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FC St. Gallen

FC Basel

FC St. Gallen - FC Basel 0:1 (0:1)

Datum: 16.09.1995, 17:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1995/96 - 10. Runde

Stadion: Espenmoos (St. Gallen) - Zuschauer: 11'500

Schiedsrichter: Urs Meier Schweiz

Tore: 38. Rey 0:1.

Gelbe Karte: 3. Tabakovic, 27. Mouidi, 36. de Siebenthal, 39. Cantaluppi, 42. Milton (alle Foul), 45. Orlando (Ballwegschlagen), 70. Walker (Foul).

FC St. Gallen: Pédat; Mouidi (46. Frick), Koch, Brunner, de Siebenthal; Beat Sutter, Milton, Andreoli, Steingruber (69. Tsawa); Zellweger, Leandro Fonseca (85. Morocutti).

FC Basel: Huber; Olsen; Tabakovic, Walker; Ceccaroni Moro, Smajic, Orlando; Cantaluppi, Rey (85. Okolosi), Hakan Yakin (60. Bruno Sutter).

Bemerkungen: St. Gallen ohne Tejeda und Wanner (beide verletzt). FC Basel ohne Zuffi, Nyarko, Meier, Disseris, Douimi und Dominic Moser (alle verletzt) mit nur drei Ersatzsspielern; Goalie Grüter sowie Okolosi und Sutter. - Milton nach Fricks Einwechslung (46.) im Abwehrzentrum, Koch als rechter Aussenback. - 2. Kopfball Cantaluppis an die Latte; 63. Kopfball Walkers an die Latte. - Walker und Tabakovic im nächsten Spiel (morgen gegen die Grasshoppers gesperrt). - Gute Schiedsrichter-Leistung in einem sehr schwer zu leitenden Spiel.

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Viel Mut und wenig Personal

Der fünfte Saisontreffer von Rey war dem FC Basel der fünfte Saisonsieg und das Vorrücken auf den fünften Rang wert: 1:0 gewann er vor 11 500 Zuschauern den intensiven Auswärtsmatch beim FC St. Gallen.

St. Gallen. Selbstverständlich ist jetzt nicht plötzlich alles wieder gut.

Nur ein bisschen freundlicher halt?

1:0 gewann nämlich der FC Basel am späten Samstag nachmittag in St. Gallen, beendete damit seine Serie von Unzulänglichkeiten - und verlängerte dafür jene der Ostschweizer, die sehr stark in die Saison gestartet waren, jetzt aber doch sieben Spiele ohne Sieg sind und diesen Abwärtstrend gegen den FCB nicht bremsen konnten.

Aus St. Galler Optik gab es hinterher sehr wohl Gründe, mit dem Schicksal zu hadern - denn die schlechtere Mannschaft waren die Ostschweizer nicht gewesen, höchstens die etwas weniger abgebrühte. Und sie hatten auch optisch mehr Spielanteile als der FCB, sie kreierten in einem sehr intensiven, sehr hektischen, umstrittenen und mit etlichen Fouls durchsetzten Match mehr Torraumszenen und wohl auch etwas mehr Torchanchen. Dazu kassierten sie in der 38. einen entscheidenden Gegentreffer, der nicht frei von Offside-Verdacht war: Mit einem Pass Smajics enteilte Rey allein Richtung Goalie Pédat, wurde dabei im ersten Versuch gestoppt, kam aber nochmals in Ballbesitz und traf nun zum 0:1.

Es sollte dies bereits die Entscheidung gewesen sein - ob Rey aus Abseits-Position gestartet war, konnte hinterher nicht mehr geklärt werden. Auch die TV-Bilder gaben keinen Aufschluss. Für einen möglichen Irrtum des Linienrichters sprach der spontane Eindruck im Stadion, dagegen der Name des Mannes an der Linie. Es war Zivanko Popovic, in seinem Fach gewiss der beste der Schweiz, der in seinem Palmarès bereits einen Europacup-Final hat und der zuletzt am Mittwoch bei Dortmund-Juventus als Assistent von Kurt Röthlisberger vorzügliche Arbeit abgeliefert hatte.

Reguläres oder irreguläres Tor - das wird also nie mehr zu klären sein. Tatsache ist, dass es dem FCB nach zuletzt schwachen Darbietungen aus der Bredouille half - in einer heiklen Phase der Meisterschaft notabene. Denn eine neue Niederlage hätte die Lage des FCB massiv verschlechtert, zumal im TV-Spiel von morgen gegen GC ja nun auch nicht gerade ein Kantersieg der Basler programmiert werden kann.

