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FC Basel

FC Lugano

FC Basel - FC Lugano 0:2 (0:1)

Datum: 19.08.1995, 20:00 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1995/96 - 6. Runde

Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 18'000

Schiedsrichter: Serge Muhmenthaler Schweiz

Tore: 43. Erceg 0:1. 89. Schalimow 0:2.

Gelbe Karte: 40. Colombo (Foul), 45. Marco Walker (Ballwegschlagen).

FC Basel: Huber; Meier; Tabakovic, Marco Walker; Ceccaroni, Moro, Sutter; Smajic; Okolosi, Zuffi, Yakin (62. Rey).

FC Lugano: Philipp Walker; Morf, Penzavalli, Fiechter, Fornera; Gentizon, Colombo, Schalimow, Esposito (78. Carrasco); Erceg (84. Bugnard), Sinval da Silva (92. Belloni).

Bemerkungen: FC Basel ohne Cantaluppi, Moser, Nyarko, Orlando und Disseris, FC Lugano ohne Mauro Galvao und Manfreda (alle verletzt). Corner: 6:7. - Gute Schiedsrichterleistung.

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Wie der FC Basel derzeit mehr die Gegner aufbaut - statt sich selbst

0:2 verlor der FC Basel zum grossen Verdruss von 18 000 Zuschauern sein Heimspiel gegen den FC Lugano - einen Match, den er mit einer schlechten Leistung abgab und den er gleichwohl hätte gewinnen müssen.

Basel. Der FC Basel mausert sich zum beliebten Therapeuten für kriselnde Mannschaften. Wann immer ein Gegner derzeit im sportlichen Sumpf steckt und er gegen den FCB antreten darf, geht's bergauf.

Für den Gegner wohlverstanden.

Am 29. Juli empfing der bis dahin punktelose FC Xamax den FCB zum Heimspiel. Die Neuenburger gewannen 1:0 und verbesserten sich seither auf den 6. Rang.

Vor zwei Wochen trat der FCB beim FC Zürich, dem zurzeit einsamen Krisenverbund des Schweizer Spitzenfussballs, an. Ein 0:0 gab es in diesem Spiel - und den ersten und bisher einzigen Zähler für die Zürcher.

Und vorgestern also kam der FC Lugano. Der reiste nach drei Niederlagen und einem torlosen Unentschieden mit der dürftigen Habe von einem Meisterschaftspunkt, von 1:8 NLA-Toren und einem 0:0 aus dem Uefacup-Spiel gegen die weltweit gefürchtete luxemburgische Erfolgsmannschaft namens Jeunesse Esch durch den Gotthard, stieg für ein paar Ruhestunden in einem «internationalen» Hotel in der Basler Innenstadt ab und machte dann abends zu St. Jakob seinen Job so, dass er hinterher mit einem 2:0-Sieg und drei Punkten wieder südwärts ziehen durfte.

Der FC Basel und der FC Lugano - das ist in den letzten Jahren ohnehin eine ziemlich einseitige Liebesgeschichte geworden, ja, müssten die Tessiner in ihrem Fussballjahr stets nur gegen die Basler spielen - der FC Lugano würde wohl Meister, Cupsieger und Europacupsieger werden. Verlustpunktlos.

Nichts, aber auch gar nichts ist dem FCB in der Tat in seinen paar letzten Spielen gegen die Luganesi gelungen. Sieht man von einem 1:1 aus dem Herbst 1994 ab, so gewannen stets die Tessiner. Sie gewannen mal mit Glück, mal verdient, gewannen mal mit einer starken spielerischen Leistung, mal mit reinem Konterfussball, sie gewannen mal erknorzt, mal intelligent. Aber gewinnen - das taten sie immer.

Auch vorgestern Samstag.

Und diesmal war es ein Erfolg, den die Südschweizer in erster Linie dem ganz schwachen Abend des FC Basel zu verdanken hatten, und erst in zweiter Linie den eigenen Fähigkeiten - Therapie halt, wie gesagt...

Die erste gute halbe Stunde lang spielte der FCB dabei noch gut, hielt er seinen erneut überaus zahlreichen Anhang bei bester Laune, hatte er durch seine drei Stürmer Yakin (8., 9. und 18.), Okolosi (13. und 23.), Zuffi (15., 31. und 35.) mehr oder weniger zwingende Torszenen, die spielend zu einer Führung hätten ausreichen müssen.

Doch die Erkenntnis, dass der FCB mit zunehmender Spieldauer nervöser und hektischer wird, wenn ihm kein Tor gelingt, ist bald einmal so alt wie der Genfersee.

