Presseschau

Blick vom 14.09.2018

FCB-Legende Ruedi Zbinden schlägt Alarm!

«Unsere Reserven wären dann bald weg!»

Der FCB steckt in der Identitätskrise. Nach dem verpassten Meistertitel und dem Europa-Aus gegen Limassol müsse sich jeder im Klub hinterfragen, sagt Chefscout Ruedi Zbinden (59).

Stefan Kreis

Ruedi Zbinden kommt 1982 vom kleinen FC Nordstern zum grossen FC Basel. Seither sitzt er auf einer rot-blauen Achterbahn. Er hat als Spieler nie einen Titel gewonnen, hat die Niederungen der Nationalliga B erlebt. Dann den Aufstieg. Und schillernde Führungsfiguren wie René C. Jäggi, Gigi Oeri und Bernhard Heusler. Dazu 12 Meistertitel in den vergangenen 17 Jahren, legendäre Erfolge auf internationalem Parkett. Und nun die verpasste Meisterschaft gegen YB und das blamable Euro-Aus gegen Apollon Limassol. Ein Tiefpunkt? «Nein», sagt Zbinden. «Früher konnten einige junge Spieler ihre Miete nicht mehr bezahlen, weil die Löhne verspätet kamen. Davon sind wir weit entfernt.»

Nur: Geht es so weiter wie im letzten Jahr, dann könnte der FCB in eine gefährliche Abwärtsspirale trudeln. Unter Heusler und Heitz ist der Klub in den letzten Jahren massiv gewachsen, im Geschäftsjahr 2017 weist Rot-Blau 50 (!) Millionen Franken an Personalkosten aus. Heisst: Ohne Einnahmen aus dem internationalen Geschäft und ohne Spielerverkäufe würde der FCB einen Verlust im zweistelligen Millionenbereich schreiben. Das registriert auch Zbinden, der dienstälteste FCBler der sportlichen Führungsriege: «Unsere Reserven wären dann bald einmal weg.»

Vor zwölf Jahren, als die Basler gegen den FCZ in letzter Sekunde den Meistertitel verspielten, sei man in einer ähnlichen Situation gewesen wie jetzt: «Da war auch zwei Jahre lang eine Unruhe im Verein. Aber wir haben uns davon erholt und in den folgenden Jahren vieles richtig gemacht.» Acht Meistertitel in Serie und unzählige internationale Erfolge sprechen für sich.

Unter der Führung von Bernhard Heusler und Georg Heitz wird aus dem FCB ein Erfolgsmonster. Auch, weil die Transfer-Wege damals kürzer waren, die Entscheide schneller fielen als heute. «Das hat mit der Grösse des Vereins zu tun. Parallel zu den Erfolgen wuchs auch die Administration. Und dass die Gremien, die entschieden, ebenfalls grösser wurden, lag in der Natur der Sache», sagt Zbinden, der seit 15 Jahren Chefscout ist und dem FCB schon unzählige Millionen bescherte. Auch weil das ganze Transferwesen früher noch unkomplizierter war als heute.

Das neue Konzept, wieder vermehrt auf die Jungen zu setzen, findet Zbinden zwar grundsätzlich gut. Er weiss aber, dass es dennoch immer wieder Zuzüge braucht. Hier gelte es abzuwägen zwischen raschen Entscheiden, weil sonst der Spieler bereits wieder weg sein könnte, und sehr sorgsamem Abwägen, um keinen Fehltransfer zu machen. Weiter sei darauf zu achten, dass eine optimale Kadergrösse eingehalten wird, keine einfache Aufgabe für die Verantwortlichen.

Was es nun braucht? «Eine ungeschminkte Analyse der Situation. Jeder im ganzen Verein, in den Büros oder auf dem Rasen, muss sich hinterfragen, ob er alles dafür gibt, den FCB wieder in die Erfolgsspur zu führen», so Zbinden. Bernhard Heusler nach der verpassten Meisterschaft vor mehr als neun Jahren tat: Investieren! Allein die Rückkehr von Alex Frei aus Dortmund kostete 6 Mio., der Erfolg gibt Heusler im Nachhinein recht.

Deshalb sollte der FCB erneut ins Kader, aber auch in sportliches Know-how investieren. Das Geld dazu ist vorhanden, allein mit den Verkäufen von Akanji und Elyounoussi hat der Klub in diesem Jahr 40 Millionen Franken eingenommen.

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