Presseschau

Basler Zeitung vom 17.11.2018

Freiwillige, Unfreiwillige und Frei-Unwillige

125 Joor FC Basel – ein Fest in drei Akten und mit vielen Episoden

Von Oliver Gut,Tilman Pauls, Dominic Willimann, Sebastian Briellmann, Marcel Rohr (Text), Pino Covino (Fotos)

Am Ende eines feierlichen Tages riefen die Fans des FC Basel einen Namen besonders laut in die Nacht hinaus: « Marco Streller». Die Hiphop-Combo TripleNine hatte eben erst die Bühne im Rundhof der Messe verlassen, als der Name des Sportchefs durch das Gebäude hallte. Zu diesem Zeitpunkt wurde Streller selbst zwar schon nicht mehr im Publikum gesichtet – er hatte die aufmunternden Rufe der Fans aber nur ganz knapp verpasst.

Zusammen mit Matias Delgado und Alex Frei war Streller nach der offiziellen Gala dorthin gegangen, wo sich die funkelnde Gesellschaft mit dem Fest der Muttenzerkurve vermischte. Auch Präsident Bernhard Burgener, Karli Odermatt und FCB-Kultfigur Massimo Ceccaroni liessen sich dort noch blicken, ebenso wie die aktuellen Spieler Fabian Frei, Marek Suchy, Ricky van Wolfswinkel oder auch Luca Zuffi, der zu später Stunde verkündete, dass er im Sommer seine Freundin heiraten wird. Gerne hätten die Spieler noch eine nächste Runde bestellt; doch selbst am Geburtstag rief die Pflicht. Party hin oder her, Trainer Marcel Koller erwartete seine Kicker gestern pünktlich um 10 Uhr auf dem Trainingsplatz.

Zum Schluss war die rotblaue Gemeinde also so vereint, wie sie das Wochenende für Wochenende immer im Stadion ist. Und so, wie sich das die jeweiligen Organisatoren des Abends vorgestellt hatten, als klar war, dass es ein Fest in drei Akten geben würde, von denen zwei parallel stattfinden: Auf dem Landhof wurde am Abend eine Nostalgie-Feier – mit vielen Besuchern gekleidet in Klamotten wie 1893 – gehalten, während in der Eventhalle der Messe die 125-Joor-Gala bis tief in die Nacht über die Bühne ging.

Tiefe Nacht ists ja für viele FCB-Anhänger auch, wenn es um die jüngsten sportlichen Leistungen ihrer Lieblinge geht. Dass dies nicht mehr als eine Momentaufnahme ist, lehrt die lange Geschichte des Clubs, die von Tristesse in der Nationalliga B und Geldsammel-Aktionen zu berichten weiss. Ein Gedanke, den auch Conradin Cramer in seiner Rede aufgriff. Der Basler Regierungspräsident trat, fast einem rotblauen Werbespot gleich, all jenen entgegen, die wegen ein paar Niederlagen und dem grossen Abstand zur Tabellenspitze bereits «den Weltuntergang» (Cramer) heraufbeschwören.

Zu den Schwarzsehern zählt Karli Odermatt gewiss nicht. Die Clublegende erwies sich – neben der Sängerin Anna Rossinelli, die mit dem Sinfonieorchester Basel auftrat – als Temporär-Conférencier und Interviewer der Profi-Mannschaft als Hauptakt einer Gala, an der mit Auftritten einer belgischen Akrobatengruppe, der VKB-Clique (die schon zu Ehren des ersten Meistertitels 1953 einen Auftritt bei den Feierlichkeiten hatte), dem legendären Basler Musiker-Ehepaar

Hansheini Kaufmann/Lily Baumann, den Gwäägi und der zuletzt wegen Namen und Logo unverhofft in die Schlagzeilen geratenen Guggemusig Negro Rhygass ein bunter Strauss an Darbietungen geboten wurde.

