Presseschau

Basellandschaftliche Zeitung vom 21.01.2019

Das Team der Zukunft im Blick

Fussball An der Transferfront herrscht beim FC Basel so viel Ruhe wie seit Jahren nicht. Eine Chance für Sportchef Marco Streller, sich um die nahe und etwas fernere Kaderplanung zu kümmern.

Céline Feller, Marbella

Januar 2018, Marbella. Die Hälfte des Trainingslagers des FC Basel ist um. Es sind turbulente Tage. Sechs Transfers hat der FCB innert Wochenfrist vollzogen, dabei Leistungsträger wie Renato Steffen und Manuel Akanji verloren. Und Figuren wie einen Valentin Stocker zurückgeholt.

Januar 2019, Marbella. Am gestrigen Sonntag ist die Hälfte des Trainingslagers des FC Basel um. Sportdirektor Marco Streller sitzt in der Hotellobby. Im letzten Jahr reiste er verspätet an, die Hektik in Basel machte eine frühere Anreise unmöglich. Jetzt aber ist er von Beginn an dabei. Er ist entspannt. Vielleicht so entspannt wie lange nicht mehr. Erst einmal musste er einen Vertrag unterschreiben. Jenen, der besiegelt, dass Dominik Schmid seinen Leihklub wechselt. «Es ist wirklich vergleichsweise ruhig», sagt Streller. Das Handy klingelt nicht mehr im Minutentakt. Es gibt keine neuen Spieler zu integrieren, weil der FCB keinen einzigen neuen Spieler verpflichtet hat. Etwas, was Seltenheitswert hat. Nur in einer Winter-Transferperiode der letzten zehn Jahre hat der FCB ebenfalls auf Einkäufe verzichtet: in jener der Saison 2016/2017. Nach der verkorksten Hinrunde schien Handlungsbedarf zu bestehen. Aber Streller und sein Team entschieden sich dagegen. «Wir haben uns Gedanken gemacht. Aber es kommen sechs Spieler zurück, die ehemalige oder aktuelle Nationalspieler sind. Das sind unsere Neuzugänge.» Streller spricht von Langzeitverletzten wie Marek Suchy oder Carlos Zambrano. Alle sind sie wieder fit. Kein Spieler ist verletzt. Marcel Koller kann erstmals aus dem Vollen schöpfen, er hat eine eigene Vorbereitung mit seiner Mannschaft absolvieren können. Jetzt soll erkennbar werden, was die Klubführung in Team und Trainer zu sehen glaubt. «Dass wir wahrscheinlich keine neuen Spieler holen, ist gleichzeitig auch als Bewährungschance für das aktuelle Team zu verstehen», erklärt der Sportchef. Deshalb hat man lieber in «Topshots» – wie Streller die neuen Athletiktrainer Nacho Torreño und Luis Suarez bezeichnet – investiert, als die Mannschaft erneut umzukrempeln.

Es ist eine Konstanz, die Streller und die sportliche Leitung in der Mannschaft einzubringen versuchen. Mitunter auch, weil die Konkurrenz aus Bern seit Jahren vorlebt, was genau das bringt. «Ich will nicht zu sehr zu ihnen schauen, aber sie haben bewiesen, was es bringt, wenn man drei Jahre lang zusammenwächst, etwas aufbaut und nicht gleich in Aktionismus verfällt», sagt Streller. Aktionismus. Es ist ein Wort, das zu oft in Zusammenhang mit ihm fallen musste. Das weiss auch er und sagt: «Wir haben aus dem letzten Winter gelernt.» Diesem Winter, in dem zu viele Transfers passiert sind. Zu den sechs im Trainingslager kamen die Rückholaktionen Fabian Freis und Samuele Campos dazu. «Das würde ich so in diesem Ausmass wohl nicht mehr machen. Ich weiss jetzt, dass das nicht funktioniert.»

Leihgeschäfte geplant
Doch ganz wird die Ruhe nicht bewahrt werden können. Mit 28 Spielern ist das Kader zu gross, «vor allem weil wir nur die Doppelbelastung haben. Daher sind wir dabei, für zwei, drei Spieler eine Lösung zu finden, damit sie irgendwo mehr Spielpraxis sammeln können.» Die grossen Mutationen aber werden ausbleiben. «Aus Überzeugung, nicht weil wir nicht anders können.» Und auch, weil die Situation in der Tabelle so deutlich ist, dass man der Mannschaft Zeit geben kann, um zu wachsen. Diese Situation ist nicht, was man beim FCB wollte. Aber sie erlaubt Dinge, die sonst fast unmöglich sind. So kann Streller die Zeit in Marbella nützen, um Einzelgespräche zu führen. Wohlwissen, dass das im Alltag kaum realisierbar ist. Das ist Gold wert angesichts dessen, was im Sommer und vor allem ab der neuen Saison ansteht. Diesen Sommer laufen die Verträge Suchys und Zambranos aus. Bei beiden ist die Zukunft ungewiss. «Wir können es uns nicht leisten, sieben bis acht absolute Topverdiener auf der Bank oder der Tribüne zu haben. Da müssen wir uns nichts vormachen», sagt Streller und tönt damit an, dass beim FCB wirtschaftlicher gedacht werden muss als auch schon. Und auch wieder etwas langfristiger. Im Sommer 2020 laufen gleich neun Verträge aus, so beispielsweise jene von Ricky van Wolfswinkel, Kevin Bua oder Eray Cömert. Auch deshalb will Streller in der Rückrunde dieser Saison erste Schlüsse ziehen. «Wir wollen ab Frühling das Gerüst für die nächsten drei, vier Jahre bauen. Das ist eine grosse Chance und daher sind die nächsten Monate so wichtig.»

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