Basler Zeitung vom 19.01.2019
FCB-Captain Marek Suchy ist wieder gesund – und spielt um seine Zukunft in Rotblau
Von Dominic Willimann, Marbella
Das «Hoffentlich» kommt wie aus der Pistole geschossen. «Hoffentlich», sagt also Marek Suchy, wenn es um sein Mittun beim Rückrundenstart am 3. Februar auswärts gegen den Grasshopper Club geht, «hoffentlich» werde er in der Startelf stehen. Der Captain des FC Basel meldet zwei Wochen vor dieser Partie im Trainingslager in Marbella seine Ambitionen an. Die Verletzung sei ausgeheilt und er wieder voll in den fussballerischen Alltag integriert.
Fast fünf Monate sind vergangen, da sich Marek Suchy im Spiel gegen Sion einen Teilriss der Achillessehne am linken Fuss zugezogen hat. Es ist nicht nur für den Tschechen ein schwerer Schlag, sondern ebenso für den FC Basel, der für den Rest der Hinrunde auf seinen Abwehrchef verzichten muss.
Für Suchy ist die Situation neu. In seiner Heimat ist er zwar mal nach einem Muskelfaserriss ein paar Wochen ausgefallen, so lange wie jetzt hat er aber noch nie passen müssen. Sein Glück ist, dass der Heilungsprozess nie ins Stocken gerät. «Es ging immer vorwärts», erzählt Suchy über die Zeit nach der Operation bei Lukas Weisskopf in Rheinfelden. Dafür hat der 30-Jährige aber auch hart gearbeitet.
Sechsmal in der Woche macht er konsequent seine Übungen – alleine oder in der Physiotherapie. Den Kontakt zur Mannschaft sucht er sporadisch. «Ein- bis zweimal pro Woche war ich in der Kabine», sagt Suchy. Er habe sich trotz seiner Captainfunktion nicht zu sehr in den Vordergrund drängen wollen. «Das entspricht nicht meinem Naturell», sagt Suchy. «ich habe einfach versucht, positive Inputs zu geben.»
Das Testspiel in Marbella
Positiv, das ist Suchy während seiner gesamten Rehabilitation. Kraft geben ihm dabei seine Frau und seine beiden Kinder, für die er mehr Zeit als gewöhnlich hat. Da liegt nun auch mal ein Abstecher mehr ins Schwimmbad drin. «Bei mir war jeden Tag einiges los», sagt er und lacht. Kraft gibt ihm aber auch der Rhythmus des Aufbautrainings, den er trotz seines Verletzten-Alltags hat. «Ich hatte ein Ziel vor Augen, jetzt bin ich auf der Zielgeraden.»
Seit diesem Jahr trainiert Suchy wieder mit dem Team, und vor allem mit dem Ball. Das habe ihm am meisten gefehlt auf dem Weg zurück zum gesunden Profifussballer. In Südspanien, wo die Basler seit Montag weilen, deutet, wenn man Suchy in den Einheiten zuschaut, wenig darauf hin, dass er lange gefehlt hat. «Ich kann alles machen, ohne Einschränkungen», sagt Suchy, «das gibt mir Sicherheit.» Das Testspiel am Donnerstag gegen Puskas Akademia kommt für ihn aber noch zu früh. Marcel Koller will nichts riskieren, gibt seinen zuletzt Verletzten die nötige Zeit. Am Dienstag, wenn der Gegner Krasnodar heisst, könnte Suchy seine Minuten bekommen. «Ich beabsichtige, Suchy, Balanta und Stocker dann spielen zu lassen», sagt Koller.
Das ist wichtig. Denn Suchy spielt um seine Zukunft in Rotblau. Es ist bekannt, dass sein Kontrakt im Sommer ausläuft. Im Januar 2014 ist er von Spartak Moskau nach Basel ausgeliehen worden, um den verletzten Ivan Ivanov zu ersetzen. Ein paar Monate später hält der Tscheche den Vertrag in den Händen, der ihn fix an den Verein bindet. Seither ist er aus dem Basler Defensivverbund nicht mehr wegzudenken. Über seine Personalie gibt es kaum Diskussionen, vor drei Jahren signalisiert der Club vorzeitig, dass er bis Juni 2019 mit ihm zusammenarbeiten möchte.
Doch nun ist die Ausgangslage eine andere. Automatisch verlängert werden kann der Kontrakt nicht mehr, dafür hat der Innenverteidiger in dieser Spielzeit zu wenige Partien absolviert. Es muss also über seine sportliche Zukunft gesprochen werden.
Das Gespräch in Marbella
Der Nationalspieler nutzt die Tage in Marbella, um sich mit Marco Streller auszutauschen. Er tut dies bewusst jetzt. «Ich wollte erst das Gespräch führen, wenn ich wieder gesund bin», so Suchy. Nur in diesem Zustand könne er in Ruhe verhandeln. Denn es ist ein wichtiger Zeitpunkt in der Karriere des Abwehrchefs. 30-jährig ist er im letzten Jahr geworden, möchte er nochmals einen gut dotierten Vertrag erhalten, ist es nun wohl die letzte Gelegenheit dafür. Suchy sagt: «Ich kann es mir vorstellen, in Basel zu bleiben.» Er fühle sich sehr wohl.
Mit ein Grund für die Überlegungen des FC Basel, wie er künftig seine Abwehr besetzen möchte, dürfte die Rückkehr von Suchy in die Meisterschaft sein. Aus der Vergangenheit weiss man von dessen Qualitäten. Seine Absenz in der Vorrunde wiegt schwer, der FCB kassiert am zweitmeisten Tore der Liga. Suchy fühlt sich «hilflos», wenn er seiner Defensive zuschaut, sagt aber: «Die Tore erhielten wir nicht, weil ich nicht dabei war.» Das hätte auch mit ihm passieren können.
Über Vergangenes möchte Suchy aber nicht mehr reden. Seine Gedanken gehören der Zukunft. Einer Zukunft, die ihm auf und neben dem Platz spannende Wochen bescheren dürfte.