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FC Basel

FC St. Gallen

FC Basel - FC St. Gallen 0:0 (0:0)

Datum: 03.12.1995, 14:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1995/96 - 21. Runde

Stadion: St. Jakob (Basel) - Zuschauer: 13'500

Schiedsrichter: Urs Meier Schweiz

Gelbe Karte: 10. Steingruber (Foul), 25. Rey (Foul), 33. Winkler (Ballwegschlagen, gegen Aarau gesperrt), 38. Zellweger (Foul), 57. Tejeda (Foul), 67. Diallo (Foul, gegen Aarau gesperrt).

FC Basel: Huber; Ceccaroni, Olsen, Tabakovic, Walker; Cantaluppi, Smajic, Bruno Sutter, Orlando; Rey, Yakin (65. Moser).

FC St. Gallen: Pédat; Mouidi, Koch, Wanner, Giannini; Winkler (88. Beat Sutter), Steingruber (92. Tsawa), Tejeda, Zellweger; Morocutti (72. Fonseca), Diallo.

Bemerkungen: FCB ohne Nyarko (gesperrt) und Zuffi (Grippe). Umstellungen nach Mosers Einwechslung für Yakin (65.): Moser im Zentrum, Orlando im Angriff, Bruno Sutter links im Mittelfeld. - St. Gallen ohne Milton (gesperrt), Frick (krank), Andrioli, Brunner und de Siebenthal (alle verletzt). Corner: 4:4. - Für seine Verhältnisse mässige Leistung von Schiedsrichter Meier.

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Das Bangen des FC Basel um den Finalrundenplatz geht weiter

Nur ein 0:0 erreichte der FC Basel vor 13 500 Zuschauern in seinem Heimspiel gegen den FC St. Gallen, so dass das Bangen der Basler um die Finalrunden-Qualifikation anhält - bis am letzten Tag?

Basel. Exakt das hatte der FC Basel verhindern wollen - dass er am letzten Spieltag dieser Qualifikationsphase noch sorgenbelastet bei Meister und Leader GC antreten, dass er ausgerechnet im normalerweise schwierigsten Auswärtsspiel einer Saison noch punkten muss.

Zwei «Matchbälle» hat der FCB bereits vertan - vor Wochenfrist mit der 0:1-Niederlage in Lausanne und gestern nun mit dem unbefriedigenden 0:0 gegen den FC St. Gallen.

Gewiss, die Ausgangslage (vgl. nebenan in der Spalte «Aufgefallen») ist nicht so, dass der FCB gegen GC unter keinen Umständen verlieren darf, doch er hätte sich zum Ausklang des Fuss-balljahres 1995 eine nette Woche mit einem abschliessenden Betriebsausflug auf den Zürcher Hardturm bescheren können, wenn?

?gestern der Servettien Neuville in der 83. Minute nicht doch noch jenes 1:0 erzielt hätte, das die Genfer wieder ins Geschäft zurückbrachte, oder wenn...

...gestern der FCB selbst mehr als dieses 0:0 zustande gebracht hätte.

Hat er nun aber nicht, so dass sich die Basler, die 21 Runden lang nie unter dem Strich klassiert waren, vor der 22. und letzten Runde tatsächlich in einem ziemlich faulen Rank wiederfinden.

Gleichwohl: Nur Pessimismus ist keineswegs am Platz, denn in vier Partien des nächsten Sonntags müsste in allen vier Fällen alles, aber auch wirklich alles gegen die Basler laufen, sollte für sie der Sturz in die Abstiegsrunde doch noch Tatsache werden. Bei aller Rechnerei ist für den FCB vor allem der Umstand positiv, dass sich St. Gallen und Aarau am nächsten Sonntag nicht auf ein Unentschieden «einigen» können, weil vor allem die St. Galler bei einem eigenen Remis und einem gleichzeitigen Punktgewinn des FCB «dumm dastehen» könnten. Gibt es also in dieser Begegnung einen Sieger, so wäre der FCB mit seinen heute 27 Punkten auch bei einer Niederlage gegen GC qualifiziert, weil der Verlierer des Spiels in St. Gallen auf 26 Punkten sitzen bliebe.

Dass die vermaledeite Rechnerei nun freilich weitergeht, ist keineswegs nach dem Geschmack des FCB und seines Publikums, das trotz miesestem Wetter nochmals in respektabler Zahl erschien und dann zwischen dem FCB und den St. Gallern einen Match erlebte, der weitgehend von der Spannung «getragen» wurde, der aber von fussballerisch mässiger Qualität war.

St. Gallens Trainer Uwe Rapolder machte hinterher auch den Schweizer Modus «für diese Art von Spielen» verantwortlich, so, wie es unlängst auch Basels Trainer Karl Engel getan hatte.

