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Servette FC

FC Basel

Servette FC - FC Basel 2:0 (2:0)

Datum: 20.10.1996, 14:30 Uhr - Wettbewerb: NLA Qualifikationsrunde 1996/97 - 17. Runde

Stadion: Charmilles (Genf) - Zuschauer: 4'500

Schiedsrichter: Jürg Herrmann Schweiz

Tore: 12. Nava 1:0. 25. Nemecek 2:0.

Gelbe Karte: 11. Zuffi (Foul). 31. Pizzinat (Foul). 53. Nemecek (Foul).

Servette FC: Pédat; Nava, Salou, Jouarez, Fernandez (76. Margarini); Cantaluppi, Pizzinat, Nemecek, Müller; Ippoliti, Pouget (65. Varela).

FC Basel: Huber; Falub (59. Salvi); Tabakovic, Poulard; Ceccaroni, Konde, Smajic, Sutter (74. Gamberini), Zuffi; La Placa, Yakin (59. Armentano).

Bemerkungen: Servette ohne Sogbie, Barea (beide verletzt), Sesa und Rey (beide gesperrt). Basel ohne Nyarko, Frick, Giallanza (alle verletzt) und Orlando (gesperrt). Basel nach der Einwechslung Salvis wieder mit einer Vierer-Abwehrkette. - Erstes FCB-Spiel für Gamberini.

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Vom 4-4-2, 3-5-2, 4-4-2 bis zum 0:2

Der FC Basel verlor in der 17. Runde der NLA-Fussball-Qualifikation beim Servette FC mit 0:2 (0:2) und muss nun wieder ernsthaft um die Finalrunden-Teilnahme bangen. Der FCB spielte sehr schwach.

Genf. Auswärts, so hat man beim FC Basel bisweilen den Eindruck erhalten, sei die Mannschaft stärker. Auswärts holt sie die Punkte, die sie zu Hause oft nicht herauszuspielen in der Lage ist. Auswärts, so besagt es die Statistik, hat der FCB heuer erst einmal, beim 0:1 in St. Gallen, verloren.

Dies waren die Hoffnungen nach den beiden nicht geglückten Heimspielen gegen YB (1:1) und die St. Galler Überraschungs-Equipe (2:2). Doch diese Hoffnungen erfüllten sich gestern nicht. Der FC Basel zog in Genf den kürzeren. Der bald auf jeder Ebene krisengeschüttelte Servette FC gewann gestern gegen Karl Engels Team, das man seit seinem Amtsantritt wohl noch nie derart fad, uninspiriert und konfus erlebt hat, mit 2:0 (2:0).

Not siegte gestern gegen Elend, und im Frühling wird es dann wohl noch viele solcher Partien geben mit dem FCB, sollte der sich in den nächsten Spielen nicht eines Besseren besinnen und den Fall in die Abstiegsrunde vermeiden. Die droht, wenn man die gestrige Darbietung zum Massstab nehmen will. Zu beschönigen gibt es da rein gar nichts mehr.

Doch was führte zu diesem Debakel in Genf? Man könnte vieles auf die Absenzen zurückführen. Davide Orlando war gesperrt, Alex Nyarko sowie Mario Frick fehlten verletzungshalber, und am Samstag musste auch noch Gaetano Giallanza passen, bei dem eine Blessur am 5. Lendenwirbel diagnostiziert wurde (wie lange er fehlen wird, steht derzeit noch aus).

Engel reagierte auf den Ausfall dieses Quartetts auf seine Weise. Er änderte (nach Absprache mit den Spielern) das System. Er wich von seinem 4-4-2 ab, brachte Adrian Falub als Libero und Samir Tabakovic sowie Yann Poulard als klassische Manndecker. Vor diesem Trio sollte ein Fünfer-Mittelfeld gegen die Genfer ein Übergewicht schaffen, zumal sich deren Trainer Vujadin Boskov ebenfalls zu einem Systemwechsel (vom 3-5-2 zum 4-4-2) durchgerungen hatte.

