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BSC Young Boys

FC Basel

BSC Young Boys - FC Basel 0:3 FF

Datum: 27.07.1996, 20:00 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1996/97 - 4. Runde

Stadion: Wankdorf (Bern) - Zuschauer: 8'000

Schiedsrichter: Marcel Vollenweider Schweiz

Tore: 27. Okolosi 1:0. Nyarko 1:1. 64. Frick 1:2. 85. Gerber 2:2.

Gelbe Karte: 23. Tabakovic (Foul). 38. Gerber (Foul). 44. Orlando (Foul). 82. Neqrouz (Foul).

BSC Young Boys: Pulver; Neqrouz; Rotzetter (87. Aebi), Streun; Kehrli, Baumann (40. Bekirovski), Prytz, Lengen; Gerber, Eich; Okolosi (77. Küffer).

FC Basel: Huber; Ceccaroni, Poulard, Tabakovic, Orlando; Frick, Nyarko, Smajic, Sutter (70. Salvi); La Placa, Giallanza (65. Armentano).

Bemerkungen: YB ohne Malacarne, Basel ohne Zuffi (beide verletzt). Kopfball Lengens an den Pfosten (50.). Freistoss Nyarkos an den Pfosten (83.). Abseitstor Okolosis aberkannt (39.). Forfaitsieg für den FCB, weil YB mit dem Schweden Erol Bekirovski einen unqualifizierten Spieler eingesetzt hat.

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2:2 gegen YB - der FC Basel verschenkt Punkte

Der FC Basel kam in seinem dritten Spiel der Fussball-NLA-Saison 1996/97 bei den Young Boys nicht über ein 2:2 (1:1)-Unentschieden hinaus. Der FCB führte fünf Minuten vor dem Abpfiff mit 2:1, ehe die Schlussphase das Team von Karl Engel wieder zwei Punkte kostete.

Bern. Immer mal was Neues, ist man beinahe versucht zu sagen. Beim FC Basel «wiederholen» sich derzeit wieder einmal die vorangegangenen Spiele. In der Finalrunde 1992/93 unter Friedel Rausch waren es die frühen Gegentreffer (Elber für GC, Güntensperger für den FC Luzern), die der FCB in ärgerlicher Regelmässigkeit einstecken musste. In der Finalrunde der Saison 1994/95 kamen die Basler in die Gunst der spät geschossenen Tore (Zuffi in Aarau, Walker gegen GC).

Und nun leistet sich der FC Basel den Luxus, kurz vor Schluss entscheidende Gegentore einzufangen. Gegen Xamax hatte Massimo Ceccaroni in der 88. Minute ins eigene Tor getroffen, und am Samstag in Bern liess man die Young Boys fünf Minuten vor Schluss noch zum 2:2-Ausgleichtreffer kommen. Nimmt man noch die 2:3-Niederlage in Wolgograd aus dem UIC-Match hinzu, als der FCB eine 2:1-Führung noch preisgegeben hatte, dann läppert sich mittlerweile einiges zusammen.

Im Falle des UIC ging es ins Geld, der Gruppensieg und die Spiele gegen den Linzer ASK hätten einige Hunderttausend Franken in die Kasse gebracht. Was die Nerven anbelangt, so wird die Qualifikationsrunde bei ähnlichem Fortlauf erneut zur leidigen Zitterpartie.

Und abgesehen davon schlagen solche «späten» Gegentore auch auf die Moral. Dementsprechend war denn auch die Stimmung nach dem Match auf dem Wankdorf. Die FCB-Spieler waren sauer, in mehr oder weniger deutlichen Worten machten sie kein Geheimnis daraus, dass das Remis gegen YB nicht einem gewonnenen, sondern zwei verschenkten Punkten gleichzusetzen sei.

Schuss Richtung Bärengraben...

Fünf Minuten vor Schluss führte der FCB mit 2:1, er hatte die Möglichkeiten zum Kontern, derweil bei den Young Boys zwar der grosse Wille, aber längst keine Torchancen mehr zu notieren waren - doch dann entschloss sich Jean-Pierre La Placa, als er und drei weitere Basler gegen zwei YB-Spieler losziehen durften, für die komplizierteste Angriffsauslösung, legte Erol Bekirovski den Ball in die Füsse, und via Roger Küffers Flanke und Andres Gerbers Fuss wurde dann jenes 2:2 doch noch Tatsache. Es hätte genügt, in dieser Situation den Ball auf die Tribüne oder in Richtung Bärengraben zu dreschen?