Und beiden ist vorbehaltlos beizupflichten: Dieser Modus kann noch soviel Spannung erzeugen - seine Nachteile überwiegen bei weitem. Denn zuviele Partien sind zu extrem von der «Strichangst» geprägt. Der Druck ist grösser als nötig, die Chance, ihre Spieler zu schulen und vermehrt Junge einzusetzen, wird den Trainern weitgehend beschnitten. Das dominierende Thema bleibt dieser absurde «Strich». In Basel zum Beispiel dürfte sich gestern - vielleicht mit Ausnahme von drei, vier versprengten Exil-Zürchern - kein Mensch für das Spitzenspiel zwichen Leader GC und seinem Verfolger Xamax interessiert haben, weshalb die folgende Meldung für einige, so alt sie inzwischen auch ist, noch immer Neuigkeitswert hat: Xamax gewann 2:1?

2:1 wäre gestern ein Ergebnis gewesen, das auch dem Verlauf des Spiels in Basel nicht widersprochen hätte, denn zu rund zwei Dritteln der Partie war der FCB optisch dominierend. Vor allem in der zweiten Halbzeit taten die Basler klar mehr für einen Sieg: Ihr Goalie Huber hatte nach der Pause gerade noch einmal einzugreifen, als er in der 56. Minute Diallos Schuss im zweiten Anlauf behändigte.

Sonst aber griff vorwiegend der FCB an, doch weil sich die Ostschweizer zumindest defensiv hervorragend verhielten, weil sie ihre personellen Ausfälle von einigen Stammspielern, namentlich von Milton und Frick, durch kluges Abwehren und sehr viel Einsatz kompensierten, mussten sie nach 93 Spielminuten nicht das Gefühl haben, diesen Teilerfolg geklaut zu haben.

Daran ändert auch der Einwand nichts, dass die St. Galler in ihren Mitteln nicht nur zimperlich waren. Tatsächlich brauchten sie etwas zu viele Fouls. Namentlich Diallos Attacke gegen Moser in der 67. Minute war von jener «Qualität», die in Spielen zuvor für die Basler Orlando (in Sion) und Nyarko (vor Wochenfrist in Lausanne) Platzverweise bedeutet hatten. Jene roten Karten waren damals in dieser Zeitung «gutgeheissen» worden - mit der «Bedingung», dass alle Schiedsrichter in vergleichbaren Fällen konsequent sein müssten. Urs Meier war es gestern nicht, nicht das einzigemal in dieser Partie, die er «zu hoch» laufen liess.

Dennoch: Verantwortlich für den Spielausgang war der normalerweise stark pfeifende Meier gewiss nicht. Diese Kritik sei nicht von den Spielern auf die Schultern des Schiedsrichters umgeladen. Denn namentlich beim FCB war das kreative Gefälle innerhalb der Mannschaft zu gross. Derweil Rey, Sutter und Cantaluppi offensiv überzeugten, kam aus dem Abwehrsektor in diesem Bereich zu wenig. Das hatte auch damit zu tun, dass Smajic aufgrund von Nyarkos Fehlen diesmal mit einer defensiven Aufgabe als «Nummer 6» betraut wurde, diesen Job auch gut löste, aber für den eigenen Aufbau notgedrungen weniger Kapazität frei hatte.

Dass, ein mögliches 2:1 für den FCB hin oder her, auch dieses 0:0 nicht ein lügendes Resultat war, zeigte sich an den Paraden des St. Galler Torhüters Pédat, der so selten wie Huber zum ernsthaften Eingreifen gezwungen wurde. Seine schwierigste Prüfung bestand Pédat in der 75. Minute zuerst mit Bravour, als er Cantaluppis Freistoss-Ball wegboxte, dann mit Glück, als Rey, der Mann mit den meisten Torszenen, den Abpraller aus kurzer Distanz übers Goal köpfelte. Es war dies die beste FCB-Chance einer Partie, in der die St. Galler (erste) 30 Minuten lang offensiv gefielen und dann eine weitere Stunde lang defensiv ein sehr, sehr unbequemer Gegner waren. Was dem FCB nun in dieser Woche ausser der Arbeit im fuss-ballerischen wie im mentalen Bereich bleibt, ist die Erinnerung an das, was vor einem Jahr war. Damals, am 4. Dezember 1994, gab's die Reise nach Sion. Ein Punkt hatte es auch damals sein müssen, ein Punkt war es dann geworden.

Ein 0:0.

Damit wäre man am nächsten Sonntag gewiss zufriedener, als man es jetzt nach dem 0:0 gegen St. Gallen ist? Josef Zindel

Quelle: Basler Zeitung vom 04.12.1995