Die Frage war nun die: Wer findet sich in neuer Umgebung schneller zurecht? Wer hat mehr Willen, sich durch Kampf ins «neue» Spiel zu bringen? - Das Resultat war ernüchternd. Sämtliche Antworten fielen gestern zu Ungunsten des FC Basel aus. Kaum etwas wollte funktionieren, und irgendwie beschlich einem bei all den sich aufreissenden Lücken, bei all den verlorenen Zweikämpfen und bei all den freistehenden Genfern das Gefühl, der Gast sei gar nicht mit elf Spielern auf dem Platz vertreten gewesen. Teilweise waren es 40 Meter zwischen Mittelfeld und Angriff, in welchen kein Basler anzutreffen war, teilweise waren es zehn Meter, in denen alle einander auf den Füssen standen. Teilweise waren vier Basler nicht genug, um einen Gegner am Durchmarsch zu hindern.

Das 1:0 fiel dann auch relativ schnell. Erst hatte sich Dario Zuffi bei einem weiten Zuspiel verschätzt und konnte Mario Cantaluppi nur mit einem Foul bremsen. Den Freistossball Walter Fernandez' entschärfte Falub vor Stefano Nava, beim folgenden Corner jedoch stand keiner mehr beim Italiener, der per Kopf traf (12.).

Der FCB hatte in der Folge seine - es tönt fast schon zynisch - besten fünf Minuten, und er kam in dieser Phase auch zu seiner einzigen wirklich guten Torchance der gesamten Partie. Zuffi hatte geflankt, und Eric Pédat parierte den Volley-Schuss Jean-Pierre La Placas. Ansonsten verbrachte der Genfer Goalie einen geruhsamen Nachmittag - und nach der Pause lief er fast nur noch Gefahr, sich an diesem schönen Herbsttag am Lac Léman einen Sonnenbrand einzufangen. Kein Weitschuss flog auf sein Tor, keinen heiklen Flankenball musste er fangen. Der FC Basel war alles in allem nicht in der Lage, mit der erforderlichen Vehemenz auf den Rückstand zu reagieren.

Vielmehr fing er sich Mitte der Pause einen weiteren Treffer ein. Der FCB durfte einen Eckball treten, Poulard stürmte nach vorne, die Genfer konterten, und als Ippoliti von links den Ball zur Mitte brachte, traf Vaclav Nemecek gegen drei um ihn herumstehende Basler mit dem Absatz zum 2:0 (25.). Auch in dieser Situation kam der FCB zu spät - doch im Grunde genommen hat er den ganzen Match verpasst.

Was nützt es, wenn man, wie nach der Pause, wohl mehrheitlich im Ballbesitz ist, sich aber im Strafraum nicht durchsetzen kann? Was nützt es, wenn fünf Mann im Mittelfeld gegen vier den einen Mitspieler nicht «frei» bekommen? Alles war wie ein grosses Missverständnis - was sich dann auch nach dem Match fortsetzen sollte. Die Spieler glaubten, am Einsatz habe es nicht gelegen. Der Trainer jedoch war wesentlich anderer Meinung?

Auch das 3-5-2 funktionierte nicht wie erhofft. Nach einer Stunde nahm Engel Falub vom Feld, weil der für die Offensive zu wenig getan hatte, und brachte für den Rumänen Daniel Salvi, (der ebenfalls nichts zustande brachte). Zuffi kehrte in die Abwehr zurück, und damit hatte der FCB wieder seine gewohnte Viererkette.

An der Niederlage änderte dies freilich nichts. Nach vorne lief ohne Giallanza und Frick viel zu wenig - und einzig der eingewechselte Marcello Gamberini verriet, dass er vielleicht dem FCB weiterhelfen kann. Die Feststellung, dass der neu verpflichtete 35jährige Italiener in einer Viertelstunde mehr auffiel als viele andere Basler über 90 Minuten, ist indes nicht sonderlich erfreulich? Michael Martin

Quelle: Basler Zeitung vom 21.10.1996