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FC Zürich

FC Basel

FC Zürich - FC Basel 0:0 (0:0)

Datum: 05.08.1995, 16:00 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1995/96 - 5. Runde

Stadion: Letzigrund (Zürich) - Zuschauer: 13'500

Schiedsrichter: Hans Müller Schweiz

Gelbe Karte: 5. Gambino (Handspiel), 52. Hoeks (Foul).

FC Zürich: Stiel; Robert Huber (46. Hoeks), Fischer, Mazzarelli, Gambino; Baldassari, Makalakalane, Tarone, Studer (46. Castillo); di Jorio (73. Trande), Güntensperger.

FC Basel: Stefan Huber; Meier; Tabakovic, Walker; Ceccaroni, Nyarko, Moro, Orlando; Okolosi (90. Moser), Yakin (71. Sutter), Zuffi.

Bemerkungen: FCZ ohne die verletzten Walker, Widmer, Hodel, Disler, FCB ohne die verletzten Cantaluppi und Rey, den erkrankten Smajic und ohne Olsen (überzähliger Ausländer). - Rund 9000 Basler Anhänger im Stadion. Corner: 4:4. - Guter Schiedsrichter.

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Hitze hin oder her: Schlechtes Spiel

Das 0:0 zwischen dem FC Zürich und dem FC Basel war vor 13 500 enttäuschten Zuschauern im Zürcher Letzigrund das Produkt der schlechtesten Basler Leistung in dieser jungen Saison - die Hitze hin oder her.

Zürich. Von der enormen Hitze, der unsinnigen Anspielzeit und den Konsequenzen auf die Qualität des Spiels ist in den beiden anderen Artikeln zum Spiel auf dieser Seite nebenan und auf Seite 32 schon ausführlich genug die Rede.

Deshalb sei hier im Matchbericht zum 0:0 zwischen dem FC Zürich und dem FC Basel nurmehr aus Chronistenpflicht nochmals mit Nachdruck darauf verwiesen: Es herrschte an diesem Samstag nachmittag im Zürcher Letzigrund nicht das metereologische Klima, das ein gutes Spiel erlaubt hätte. Dieses sehr wesentliche Argument sei den Spielern beider Mannschaft absolut zugestanden, auch wenn...

...es ein Teil der rund 9000 Basler Anhänger im Stadion am Ende anders sah.

Etliche pfiffen, und diese Pfiffe galten auch der eigenen Mannschaft.

Da hatte man sie also wieder einmal, diese Situation, in der man allen ein wenig Recht geben konnte oder musste. Und allen ein wenig Unrecht.

Im Recht waren jene Zuschauer, die nach 90 Minuten schlechtem Fuss-ball und einem unbefriedigenden Resultat schwer enttäuscht waren - und dieses Missfallen auch kundtaten. Sie hatten den Weg ins Stadion nach Zürich zu einem Zeitpunkt angetreten, zu dem eigentlich nur das Schwimmbad oder die verdunkelte Stube eine halbwegs erträgliche Alternative zur Affenhitze gewesen wäre. Sie hatten guten Eintritt bezahlt, hatten sich danach von machtbewussten Türwächtern in deplazierten Kampfstiefeln filzen lassen, waren für einen lauwarmen Schluck Mineralwasser oder ein klebriges Bier aus dem Plastikbecher lange, sehr lange angestanden - und am Ende wurden sie auch noch durch eine fussballerische Nullnummer verärgert.

Im Recht waren aber auch jene Spieler, die festhielten, dass bei diesen Temperaturen ein gutes Spiel gar nicht möglich gewesen sei. Sie, die Spieler, hatten das Gefühl, sich anderthalb Stunden lang durch einen Hochofen gekämpft und sich dabei physisch sehr wohl eingesetzt zu haben. Da schmerzten die Pfiffe am Ende vielleicht noch mehr als die Glut der Sonnenstrahlen.

Je nach Sicht der Dinge ist also niemand allein im Recht. Und niemand allein im Unrecht.

Die Tatsache aber, dass Zürcher wie Basler sehr, sehr wenig Unterhaltung geboten haben, darf nicht allein auf das Argument der Hitze reduziert werden. Da würde man es sich zu einfach machen.

Vielmehr verlief der Match so: Die Basler hatten in der ersten Halbzeit leichte Vorteile, die Zürcher danach - das Unentschieden war deshalb keineswegs ein unlogisches Ergebnis, und dass es ein torloses Remis war, überraschte auch nicht: Es gab nur ganz wenige Torszenen, die beiden Torhüter kamen fast nur vom Zuschauen ins Schwitzen. Arbeit hatten sie wenig.

