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Neuchâtel Xamax

FC Basel

Neuchâtel Xamax - FC Basel 2:0 (0:0)

Datum: 21.02.1998, 18:15 Uhr - Wettbewerb: Schweizer Cup 1997/98 - 1/8-Final

Stadion: Maladière (Neuchâtel) - Zuschauer: 3'900

Schiedsrichter: Massimo Busacca Schweiz

Tore: 64. Martinovic 1:0. 71. Halili 2:0.

Gelbe Karte: 15. Webber, 20. Henry, 34. Wittl (alle Foul). 50. Jeanneret (Ballwegschlagen). 76. Hamann (Foul), 91. Gaudino (Unsportlichkeit).

Gelb-Rote Karte: 45. Henry (Foul).

Neuchâtel Xamax: Corminboeuf; Rueda (46. Zambaz); Hamann, Rothenbühler; Jeanneret, Perret, Wittl, Martinovic; Isabella (72. Sandjak), Gazic (65. Martin), Halili.

FC Basel: Huber; Barberis, Kreuzer, Webber, Zuffi (84. Dobrovoljski); Frick (87. Perez), Konde, Henry, Berger (72. Salvi); Gaudino; Knup.

Bemerkungen: Xamax ohne Alicarte, Moret und Boughanem (alle verletzt); Hamann nach der Pause Libero. - Basel ohne Fabinho (verletzt). - 91. Pfostenschuss von Jeanneret.

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Willig, diszipliniert, aber ohne Cup-Fortune

Der Cup-Wettbewerb der Saison 1997/98 gehört für den FC Basel der Vergangenheit an. Den ersten Ernstkampf unter Guy Mathez verlor der FCB bei Neuchâtel Xamax mit 0:2 (0:0). Nach Henrys umstrittener gelb-roter Karte waren die Chancen auf den Coup zu stark gesunken.

Neuchâtel. Am Ende blieb eine Frage unbeantwortet - eine hypothetische zwar, aber eine überaus interessante:

Was wäre gewesen, wenn??

Es ist nicht das erste Mal, dass man im Zusammenhang mit dem FC Basel solcherlei Gedankengut hegen muss, aber nach dem samstäglichen Cup-Achtelfinalspiel bei Neuchâtel Xamax war's wirklich die Kardinalfrage. Die vieldiskutierte Szene, die FCB-Trainer Guy Mathez im nachhinein als «entscheidend für die Gewichtsverlagerung» bezeichnete, spielte sich in der grosszügig bemessenen Verlängerung der ersten Halbzeit ab. Schiedsrichter Massimo Busacca befand sich in unmittelbarer Nähe zum Geschehen, Fabrice Henry versuchte, den an ihm vorbeirauschenden Charles Wittl zu tackeln - der Österreicher fiel, Busacca (huch, ein Foul!) zuckte, griff reflexartig in die Tasche und fuchtelte mit der gelben Karte.

Eine harte Attacke war's nicht, «gelbwürdigerere» gab es einige mehr. Und als sich Busacca wieder unter Kontrolle hatte, da merkte er, dass er Henry erwischt hatte, dass er ihn 25 Minuten zuvor bereits (zu Recht) verwarnt hatte. Und so blieb ihm nichts anderes übrig, als den FCB-Franzosen vom Platz zu stellen. Es war ein harter Entscheid; Busaccas Überreaktion jedenfalls beraubte den FCB zwar nicht aller Chancen, aber doch der Möglichkeiten, auf einen Rückstand zu reagieren.

Was wäre gewesen, wenn der FC Basel zu elft hätte fertigspielen dürfen?

Gute erste Halbzeit

Zum Zeitpunkt, als Henry kopfschüttelnd in die Kabine wanderte, war es eine offene Partie gewesen und für die Jahreszeit eine überraschend gute. Xamax war spielbestimmend, in bekannter Manier sorgte Gilbert Gress' Equipe für den Rhythmus, der FCB hielt in einem 4-5-1 diszipliniert und ausgesprochen kämpferisch dagegen. Und er versuchte, bei jeder Gelegenheit schnell auf Angriff umzuschalten, was zwei, drei Mal beeindruckend gelang.

Es war eine Halbzeit, die beide Trainer bis auf die Chancenverwertung zufriedenstellte. Sicher, Xamax fehlt nach wie vor ein guter Stürmer, der «den Ball ins Tor schiesst» (Gress), und der FCB steht weiterhin - wie seit Didi Andreys Zeiten! - zu tief, er getraut sich noch immer nicht, die «Generalversammlung» vor dem eigenen Strafraum in Richtung Mittellinie zu verschieben.

Mathez' «Raus Raus»-Rufe verhallten im Niemandsland, doch der Schaden hielt sich vorerst in Grenzen. Der Gast machte die Räume eng, und als Oumar Konde sich dazu aufgerafft hatte, Wittl vehementer zu stören (danach spielte der U18-Nationalspieler vorzüglich), da fiel den Neuenburgern in der Nähe von Stefan Hubers Tor nicht mehr allzu viel ein. Zwei Chancen hatte Xamax nach zwei von vielen Cornern - aber damit war der FCB nicht zu bezwingen, der es seinerseits verpasste, vor der Pause das 1:0 zu schiessen.

Die grösste Chance hatte Oliver Kreuzer nach einer Flanke Maurizio Gaudinos (10.). Joël Corminbúuf parierte den Kopfball des starken Verteidigers auf meisterliche Art. Das Spiel war in der Tat offen, Xamax zeigte die höhere Spielkultur, beim FC Basel griffen die Linien nicht so gut ineinander, fehlte auch die Klasse, den Ball in der gegnerischen Hälfte behaupten zu können. Aber so lange der FCB kompakt und zu elft auf dem Rasen war, blieb er mit seinen Mitteln ein hartnäckiger Widersacher.

Martinovics Traumtor

20 Minuten lang hielt der FCB nach der Pause noch mit. Er wurde wohl mehr und mehr zurückgedrängt, aber wirklich turbulent ging es vor Huber nur selten zu und her. Aber letztlich fiel das Xamax-Tor halt doch. Kreuzer hatte seinen Gegenspieler Edin Gazic zu dynamisch bedrängt, und den fälligen Freistoss nutzte Vladimir Martinovic zum 1:0 - es war ein herrliches Tor. Aus gut 20 Metern traf er exakt ins Lattendreieck (64.).

Eine Möglichkeit hatte der FCB noch, um nochmals ins Spiel zu kommen. Die jedoch vergab Gaudino alleine vor Corminbúuf, und als danach im Gegenzug der Albaner Mahir Halili Hubers missglückten Ausflug aus dem Tor mit dem 2:0 bestrafte, war's um den FCB geschehen. Alternativen hatte Mathez auf der Bank nicht, um so eine Wende erzwingen zu können (was bei Sperren und Verletzungen ein ernsthaftes Problem werden kann).

Am Ende verabschiedete sich der FC Basel durchaus anständig aus dem Cup. Er hat, wie viele vom FCB sagten, verloren und doch das Gesicht gewahrt. Aber eines muss er wissen - so argumentiert normalerweise ein Unterklassiger, wenn er im Cup an einem NLA-Club gescheitert ist. Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 23.02.1998