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FC Basel

FC Luzern

FC Basel - FC Luzern 3:4 (1:0)

Datum: 02.09.1997, 19:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1997/98 - 10. Runde

Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 10'000

Schiedsrichter: Kurt Zuppinger Schweiz

Tore: 20. Frick 1:0. 58. Aleksandrov 1:1. 71. Frick 2:1. 74. Giallanza 3:1. 82. Kögl 3:2. 87. Aleksandrov 3:3. 89. Ibrahim 3:4.

Gelbe Karte: 4. van Eck (Foul). 24. Joller (grobes Foul). 28. Gaudino (Foul). 43. Brunner (Reklamieren). 67. Izzo (Ballwegschlagen).

FC Basel: Stöckli; Hartmann, Sas, Kreuzer, Reimann (46. Schmidiger); Barberis, Konde (84. Perez), Zuffi, Frick; Gaudino, Frei (46. Giallanza).

FC Luzern: Lehmann; Moser; Brunner, van Eck; Joller (75. Ibrahim, Izzo, T. Wyss (90. Knez), Kögl, Koilov (75. Sawu); Fink, Aleksandrov.

Bemerkungen: Basel ohne Huber, Salvi, Tabakovic, Henry, Knup, Mendi, Disseris und Hasler (alle verletzt). Luzerm ohne Gmür, D. Wyss, Brown, Sermeter, Yenay, Achermann und Braga (alle verletzt). Reimann zur Pause mit Herzproblemen ausgeschieden, danach der FCB im 3-5-2 mit Schmidiger als Libero, Frick und Giallanza als Spitzen.

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Martin Michael mm Heitz Georg itz

Der FC Basel leistete sich in einem vorgezogenen NLA-Qualifikationsspiel der 11. Runde gegen den FC Luzern die bislang grösste Peinlichkeit. Er führte acht Minuten vor Schluss 3:1 und verlor noch mit 3:4.

Basel. Was soll man da noch sagen? Wer soll diesem FC Basel jetzt noch helfen? Er selber scheint's nicht mehr zu können, und ein Gegner, der dem FCB vielleicht doch noch auf die Sprünge hilft, ist ebenfalls nicht in Sicht. Der FC Luzern hat es gestern abend im strömenden Regen zwar versucht, er hat den Gastgeber bis zur 81. Minuten höflichst 3:1, dann vier Minuten vor Schluss noch mit 3:2 führen lassen - doch der FCB war letztlich schlicht zu blöd (hart sei's gesagt), um die Einladung zu den drei Punkten anzunehmen. Am Ende verlor er noch mit 3:4.

Gegnerische Tore in den Schlussminuten sind wahrlich nichts Neues beim FCB. Aber was gestern geschah, war des Schlechten zuviel. Es war nicht mehr akzeptierbar, Trainer Jörg Berger ist offenbar am Ende seines Lateins angelangt, und die Spieler werden nach dieser Niederlage reif für die Klinik sein. Nun droht die Abstiegsrunde, nein, nun hat sich der FC Basel, wenn nicht noch eines der raren Fussball-Mirakel geschieht, aus dem Konzert der Grossen verabschiedet, ohne in dieser Saison auch nur eine Halbzeit lang dazugehört zu haben. Statt zum Sturm auf die Spitze bläst der ambitionierte Traditionsclub aus dem allerletzten Loch.

9000 der 10 000 Zuschauer, diejenigen, die rot-blau dachten, waren nach 90 Minuten so frustriert wie noch nie. Für ein paar Sekunden Fussball waren sie letztlich ins Stadion gekommen. Für den Rest wäre der direkte Griff in den Kasten mit den Schmerztabletten der richtige gewesen, was die Anhänger des FC Basel womöglich noch in Kauf genommen hätten, wäre die Partie nach 86 Minuten zu Ende gewesen.

Doch der Reihe nach. Schwach hatten die Basler begonnen, und sie führten nach 20 Minuten, entgegen dem Spielverlauf, dennoch. Zu verdanken hatten sie dies den beiden besten Feldspielern. Dario Zuffi hatte Mario Frick lanciert, und der Liechtensteiner überwand Stefan Lehmann mit einem Lupfer. Das war's dann auch schon wieder mit Fussball. In der Abwehr schwammen Marco Sas und Kollegen um die Wette, im Mittelfeld war der Ball selten (und wenn, ging er regelmässig verloren), und im Angriff war Alex Frei, der für Gaetano Giallanza eine Chance erhielt, schlicht zu dünn gegen den alternden René van Eck. Frei hatte eine Chance, aber zur Pause merkte auch Berger, dass das Problem im Angriff nicht in erster Linie Giallanza heisst, sondern dass ohne eine Form von Spielaufbau kein Stürmer einen vernünftigen Ball erhalten kann.

Und so geschah nach dem Wechsel, was zuvor schon hatte erwartet werden müssen. Der FC Luzern war alles andere als gut, aber er war besser als der FCB. Und er nutzte dann auch seine Torchancen. Hatte vor der Pause Aleksandrov noch kläglich vergeben, so traf er nach gut einer Stunde zum 1:1. Berger hatte in der Halbzeit sein unharmonisches Team umgekrempeln müssen, da Ivan Reimann mit Herzproblemen ausscheiden musste. Statt in einem 4-4-2 spielte der FCB nun in einem 3-5-2 (mit Cyrill Schmidiger als Libero!) - eine Massnahme, die sich in den letzten Minuten als fatal erweisen sollte.

Sicher, es würde niemand mehr über die Umstellungen reden, hätte der FCB gestern gewonnen. Und es deutete wahrlich vieles auf drei Punkte hin. Gut zehn Minuten nach dem Ausgleich war es wieder eine Kombination über Zuffi und Frick, die zum 2:1 führte (71.). Danach schoss sich der Gast vermeintlich selbst ins Elend. Lehmann hatte Frick den Ball in die Füsse gespielt und Giallanza dessen Abspiel ins Tor geschoben. Das war's, dachte man sich.

Denkste.

Nun holte der FCB zu seinem bisherigen «Meisterstück» aus. Die Dreierabwehr fand noch weniger Bindung als zuvor die Viererkette, die Deckungsarbeit im Mittelfeld wurde stetig schwächer, und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Die Luzerner nutzten den totalen Basler Fussball-Offenbarungseid zu drei Treffern. Zuerst war's Kögl (82.), danach Aleksandrov nach dem 11. Corner (87./Ecken gesamt: 1:11), und eine Minute vor Schluss liessen sich die Basler auf eigenem Platz gar noch zum 3:4 auskontern (Ibrahim).

Nimmt man eine Einzelkritik vor, dann genügten gestern drei FCB-Spieler: Zuffi, Frick und Ersatzgoalie Oliver Stöckli, ohne den die Basler weit höher verloren hätten. Der Rest aus Bergers Haufen erreichte bis auf Oumar Konde den Durchschnitt nicht. Gaudino schien gar nicht auf dem Platz zu sein, Sas erlitt nach der kurzen Steigerung in Neuenburg einen herben Rückfall, Sébastien Barberis war erst auszumachen, als er die grosse Chance zum 4:1 vergeigte (81.). Im direkten Gegenzug fiel das 2:3.

Und Berger? Der Deutsche hat weitere Personal-Rochaden vorgenommen. Doch er steht heute mit noch leereren Händen da als zuvor. Nun muss auch er damit rechnen, dass über seine Person diskutiert wird. Das gehört mehr zum Geschäft, als die gestrige Leistung des FC Basel mit Fussball zu tun gehabt hatte. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 03.09.1997