Presseschau

Schweiz am Wochenende vom 17.11.2018

Keine Zeit für Trübsal

Zwischen Lachshäppchen und Filet blickten die Promis bei der Jubiläumsgala auf 125 Jahre Vereinsgeschichte zurück

Sébastien Lavoyer (Text) undNicole Nars-Zimmer (Fotos)
Als sich kurz vor 18 Uhr die Schiebetüren zur Eventhalle der Messe endlich öffnen, strömen Hunderte von wartenden Männern und Frauen in Anzügen und Abendkleidern hinein. Zu den ersten prominenten Gästen gehört Ex-FCB-Trainer Christian Gross mit Partnerin Frau Dr. Leupold. Sie stehen noch auf dem rotblauen Teppich, als Karli Odermatt mit seiner Frau Rosmarie heranmarschiert. «Ah, der grosse Karli. Nach dir, nach dir», sagt Gross, als er den Verwaltungsrat erblickt. Odermatt lacht und sagt: «Wie heisst dein gegenwärtiger Klub nochmal? Al-Hassan?» Nein, nicht ganz. Gross trainiert den ägyptischen Spitzenklub Zamalek, zwölffacher Meister, 26-facher Pokalsieger.

Alles rotblau, für immer rotblau

Gross und Odermatt sind noch am Tuscheln, als Matias Delgado mit Ehefrau Laura dazustösst. Gross geht auf ihn zu, lacht. «Alles klar?», fragt Delgado und Gross nickt mit einem breiten Lachen. Derweil trudelt auch SP-Ständerätin Anita Fetz mit ihrem Mann ein, genauso wie Swiss-Indoors-Boss Roger Brennwald und Erik Julliard, Produzent des Basel Tattoo. Die meisten Gäste sind schon beim Apéro, als eine knappe Viertelstunde nach Türöffnung der FCB-Teambus vorfährt. Als Erster geht Ricky van Wolfswinkel zügigen Schrittes voran, gefolgt von seinen Teamkollegen. Alle im dunkelblauen Anzug mit roten Socken und ebensolchen Einstecktüchern. Alles rotblau, für immer rotblau. In einem separaten weissen Car werden die Partnerinnen der Spieler und Trainer vorgefahren. Glitzernde Abendkleider und hohe Absätze.

Nach einem kurzen Willkommensdrink geht es in die grosse Halle. Während Fabian Frei mit Frau Muriel und Luca Zuffi mit seiner Verlobten Laura für die Kameras posieren, erzählt Captain Marek Suchy, dass er auf gutem Weg sei. Bei 70 Prozent sieht er sich. «Ich gehe davon aus, dass ich mit der Mannschaft ins Trainingslager fliege», sagt er. Es kann ihm nicht schnell genug gehen, denn Zuschauen ist für ihn Höchststrafe. «Es ist immer hart in schwierigen Phasen, aber noch viel härter, wenn man nicht helfen kann.» Ricky van Wolfswinkel sitzt am Tisch der Spieler, die ohne Partnerin gekommen sind. Wo sind Frau Bianca und die Kinder? Er hebt das Tischtuch. Da sind sie nicht. «Bianca ist mit den Kindern zu Hause geblieben, das wäre nichts für sie», sagt er und grinst. Als die meisten Gäste schon an einem der 125 10er-Tische Platz genommen haben, kommt als einer der Allerletzten Oscargewinner Arthur Cohn hereinspaziert. Der 91-Jährige hat mit dem FCB fast alles erlebt, zog mit ihm vom Landhof auf die Schützenmatte und letztlich ins Joggeli. Cohn schwelgt in Erinnerungen, ehe er sagt: «Ich wünsche dem FCB, dass er bald wieder so gut ist wie vor ein, zwei Jahren.»

Zwischen Folklore und Glamour

FCB-Präsident Burgener ist trotz sportlicher Baisse in Feierlaune. «Mit dem Fussball ist es manchmal wie mit dem Wetter: Nach dem Regen scheint irgendwann die Sonne. Ich bin überzeugt, dass wir bald wieder jubeln können. Wir haben ein hervorragendes Kader und ich habe vollstes Vertrauen in unsere Trainer.» Kaum gesagt, verschwindet er und taucht erst wieder auf, als ihn Magier Magrée auf der Bühne aus einer Kiste zaubert. Geschichtsstunde mit dem Präsidenten. Viele Jahreszahlen, ein paar Anekdoten («1877 wurde erstmals ein Spieler des Feldes verwiesen») und zum Schluss eine Jubelbotschaft. Dank der grosszügigen Unterstützung zahlreicher Partner und den Eintrittsgeldern von 125 Franken kann der FCB dem eigenen Nachwuchs 250000 Franken zukommen lassen. Zwischen Lachshäppchen und Filet erzählt Karli Odermatt von seinen Anfängen beim FCB. Das Team sitzt irgendwann mit ihm auf der Bühne, und als er Silvan Widmer fragt, ob es denn etwas gäbe, das ihm nicht passt, sagt dieser: «Ganz ehrlich, ich hätte mir vorgestellt, dass wir ein bisschen erfolgreicher sind.» Aber an einer Jubiläumsgala bleibt keine Zeit, um Trübsal zu blasen. Da fliegen Artisten durch die Luft, Magrée verwandelt Prospekt-Papier in Hunderternoten, Anna Rossinelli singt begleitet vom Sinfonieorchester und man feiert die Helden der 125-jährigen Geschichte. Zum Beispiel die Trainerlegende Helmut Benthaus. «Ich bin heute und in den letzten Wochen so mit Lob überschüttet worden, dass mir fast die Worte fehlen.»

Und so bewegt sich der Abend irgendwo zwischen Folklore und Glamour, zwischen Fasnachtsclique und Zauberer von Weltformat. Ein Aufeinanderprallen von Welten und Generationen. Das kann nur gut gehen, wenn der FC Basel dahintersteht, der 125-jährige Jubilar.

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