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FC Basel

BSC Young Boys

FC Basel - BSC Young Boys 1:1 (1:1)

Datum: 09.10.1996, 20:00 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1996/97 - 15. Runde

Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 10'500

Schiedsrichter: Marcel Vollenweider Schweiz

Tore: 10. Giallanza 1:0. 35. Okolosi 1:1.

Gelbe Karte: 8. Neqrouz (Foul). 44. Streun (Foul). 56. Ivanov (Foul). 76. Giallanza (Foul). 79. Okolosi (Foul).

FC Basel: Huber; Ceccaroni, Falub, Poulard, Zuffi; La Placa, Konde (83. Disseris), Nyarko, Sutter (60. Orlando); Giallanza, Yakin (46. Smajic).

BSC Young Boys: Kobel; Baumann; Neqrouz, Streun (70. Küffer); Kehrli, Bekirovski, Prytz, Eich (83. Gerber), Lengen; Okolosi (87. Gianinazzi), Ivanov.

Bemerkungen: Basel ohne Frick (Nationalmannschaft) und Salvi (verletzt). YB ohne Pulver, Malacarne und Camenzind (alle verletzt). Nach der Pause La Placa im Sturm, Konde rechtes Mittelfeld.

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Ein peinlicher Auftritt: 1:1 gegen YB

Der FC Basel kam in der 15. Runde der NLA-Fussball-Qualifikation gegen den Tabellenletzten BSC Young Boys nicht über ein 1:1 (1:1)-Unentschieden hinaus. Es war ein ganz trauriger FCB-Abend.

Basel. Was soll man dazu sagen? Da überzeugt der FCB gegen die vermeintlich starken NLA-Teams, kombiniert, wirbelt und schiesst tolle Tore. Und nun das. Der FC Basel verscherzte sich gestern den Goodwill seines Publikums - 10 500 waren immerhin zugegen - mit einem 1:1 (1:1)-Unentschieden gegen die Habenichtse des BSC Young Boys. Es war ein masslos enttäuschender Auftritt des FCB. Daran führt kein Weg vorbei. Was war da nur schiefgelaufen?

Vielleicht war's zu Beginn doch etwas gar einfach gegangen. Der FC Basel versuchte gemächlich, geduldig den Match in den Griff zu bekommen, was ihm gleich in den ersten Minuten - ohne forcieren zu müssen - recht ordentlich gelang. Und dann hiess es nach zehn Minuten auch bereits 1:0 für den FCB. Hugo Streun hatte Dario Zuffi nicht am Flanken hindern können, und in der Mitte war keiner zur Stelle, als Gaetano Giallanza zum Kopfball ansetzte.

Ja, das sah alles nach einem gemütlichen Spaziergang aus. Der Rhythmus war tief, gelungene Kombinationen hatten Seltenheitswert, und vom Schwung der beiden zurückliegenden Partien in Neuenburg (3:3) und Luzern (3:0) war überhaupt nichts mehr zu erkennen. Kurzum - es war ein ziemlich müder Kick zwischen zwei Teams, von denen das eine scheinbar nicht viel zu bieten hatte (YB) und das andere, der FCB, sich in falscher Sicherheit wähnte.

Die Basler freilich hätten gewarnt sein müssen. Roumen Ivanov, der Bulgare, vergab (ausgesprochen kläglich) eine erste Möglichkeit für die Berner, Gabriel Okolosi traf mit einem ungewollten Lobball nur die Oberkante der Querlatte. Den FCB schien dies alles nicht zu kümmern. Er spulte weiterhin träge sein Programm herunter, vor der Pause hauptsächlich über links (warum eigentlich?), und dann war es oft so, dass der Ball bei Zuspielen im Aus landete, was aber nur teilweise auf den schlecht gezeichneten Platz zurückzuführen war.

Der FC Basel wirkte zahm, wohl hätte einiges, was er versuchte, elegant werden können. Die Spieler sahen die Lücken, sie wussten in etwa, wohin der eigene Mann lief. Aber es war der Wurm drin, die Pässe jedenfalls erreichten den Mitspieler nur selten. Statt den direkten Weg zum Tor zu suchen, landete der Ball wieder an der Seitenlinie - und von da ging es wieder zurück und von vorne los.

Man könnte als Erklärung anfügen, dass der Mannschaft das Gehirn und die Aggressivität eines Admir Smajic fehlte. Der sass zu Beginn nur auf der Bank, nachdem er in der Nacht per Auto vom Länderspiel mit Bosnien (1:4 gegen Kroatien) aus Bologna zurückgekehrt war. Im ganzen Offensivblock war vor der Pause Jean-Pierre La Placa im rechten Mittelfeld (er spielte für Mario Frick, Hakan Yakin bekam eine Chance im Angriff) mit seinen 23 Jahren der Älteste.

Nach 35 Minuten hatte Karl Engel, der FCB-Trainer, jedoch allen Grund, Smajic zum Warmlaufen zu beordern. Was war geschehen? Die Basler waren endgültig eingeschlafen und kassierten prompt den Ausgleichstreffer. Yann Poulard hatte an der Grundlinie den Zweikampf gegen Gabriel Okolosi verloren, und der ehemalige FCB-Stürmer erzielte eines jener Tore, das er in Basel im Dutzendpack nicht geschossen hatte (35.). Sein Schlenzer war das erste FCB-Gegentor seit 171 Minuten. So pomadig, wie der FCB wirkte, war dieser Treffer logisch - selbst wenn YB schwach war, selbst wenn sich einer wie Rachid Neqrouz oder Hugo und alle anderen Berner auch fast nur mit Fouls wehren konnten.

Engel muss es hernach zu bunt geworden sein. Er brachte Smajic für Yakin und danach Davide Orlando für Bruno Sutter. Damit stand (bis auf Frick) jene Mannschaft auf dem Feld, die in Luzern noch brilliert hatte. Doch das schnelle Pass-Spiel, das den FCB auf der Allmend noch ausgezeichnet hatte, wo war es geblieben?

Es dauerte 67 Minuten, ehe die Klasse ein erstes (und letztes) Mal aufblitzte. La Placa bediente Giallanza, und dessen Rückpass brachte Oumar Konde aus fünf Meter nicht an Kobel vorbei. Das wär' die Sieg-Chance gewesen für den nun etwas beherzter, aber weiterhin konfus auftretenden FCB. Als dann wirklich nichts mehr zusammenpassen wollte, da manövrierte sich auch noch Schiedsrichter Marcel Vollenweider in den Mittelpunkt, als er beiden Teams je einen Penalty unterschlug.

Was bleibt, ist das ernüchternde Fazit, dass beim FC Basel Festtage weiterhin Ausnahme-Charakter besitzen, dass er weiterhin nicht souverän genug ist, um ein Spiel gegen eine derart biedere Mannschaft wie die der Young Boys zu gewinnen - so wie es alle anderen Clubs in der NLA in dieser Saison zumindest einmal geschafft haben. Der FCB jedoch verhalf YB zum ersten Punktgewinn seit 13 Runden. Dies sagt eigentlich alles aus? Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 10.10.1996