Instinkthandlung verpuffte umgehend. Kurz nach der Einwechslung stand es nicht 2:2, sondern dank Jankos 11. Ligator 3:1 für Basel.

Eigentlich hätte der FCB mehr Grund, sich zurückzulehnen und sich zu schonen. Aber so geht es nicht. Auch nicht, wenn am Donnerstag im Cup die Classique gegen den FC Zürich ansteht. «Wieso sollten wir uns schonen?», sagte Fischer auf eine entsprechende Frage. «Basel muss immer gewinnen und dazu noch überzeugen.» Fischer spürt das täglich, trotz seinen Resultaten. Neulich sprach man über Babbel als seinen Nachfolger. Auch in dieser Hinsicht ist Basel schonungslos.

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