Presseschau

NZZ am Sonntag vom 25.06.2017

Burgener plant den Showdown

Der Präsident des FC Basel will Constantin übernehmen und so die Dauerfehde um den Medienkonzern beenden. Er ist seinem Ziel in den letzten Tagen näher gekommen.

Von Sebastian Bräuer

Am Mittwoch war wieder ein Tag der Extreme, wie so oft im Leben des Bernhard Burgener. Abends hielt er vor Unternehmern einen Vortrag über seine Ziele mit dem FC Basel; die Wirtschaftskammer Baselland hatte ihn eingeladen. Teilnehmer berichteten anschliessend von frenetischem Applaus. Bei KMU-Chefs aus der Region kommt der neugewählte Präsident des erfolgreichsten Schweizer Fussballklubs gut an.

Am gleichen Tag wurde aber auch bekannt, dass ein Anwalt der Firma Constantin bereits Ende April bei der Münchner Staatsanwaltschaft eine Strafanzeige gegen Burgener eingereicht hatte. Das Lager seines Kontrahenten Dieter Hahn, mit dem Burgener seit Monaten einen Machtkampf um die Kontrolle bei Constantin austrägt, wirft ihm «Untreue, Insiderhandel und andere Straftaten» vor. Die Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren eingetragen. Dass sie bereits gegen Burgener selbst ermittelt, heisst das nicht: Dieser Schritt wird derzeit erst geprüft. Am öffentlichen Eindruck, Burgener agiere bisweilen mit unzimperlichen Methoden, ändern solche juristischen Feinheiten freilich nichts. Zumal einige Medien den Sachverhalt falsch wiedergaben.

Fest steht: Die Auseinandersetzung um die Zukunft der Firma Constantin bindet auf Dauer zu viele Kapazitäten. Noch gelingt Burgener der Spagat. Sein Umfeld verweist darauf, dass er beim FC Basel ein hochkarätiges Team installiert habe. Er könne gut delegieren und sei ein Workaholic, der Liegengebliebenes notfalls über Nacht erledige. Und trotzdem: Begeistert dürfte beim Fussballklub niemand sein, dass der neue Präsident in eine Dauerfehde verwickelt ist, die Zeit und Nerven kostet. Eine weitere Eskalation könnte rasch dazu führen, dass Burgener auch in Basel kritischere Fragen beantworten muss.

Immerhin ist er dem Ziel, gemeinsam mit nahestehenden Investoren Constantin vollständig zu übernehmen, näher gekommen. Burgeners Schweizer Firma Highlight Communications meldete vor wenigen Tagen, sie habe neue Aktien im Wert von 82 Millionen Euro ausgegeben. Die üppige Kapitalerhöhung beweist, dass Burgener in der Lage ist, Geldgeber zu mobilisieren. Seine Gegner in München hatten das zuletzt angezweifelt. Burgener will sämtlichen Constantin-Aktionären ein freiwilliges Übernahmeangebot unterbreiten. Chancenlos ist das Vorhaben nicht: Gespräche mit Banken über Kredite kommen voran, und das Hahn-Lager hat signalisiert, zu Verhandlungen bereit zu sein, wenn der Preis stimme. Es wäre das gütliche Ende eines mit allen Mitteln geführten Duells. Aber noch ist es mindestens einige Monate entfernt.

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