Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 08.03.2018

Joggeli-Lautsprecher ohne Notstrom-Funktion

Stromausfall Die neue Musikanlage im St.Jakob-Park liefert seit 2014 zwar satte Bässe, hat aber keine Notfall-Stromversorgung. Aus diesem Grund wurde die alte Anlage nicht zurückgebaut.

Samuel Hufschmid

Mit fetten Beats und dem eigens dafür kreierten Song «Gschichte wärde gschriebe» weihte die Basler Rap-Crew «Triple Nine» am 8.Februar 2014 die neue Joggeli-Soundanlage ein. 15 neue Lautsprecher mit 135000Watt Leistung wurden damals unters Stadiondach gepackt und sollten fortan «konzerttauglichen Sound» für die Tribünen liefern, wie der FCB schrieb.

Am Samstag, als aus weiterhin unbekannten Gründen im Stadion der Strom ausgefallen war, blieben die Boxen stumm. Damit verstösst der FCB gegen Auflagen der Uefa.

Recherchen der bz zeigen nun: Die neue Anlage wurde gar nie mit einem Notfall-Generator ausgerüstet. Ruedi Scheidegger von der Firma Winkler Livecom AG, welche die neue Anlage installiert hat, sagt: «Unser Auftrag bestand einzig in einer neuen Show-Beschallung. Als Evakuierungsanlage sind weiterhin die alten Boxen vorgesehen, die aus diesem Grund auch nicht abmontiert wurden.»

Winkler Livecom ist explizit nur für die Wartung der neuen Anlage zuständig. Diese wurde zuletzt im Januar durchgeführt. Die bz hätte gerne vom FCB gewusst, wer für die Wartung der im Normalfall nicht benötigten alten Anlage zuständig ist und wann diese zuletzt getestet wurde. Doch der FCB wollte gestern keine Fragen zum Stromausfall vom Samstag beantworten.

Während der Club also weiterhin schweigt, zeugen deutliche Zeichen am Stadion davon, dass noch nicht Normalbetrieb herrscht. Die Verkleidung des Tribünen-Anbaus, die normalerweise mit Druckluft prall gefüllt ist, hängt schlapp herunter. Das Stadion-Bistro Rotblau schreibt am Eingang, dass der Betrieb «aufgrund technischer Probleme» bis einschliesslich diesen Freitag geschlossen bleibe.

Haltlose Spekulationen

Derweil kursieren auf Online-Foren und in den Kommentarspalten traditioneller Medien wilde Gerüchte, die gestern vom Online-Portal nau.ch portiert wurden. Eine solche Theorie dreht sich um die Beteiligung der FCB-Fans am Stromausfall. Fakt ist: Die Muttenzerkurve präsentierte an mehreren Heimspielen ein Transparent mit der Aufschrift «ESports dr Stecker zieh». Damit macht die Kurve darauf aufmerksam, dass sie wenig begeistert ist vom Engagement ihres Herzensklubs im E-Sports-Bereich. Am vergangenen Samstag wurde, einige Zeit nachdem der Strom ausgefallen war, ein zweites Transparent gezeigt – mit der Aufschrift «ESports dr Stegger zooge». Abklärungen der bz weisen jedoch eindeutig darauf hin, dass das Transparent erst während des Stromausfalls gemalt wurde. Eine Nachfrage bei der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt zeigt, dass der FC Basel im Zusammenhang mit dem Stromausfall bisher keine Anzeige eingereicht hat. Entsprechend wird von offizieller Seite nach wie vor von einer Panne ausgegangen.

Ein Nachspiel dürfte der Ausfall der Soundanlage für den FCB hingegen bei der Basler Feuerpolizei haben, wie die «Tageswoche» schreibt. Entsprechende Ermittlungen seien aufgenommen worden, da der FCB gegen die Schweizer Brandschutzverordnung verstossen hat. Diese sieht vor, dass Stadien mit über 10000 Zuschauerplätzen über ein elektroakustisches Notfallwarnsystem verfügen müssen– und zwar auch im Falle eines Stromausfalls.

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