Die FCB-Entdeckung aus eigenen Reihen

Der FC Basel verlor in Oftringen ein Testspiel gegen eine Auswahl arbeitsloser italienischer Fussball-Profis mit 2:3 (0:0).

Oftringen. Der FC Basel hat in seinem dritten während der laufenden Saison angesetzten Freundschaftsspiel die zweite Niederlage bezogen. Nach einem 0:0 gegen die Grasshoppers und einem 0:2 gegen Spartak Moskau unterlag er am Wochenende in Oftringen einer Auswahl von arbeitslosen italienischen Profis mit 2:3 (0:0), obschon er die bessere Mannschaft gewesen war.

Die Tore für den FCB erzielten Alexandre Rey zum 1:0 und Mario Cantaluppi zum 2:1.

Doch im Vordergrund standen nicht das Resultat und auch nicht die Torschützen, sondern die drei erstmals beim FCB eingesetzen Testspieler, der brasilianische Libero Vilmar Santos sowie die beiden jungen nigerianischen Stürmer Muri Ibrahim und Momodu Mutaro.

Am kürzesten dauerte der Einsatz für Vilmar, der 26jährige wurde bereits zur Pause wieder aus dem Spiel genommen. Er hinterliess in seinem kurzen Gastspiel einen ordentlichen Eindruck, doch er wirkte handkehrum auch nicht so bestechend, als dass man ihn vom Fleck weg verpflichten müsste.

Die beiden 18- und 19jährigen Nigerianer sind wohl Talente, schnell und mit Zug zum Tor, doch für die NLA fehlt ihnen doch (noch) das nötige Durchsetzungsvermögen. Die zwei ähneln in ihrer Spielart dem bereits unter Vertrag stehenden Gabriel Okolosi.

Alle drei Testspieler werden nun in den nächsten Tagen weiter mit dem FCB - sei's im Nachwuchs oder mit der 1. Mannschaft - trainieren, doch die Verantwortlichen werden sich mit Bestimmheit weitere Gedanken machen, wie der FC Basel der nächsten Saison aussehen wird. Zeit genug haben sie ja.

Die eigentliche Entdeckung in diesem Spiel war indes keiner der Probables und schon gar nicht einer der italienischen Spieler, die samt und sonders den Beweis antraten, dass sie eher zu Recht bei ihren jeweiligen Clubs keinen Vertrag mehr erhalten haben?

Besagte Entdeckung betraf die Position des rechten Aussenverteidigers beim FCB. Dort spielte erstmals der von den Old Boys gekommene Thedoros Disseris. Und er tat dies mit viel Druck nach vorne, dynamisch in seiner Art - und, was ebenfalls auffiel, er hatte auf dem holprigen Terrain relativ wenig Probleme mit dem Ball. Disseris war vor der Pause die auffälligste Figur.

Danach wurde auch er ausgewechselt, weil er am Sonntag noch eine Halbzeit mit dem Nachwuchs spielte. Für Andrey wird Disseris im Hinblick auf die kommenden Meisterschaftsaufgaben eine willkommene Alternative sein. Massimo Ceccaroni wird am Samstag gegen Xamax wegen einer Zerrung voraussichtlich pausieren müssen, womit in der Abwehr der Platz auf der rechten Seite frei würde. Dass der FCB gegen die stets mit drei Stürmern spielenden Neuenburger mit einer Viererabwehr-kette agieren wird, kündigte Andrey bereits am Samstag an.

Nach der Pause liess der FCB-Trainer in Oftringen Cantaluppi rechts hinten spielen. Der schoss auf dieser Position wohl das 2:1 (nach sehenswerter Einzelleistung), aber im grossen und ganzen scheint er sich in offensiveren Bereichen doch wohler zu fühlen.

Ärgerlich war an diesem Samstag nur die teils rüde Gangart des Gegners. So musste Ersatzgoalie Thomas Grüter mit einer Knieverletzung aus dem Spiel genommen werden. Ob allenfalls der Meniskus beschädigt ist, wird sich heute weisen müssen. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 09.10.1995