Auch Magrée, der frühere Basler Spitzen-Rollhockeyaner, verlieh dem Anlass seinen Zauber: Liess der Magier erst Burgener aus einer Kiste springen, so sorgte er später mit seinem Kartentrick, der alle 1250 Gäste involvierte, für einen stimmungsmässigen Höhepunkt. Damit konnten sonst nur der ob den Huldigungen gerührte FCB-Trainer-Erwecker Helmut Benthaus, die von den Gwäägi rezitierten FCB-Best-of-Schnitzelbängg (schade, dass es keinen Vers zum FCB 2018 gab!) und die Meldung, dass Roger Federer seine Partie gegen Kevin Anderson gewonnen habe, mithalten.

Dass FCB-Fan Federer zu diesem Zeitpunkt in London und nicht in der Messe zugegen war, versteht sich. Bei anderen Abwesenden ist es da komplizierter: Neben den aktuellen Club-Mitverantwortlichen fanden sich im Saal auch die ehemaligen Grössen wie Benjamin Huggel oder FCB-Wiedererwecker Christian Gross ein, die bei Rotblau keine Funktion mehr haben. Nicht gesichtet wurden an der Gala hingegen jene zwei Personen, die beim FCB als einzige den Status eines Ehrenpräsidenten haben: Gigi Oeri fehlte krankheitshalber, Bernhard Heusler hatte schon im Sommer der Landhof-Veranstaltung zugesagt, die er dann auch besuchte – und der davon unabhängig auch irritiert gewesen sein soll, dass ihn von der zum Verkauf angebotenen Gala erst ein Anmeldetalon samt Einzahlungsschein erreichte, bevor eine offizielle Einladung als Ehrengast in den Briefkasten flatterte.

Andere hingegen blieben eher unfreiwillig draussen. Zum Beispiel Adela Smajic, die lediglich im Foyer dazu kam, ihr Abendkleid zu präsentieren, während sie für Telebasel Gäste wie Arthur Cohn interviewte – und erkennen musste, dass weder ihr Status als Tochter von Admir Smajic noch ihr frischer Bachelorette-Ruhm zu einem Gratis-Platz an einem der Tische führte.

Führen muss nach diesem Abend Fabian Frei – und zwar durch den St.-Jakob-Park. Denn eine Stadionführung mit Fabian Frei war einer der Preise, die bei der Tombola gewonnen werden konnten. Allerdings ist ebenso unklar, ob FCB-Führungsspieler Fabian Frei die Führung durchführt oder doch eher FCB-Kameraführer und Alex-Bruder Fabian Frei, wie auch die Frage offen blieb, welcher Fabian Frei nun die Stadionführung mit Fabian Frei in der Tombola gewonnen habe. Sicher ist: Der Preis ging an Fabian Frei. Und die Vermutung liegt nahe, dass er darauf verzichten wird, Fabian Frei durch den vertrauten St.-Jakob-Park zu führen.

Es war dies nicht der einzige Preis dieser Tombola, der für Schmunzler sorgte. Eine Jubiläumsuhr von Oris durfte Ruedi Meyer entgegennehmen. Für den langjährigen FCB-Revisoren schliesst sich damit ein Kreis: Denn als er sein Amt bei Rotblau vor Jahren abgab, wurde er mit einer – na klar – Uhr geehrt. Ebenso erfreut wie Meyer zeigte sich Saskia Riat, eine von zahlreichen Ex-Handballerinnen und -Handballern im Publikum. Wenn der FCB im Januar ins Trainingslager fliegt, darf sie als Zaungast exklusiv dabei sein. Und wird dann beobachten, inwiefern sich ein Vorbereitungstraining der Fussballer von demjenigen der Handballer unterscheidet.

Es waren also unterhaltsame Stunden, die die Festschar im Kleinbasel geniessen durfte. Dann rief die Nacht. Und für die letzten Mohikaner der Rundhof. Dort also, wo der Name von Marco Streller ein letztes Mal in die kalte rotblaue Geburtstagsnacht posaunt wurde – ehe die Feierlichkeiten in den frühen Morgenstunden im Foyer ausklangen.

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