Wiewohl die St. Galler also fürs Auge etwas mehr fürs Spiel taten, war der Sieg des FCB keineswegs unverdient. Denn neben einer sehr konzentrierten Defensivarbeit hatten die Basler zwar wie gesagt eher weniger, dafür aber die eher besseren Möglichkeiten. Es sei da an die Kopfbälle Cantaluppis (2.) und Walkers (64.) an die Torlatte erinnert, dazu an Yakins vorzügliche Chance in der 11. Minute, als er aus vier Metern das offene Tor verfehlte, oder an einige Konterchancen in der zweiten Halbzeit, als er gegen die immer stärker drückenden St. Galler - mit einem freilich völlig wirkungslosen Regisseur Andrioli - einige Überzahlszenen nicht nutzen konnte. Dazu kam, dass der FCB ein Team stellte, das zwar nach wie vor stark ersatzgeschwächt, diesmal aber ohne individuellen Ausfall war.

Gewiss, es unterliefen auch den Baslern Fehler, doch die hatten viel mit der Intensität, dem Tempo und der Hektik dieses Matches zu tun und weniger mit fehlendem Können. Dazu besass der FCB in seinem geschlossenen kämpfenden Kollektiv einige ausgesprochen starke Einzelspieler: Huber wurde zwar selten wirklich mit schwierigen Aufgaben belästigt, doch er entschärfte selbst manch eine heikle Sitiation mit seinem auffallend guten Stellungsspiel. Er liess keinen einzigen Ball abprallen und gab so der Abwehr eine gewisse Stabilität.

Überragend war in diesem Defensivblock Walker: Ausnahmslos alle hohen Bälle wurden dank seiner Kopfballstärke seine Beute. Dazu steigerten sich mit zunehmender Spieldauer Olsen und Tabakovic, und Ceccaroni, nach der Pause wieder vom Aufbauer zum Verteidiger umbefohlen, da die St. Galler nun zu dritt stürmten, liess in den zweiten 45 Minuten dem eingewechselten Frick keinen Stich.

Zum Defensivblock war auch Moro zu zählen - und der Tessiner spielte ganz eindeutig seinen besten Match mit dem FCB. Er wirkte diesmal physisch präsent - und hatte sofort mehr Einfluss auf das Spiel.

Damit hatten auch jene, die vor allem für das Kreative zuständig waren, den Kopf etwas mehr für den Angriff frei: Cantaluppi, dessen Rückkehr ins Team ein Gewinn war, und Smajic, er vor allem. Er zeigte einen starken Match. Anfänglich von einem Teil des St. Galler Publikums bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen, wurde er zunehmend zur spielbestimmenden Figur im Basler Gefüge - und das im Zentrum. Es war dies ein eindrücklicher Beweis, wo Smajics Platz im Team ist.

Im Angriff schliesslich hatte Rey eine gute und Hakan eine zumindest ordentliche erste Halbzeit.

In der zweiten Hälfte freilich machte die gesamte Mannschaft den Fehler, sich zu oft nach hinten drängen zu lassen - darunter litten naturgemäss am meisten die Stürmer. Das war die Phase, in der Kritik an der Leistung der Basler am berechtigtsten war - zu ihrem Vorteil spielte jetzt der beste Mann der St. Galler nicht mehr im Aufbau, sondern in der Abwehr. Es war dies Milton, von dem in den ersten 45 Minuten mit Abstand am meisten Gefahr ausgegangen war.

Er fehlte dem FC St. Gallen nach der Pause als Regisseur - und das war mitentscheidend für den Ausgang eines Spiels, in dem die Basler drei Tage vor dem morgigen Heimspiel gegen die Grass-hoppers wieder für besseres Wetter gesorgt haben.

Schade ist einzig, dass der FCB morgen personell noch weiter geschwächt sein wird: Neben den verletzten Meier, Nyarko und Zuffi werden ausgerechnet die zwei Innenverteidiger Walker und Tabakovic gesperrt sein - für FCB-Trainer Andrey wahrlich kein «Schleck», in dieser personellen Notlage die richtige Lösung zu finden.

So wird der FCB halt mit viel neugewonnenem Mut, aber mit noch weniger Personal an die Aufgabe gegen GC herangehen müssen. Josef Zindel

Quelle: Basler Zeitung vom 18.09.1995