So aber wurde der FCB wie schon gegen Xamax kurz vor Schluss auf dem falschen Fuss erwischt und bei einem für ihn positiven Resultat regelrecht ausgekontert. Dass dergestalt in Basel auf Dauer keiner glücklich wird, versteht sich von selbst. Ursachenforschung war denn auch angesagt. Warum, weshalb, wieso?

Aus den Antworten war hernach ein interessantes Spektrum von Erklärungsversuchen zu vermerken. «Wir können keinen Ball halten», sagte Goalie Stefan Huber, der wieder einmal kaum geprüft worden war und dennoch zwei Gegentore kassierte. «Wir hätten konzentrierter und einfacher spielen müssen», sagte Verteidiger Massimo Ceccaroni, und der Trainer, Karl Engel, befand, dass in den letzten fünf Minuten «die geistige Frische und auch die Kondition» gefehlt habe.

Auf dem Feld sah dies folgendermassen aus. Nachdem der FC Basel durch ein von Admir Smajic und Bruno Sutter herrlich herausgespieltes Tor Mario Fricks nach gut einer Stunde in Führung gegangen war, zog er sich vor die eigene Abwehr zurück. Er spielte wie schon beim 1:0-Erfolg in Aarau auf Kontermöglichkeiten und verhielt sich ausgesprochen passiv. Gegen den schwachen FC Aarau lief es gut - gegen die Young Boys ging jedoch der Schuss nach hinten los.

«Wir hätten mehr tun müssen», sagte Ceccaroni, «so können wir uns nichts kaufen.» Der FC Basel liess sich von einem Gegner in die Abwehr drängen, dessen einziger Stürmer, Gabriel Okolosi, mit Krampferscheinungen in der Wade nurmehr auf dem Platz herumschlich und später ausgewechselt werden musste.

Konkret mangelte es beim FCB auch an der Abstimmung in den einzelnen Linien. «Die Verteidigung muss im Angriff beginnen», meinte Ceccaroni. Doch letztlich war es zumeist so, dass die Zweikämpfe erst in der Basler Verteidigung stattfanden. «Und wenn man im eigenen Strafraum diese 1-gegen-1-Situationen verliert, dann wird es immer gefährlich.»

Und übermorgen gegen St. Gallen

Somit also brachte sich der FCB, nimmt man das Remis gegen Xamax hinzu, in der noch jungen Saison bereits um drei Punkte. Statt vier Zähler hätte er jetzt deren sieben, statt auf dem 7. wäre er jetzt auf dem 4. Platz und hätte sich in Ruhe auf die kommenden Aufgaben vorbereiten können. Übermorgen Mittwoch hat der FCB in St. Gallen anzutreten, und alle wussten, dass es «genau das gleiche Spiel» werden wird. Kämpfen, fighten, grätschen?

Doch es sei Engels Mannschaft zugute zu halten, dass sie im Vergleich zum Match gegen (das stärkere) Xamax in Bern einen verbesserten Eindruck hinterliess - zumindest bis zum 2:1.

Der FCB geriet zwar nach einer halben Stunde auf ärgerliche Art und Weise in Rückstand. Hugo Streun rutschte mit den Beinen voran Gaetano Giallanza von hinten in die Füsse, Schiedsrichter Marcel Vollenweider pfiff nicht, und der Konter brachte durch Okolosi, den Ex-Basler, das 1:0. Viel hätte nicht gefehlt, und YB wäre mit einem 2:0-Vorsprung in die Pause gegangen. Gerber hatte hatte Huber bereits überlistet, als Okolosi in Abseitsposition stehend, den aufs Tor rollenden Ball endgültig über die Linie drückte.

Statt 2:0 hiess es dann jedoch 1:1. Bei Smajics Freistossflanke versuchten die Berner auf Abseits zu spielen, der neue Schwede Bekirovski, verstand diese Absicht nicht, und Alex Nyarko traf per Kopf aus kurzer Distanz.

Spätestens von diesem Zeitpunkt an kontrollierte der FCB den Match. Es hätte nichts mehr schiefgehen dürfen. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 29.07.1996