Presseschau

NZZ am Sonntag vom 02.04.2017

Immer mehr Geld, immer weniger Aktien

Von Heusler zu Burgener

Am Anfang war kein Wort. Als Bernhard Heusler im August 2011 von der Mäzenin Gigi Oeri 90 Prozent der FC Basel Holding AG übernahm, verriet niemand ein Sterbenswörtchen über den Preis. Der damalige Finanzchef Mathieu Jaus sagte, «egal, ob 40 Millionen oder einen Franken», entscheidend sei, dass die Zukunft des FCB gesichert sei. Bis heute weiss niemand, wie viel Heusler bezahlte – er sei «nicht reich an Vermögen», sagte der Anwalt damals der «NZZ am Sonntag», und in diesem speziellen Fall müsse gesehen werden, «dass mir die Aktien übertragen werden im Zusammenhang mit einer Führungsaufgabe in einer Holdinggesellschaft, die nicht ein Investment-Objekt ist, sondern zum Ziel hat, Defizite aus dem Profibetrieb zu decken». Mit anderen Worten: Oeri war froh, ein tendenziell defizitäres Geschäft loszuwerden – und Heusler ging allein mit der Verantwortung über ein solches Unternehmen ein beträchtliches Risiko ein, weil er längst nicht Oeris Solvenz besass.

Niemand ahnte, zu welcher Geldmaschine der FC Basel unter Heusler werden würde. Er verfügt heute alles in allem über ein Eigenkapital von 60 Millionen Franken, zuletzt hat er Saison für Saison Gewinn erwirtschaftet, dank Transfers, Provisionen und Erfolgen in europäischen Wettbewerben. Entsprechend gross ist das Interesse an der Frage, wie viel Heusler für den Verkauf dieser Milchkuh erhält. Bloss: Es fällt abermals kein Sterbenswörtchen. Bei aller beispiellosen Transparenz, die der FCB in den letzten Jahren bei den Geschäftszahlen gewährte – Details zum Aktienkaufvertrag zwischen Heusler und Co. und dem künftigen FCB-Besitzer Bernhard Burgener (Bild) werden nicht verraten. Die Spannweite der Spekulationen ist erneut gross; immerhin liegt sie nicht zwischen einem Franken und 40 Millionen, aber es gibt doch Angaben, die wahlweise 20 oder 40 Millionen betragen. Sprich: Verlässlich ist gar nichts – zumal bei einem solchen Besitzerwechsel oft auch Verbindlichkeiten übergeben werden, was dazu führt, dass die Summe, die tatsächlich in bar fliesst, ohnehin deutlich geringer ist. Heusler wollte den FCB zudem nicht primär an den meistbietenden Interessenten verkaufen, er gewichtete den Wert einer lokalen Lösung höher. Er betonte stets, wie sehr er sich als bezahlter FCB-Präsident in einer treuhänderischen Rolle sehe, Motto: Der Klub gehört nicht ihm, sondern dem Volk.

Abgesehen davon gibt’s auch finanzielle Hinweise darauf, dass es Heusler bei seinem FCB-Engagement nicht um persönliche Profitmaximierung ging. So verringerte er seinen 90-Prozent-Aktienanteil in den letzten Jahren sukzessive, die Aktien übernahmen seine Kollegen im Verwaltungsrat. Inzwischen hält er nur noch 44,2 Prozent, am zweitmeisten besitzt der Sportdirektor Georg Heitz (25 Prozent). Nachdem er Ende 2015 die letzte Aktienübertragung vorgenommen hatte, sagte Heusler der «Basler Zeitung» auf die Frage, was eine Aktie koste: «Schon als das Aktienpaket von Gigi Oeri auf mich übertragen wurde, erfolgte das nach Steuerwert. Und zum unveränderten Steuerwert ist das auch jetzt geschehen.» Der «Tageswoche» sagte er, solange der FCB nicht wieder jemanden habe wie Gigi Oeri, müsse alles Geld im FCB-Kreislauf bleiben, «jeder Franken, den wir in der Champions League und mit Transfers verdient haben» – und deshalb gebe es auch keine Dividende. (bsn.)

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