Presseschau

Basler Zeitung vom 07.10.2019

Wochen der Entspannung

Die Basler erspielen sich beim 0:0 gegen den FC St. Gallen einen Punkt – und gehen mit müden Beinen in die Länderspielpause.

Tilman Pauls

Wie grundlegend verschieden das Programm des FC St. Gallen und des FC Basel in den vergangenen Tagen war, zeigte sich nach dem Abpfiff. Der bestens aufgelegte Peter Zeidler berichtete, dass sein Team in dieser Woche noch ein Testspiel gegen den VfB Stuttgart bestreiten wird. «Das wird dann unser persönlicher Europacup.»

Nur zwei Stühle weiter sass währenddessen Basels Trainer Marcel Koller und sah ein bisschen so aus, als könne er sich kaum etwas Schlimmeres vorstellen, als noch eine weitere englische Woche für sein Team.

Zeidler und Koller gaben nach dem 0:0 ihrer Mannschaften also ein ziemlich genaues Bild ab von dem, was ihre Spieler in den 90 Minuten zuvor gezeigt hatten.

Die St. Galler, so was wie das Team der Stunde, hatten erfrischend gespielt. Sie hatten die Basler früh unter Druck gesetzt, besonders in den ersten 20 Minuten. Sie hatten sich Chancen erspielt, aber sie nicht nutzen können. Dem FCB hingegen waren besonders bis zur Pause die Strapazen der Reise nach Trabzon anzusehen. Das Team wirkte dort, wo es zuletzt überzeugt hatte, ein bisschen abgekämpft.

«Es war klar, dass es nach der Reise im Europacup schwer werden würde», sagte Koller.

Der Verfolger

Zwar hatten die Basler am Ende sogar Chancen auf den Sieg, die beste durch den eingewechselten Kemal Ademi wenige Minuten vor dem Abpfiff. Aber insgesamt mussten sie doch froh sein, nicht auch das zweite Saisonspiel gegen die Ostschweizer verloren zu haben. Beim Abpfiff hatten die St. Galler doppelt so viele Abschlüsse (20:10), doppelt so viele Torschüsse Tor (6:3), mehr Ballbesitz (52:48), mehr Ecken (5:1).

Der FCB wird aber trotzdem recht schnell über dieses 0:0 hinwegkommen, auch wenn YB in der Tabelle jetzt wieder auf einen Punkt an die Basler herangerückt ist. Immerhin kann das Team von Marcel Koller auf eine durchaus erfolgreiche Phase zwischen den beiden Länderspielpausen zurückblicken: Sieben Spiele, vier Siege, drei Unentschieden. Keine Niederlage.

Im Schweizer Cup hat das Team die nächste Runde erreicht, auch wenn das eher unter die Kategorie «Pflichterfüllung» fällt. In der Liga steht man weiter an der Tabellenspitze. In der Europa League gegen Krasnodar hat man dank des 5:0-Sieges wieder mal was für die eigenen Geschichtsbücher getan. Und ganz nebenbei hat die Mannschaft es geschafft, eine Eigenschaft in den Verein zu bringen, die man dort länger vermisst hat: Ruhe.

Die Regeneration

Wenn man am Ende der Saison auf den September und auch die ersten Oktobertage blicken wird, dann könnte man diese Tage und Wochen als Phase der Entspannung betiteln. Nach Monaten der Dauer-Erregung rund um den Club – inklusive Trainer-Diskussion, Sportchef-Rücktritt und sonstigen Aufregungen –, hat der FCB sich zuletzt wieder seinem Ruhepuls angenähert. Es ging um neue Spieler, um verpasste Chancen und schöne Tore. Es ging also um Fussball und damit ist genau das eingetreten, was sich im Verein viele so sehnlich gewünscht hatten.

Die Bestrebung von Koller und seinen Spielern wird es sein, darauf aufzubauen, wenn in der kommenden Woche wieder alle Nationalspieler in Basel eingetrudelt sind und der FCB sich auf die Partien gegen Thun und Getafe vorbereiten wird. Bis dahin geht es darum, die müden Beine hochzulegen und auszuschütteln. Heute und morgen haben die Spieler, die in Basel bleiben werden, frei. Am Wochenende gibt es dann nochmal die Möglichkeit zu regenerieren.

Damit man dem nächsten Gegner, der die Basler so fordern wird wie der FC St. Gallen, auch wieder mehr spielerische Ideen entgegensetzen kann.

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