Am Samstag kam dieser Riss ins Gefüge prompt wieder - und er kam diesmal gar ansatzlos: Sehr plötzlich, nach der erwähnten guten Startphase, ging beim FCB nichts mehr - und das hielt eigentlich bis zum Schlusspfiff an.

Auslöser dieser FCB-Schwäche war eine simple taktische Massnahme beim FC Lugano: Der wechselte auf ein Pressing um, man griff nun den ballführenden Basler möglichst schnell an - und dem fiel meist nichts anderes ein als ein Sicherheitspass zurück oder ein Fehlpass in die Füsse des Gegners oder ein Pass in die Nacht hinaus.

Dabei ging diesmal die zunehmende Unsicherheit eindeutig von der Abwehr aus. Ausgerechnet im defensiven Block, den Trainer Didi Andrey nach den vergangenen Leistungen zu Recht unverändert gelassen hatte, herrschte an diesem Abend eine hektische, nervöse und unkontrollierte Stimmung. Keiner spielte in Normalform. Da verstolperte Meier unbedrängt den Ball, da schoss Torhüter Huber beim Abkick besagten Kollegen Meier an, da spielte Tabakovic einen Querpass direkt in die Füsse von Schalimow, und?

?da blieb Ceccaroni im Dribbling am Gegner hängen, so dass sich in einer der entscheidenden Szenen des Matches Meier gegen Schalimow nur noch mit einem Foul helfen konnte. Den Freistoss wuchtete Esposito in dieser 43. Minute mit so viel Kraft aufs Tor, dass Goalie Huber nur nach vorne abwehren konnte - direkt in die Füsse des Kroaten Erceg, der mühelos das 0:1 erzielen durfte.

Das war nun der vollständige Bruch im Basler Team, das ohnehin nicht gerade dadurch berühmt wurde, dass es am Laufmeter Rückstände aufholen würde.

Gut, die Mannschaft bemühte sich in der zweiten Halbzeit, da war ihr nichts vorzuwerfen. Doch das Wort «bemühen» enthält halt auch den Begriff «Mühe», und zumindest in diesem Fall kommt das der Wahrheit sehr viel näher.

Das Bemühen der Basler reichte zwar zu drei, vier sehr guten Ausgleichs-Chancen, die entweder vergeben oder von Philippe Walker grossartig vereitelt wurden, namentlich bei Okolosis Kopfball in der 77. Minute, doch dass statt des Gleichstandes in der Schlussphase durch Schalimow gar noch das 0:2 fiel, war nicht untypisch für diesen eigenartigen Match, in?

?dem der FC Lugano erst stärker aufzuspielen begann, als der FCB schwach und schwächer wurde.

Tatsächlich waren die paar besten Spieler des Matches allein auf seiten der Luganesi: Der Goalie in erster Linie, dazu die beiden Zentralspieler Colombo und Schalimow, denen Moro und Smajic nicht Herr wurden, oder der erstaunliche Innenverteidiger Fiechter, der vom FC Solothurn kam und die nicht eben leichte Aufgabe, Mauro Galvao zu ersetzen, tadellos löste.

Geht man auf der Suche nach starken Einzelleistungen weiter, kommt man schnell zu Schiedsrichter Muhmenthaler, und dann vielleicht noch zu Basels Torhüter Huber, dem ausser der paar unkontrollierten Abstösse oder Auswürfe nichts vorzuwerfen war.

Der grosse Rest im Team des FCB spielte in kollektiver Einheit mit zunehmende Matchdauer schwach: Keiner darf sich da ausklammern, schon gar nicht die Routiniers im Team wie Smajic, Moro oder Zuffi, die den Jungen wie Bruno Sutter (mit Licht- und Schattenseiten), Okolosi oder Yakin an diesem Abend keine helfenden Stützen waren, ganz und gar nicht.

Gewiss, das Fehlen von Orlando und vor allem von Nyarko ist eine legitime Erklärung für etliches, das diesmal nicht stimmte. Doch neun andere, die sich Stammspieler nennen können, waren dabei. Das hätte gegen einen keineswegs unverletzlichen FC Lugano dennoch reichen müssen.

So aber muss der FCB nun vor seinen zwei nächsten Spielen eine Niederlage verkraften. Zum Glück führt ihn die kommende Aufgabe nicht zu einem kriselnden Gegner, den es aufzubauen gälte, sondern zum Servette FC. Josef Zindel

Quelle: Basler Zeitung vom 21.08.1995