Ein bisschen waren so nach dem Abpfiff des Schiedsrichters Hans Müller aus Bern, der sich während seiner tadellos verrichteten Arbeit auch immer mal wieder mit einem gehörigen Schluck zwischendurch stärkte, alle Direktbeteiligten zufrieden - oder wenigstens nicht völlig unzufrieden:

Die Zürcher hatten im fünften Anlauf endlich ihren ersten Punkt auf der Seite, die Basler umgekehrt hatten nach dem Xamax-Spiel nicht eine zweite Auswärtsniederlage verschuldet.

Doch die Verantwortlichen der beiden Teams hätten es auch so, negativer, sehen können.

Der FC Zürich müsste sich hinterher über eine verpasste Chance ärgern: In der zweiten Halbzeit hätte er gegen einen immer mehr zurücksteckenden FCB den ersten Saisonsieg sicherstellen können. Dass er es nicht tat, ist ein Indiz dafür, dass tatsächlich wenig Substanz in dieser Mannschaft steckt.

Der FCB umgekehrt muss sich grämen, weil er den in der ersten Hälfte noch völlig verunsicherten Auftritt des FCZ nicht zur Entscheidung genutzt hatte. Das waren die 45 Minutem, in denen die Basler mehr vom Spiel hatten - und durch Yakin auch die klarste Chance des ganzen Matches. Doch der junge Münchensteiner knallte den Ball aus günstigster Position an den Körper Gambinos statt ins Tor. Dass der FCB diese schwache Phase des FCZ nicht zur Führung nutzte, eine Führung, die bei diesen Temperaturen wohl schon die Entscheidung gewesen wäre, ist ein Indiz, dass den Spielern Andreys zu einem wirklichen Spitzenteam doch noch ein paar Einheiten fehlen.

Gefehlt hat offensichtlich auch Smajic. Der Bosnier hatte sich am Freitag abend im Abschlusstraining noch wohl gefühlt, sich dann aber am Morgen des Spieltages wegen einer Grippe abmelden müssen.

Seinen Platz nahm Daniele Moro ein, doch gleichwertig konnte der Tessiner den fehlenden Smajic nicht ersetzen. Dazu fehlte Moro bei all seinem technischen Können vor allem noch die athletische Grundverfassung - namentlich in der zweiten Halbzeit lief das Spiel an ihm vorbei. Es war deshalb nicht leicht einzusehen, weshalb er nicht nach einer Stunde ausgewechselt wurde.

Tatsächlich wäre das eine Möglichkeit im Kampf gegen die Hitze gewesen - das Ausschöpfen der Wechselmöglichkeiten nämlich. Doch Andrey brachte den ersten frischen Mann erst in der 71. Minute: Sutter für den leicht angeschlagenen Yakin. Der zweite Wechsel in der 90. Minute (Moser für Okolosi) war nurmehr ein taktischer, die dritte Möglichkeit, einen neuen Spieler zu bringen, blieb ungenutzt.

Doch gerade die Tatsache, dass Zürichs Trainer Ponte nach der Pause Hoeks und Castillo, also zwei unverbrauchte Spieler, brachte, dürfte ein Grund gewesen sein, weshalb sein Team in den zweiten 45 Minuten etwas frischer wirkte. Namentlich Castillo erzeugte ein paarmal Gefahr im sonst ebenfalls inexistenten FCZ-Offensiv- spiel.

Überhaupt nicht zur Geltung kam auch der ganze Offensivblock des FCB - und das hatte gewiss nicht allein mit Moros Spiel zu tun. Denn gut spielte keiner: Nicht die drei Stürmer Okolosi, Yakin und Zuffi, im Angriffsbereich, auch nicht die Leute neben Moro. Ceccaroni war zwar in der ersten Halbzeit der Beste, doch mit allen anderen baute er hernach physisch ebenfalls ab - und wenn einer wie der Captain mit seinen läuferischen Fähigkeiten kaum mehr ein Bein vor das andere bringt, dann ist man halt doch schnell wieder beim Thema Hitze angelangt.

Wenig vorzuwerfen hatte sich der Defensivblock, was seine eigentliche Arbeit anbelangt: Die Abwehr spielte solange ansprechend, als sie sich nicht um den eigenen Aufbau zu kümmern hatte. Die Angriffsauslösung, die im modernen Fussball halt aus der Abwehr heraus kommen muss, klappte diesmal freilich nicht.

So kam es halt zu einem Spiel und einem Resultat, das ziemlich an die letzte Saison erinnerte: Zweimal hatten sich damals der FCB und der FCZ in der Qualifikation getroffen, zweimal hatte es damals ein 0:0 gegeben - und deftige Kritik an die beiden Teams.

So gesehen, war also am letzten Samstag nur eines neu: Dass ein Fuss-ballspiel zur ungünstigsten Uhrzeit eines Hochsommertages angesetzt wird... Josef Zindel

Quelle: Basler Zeitung vom 07.08.1995