Presseschau

Basler Zeitung vom 21.11.2020

Die Kadertiefe steht auf dem Prüfstand

Am Samstag beim Spiel gegen den BSC Young Boys (20.30 Uhr) wird sich zeigen, ob es Trainer Ciriaco Sforza bereits versteht, die Breite des Basler Spielerangebots gewinnbringend zu nutzen.

Oliver Gut

Gründe, um sich am Samstag als Aussenseiter zu sehen, gibt es für den FC Basel genug. Gegner ist der BSC Young Boys, der noch dazu zu Hause spielt, wo er fast immer gewinnt. Gegner ist die Nummer 1 der Schweiz, der Meister der vergangenen drei Spielzeiten. Und Gegner ist auch eine Mannschaft, die viel mehr Spielrhythmus aufweist als die Basler, die in sieben Wochen nur gerade zweimal spielten - und das innerhalb von drei Tagen.

Eine Basler Niederlage in Bern wäre also nur logisch. Erst recht, wenn man die Statistik berücksichtigt: Von den letzten zehn Pflichtspiel-Duellen mit YB, die im Wankdorf-Stadion ausgetragen wurden, hat der FCB tatsächlich deren acht verloren und nur zweimal ein Remis erreicht.

Nur: Dahinter darf sich der FC Basel, Ausgabe 2020/21, nicht mehr verstecken. Nicht nach den Ansagen, die Präsident Bernhard Burgener machte, als er vor der Saison vom Meistertitel sprach. Und auch nicht nach den Transfers, die man getätigt hat und die hier und dort zur Aussage führten, der FCB habe genug Qualität, um YB im Kampf um das Championat Paroli zu bieten: Mit Timm Klose und Pajtim Kasami kamen zwei potenzielle Schweizer Nationalspieler, dazu wurden inklusive Edon Zhegrova vier weitere Spieler verpflichtet, die man mit Blick auf ihr Alter oder ihren Werdegang nicht als Nachwuchskräfte bezeichnen kann.

Weil gleichzeitig nicht allzu viele Spieler abgegeben wurden, steht das Kader aktuell mit 30 Spielern da. Das sind sogar zwei Profis mehr, als YB aufweist - und das, obwohl die Berner im Gegensatz zu den Baslern noch international engagiert sind.

Drei Akteure mit Infektionen

An der Quantität wird es dem FCB in dieser Saison folglich nicht fehlen - und wie es um die Qualität steht, kann er am Samstag ein erstes Mal herausfinden: Mit Djordje Nikolic, Silvan Widmer und Jasper van der Werff werden drei Spieler infolge von Corona-Infektionen fehlen. Die ersten beiden Namen gehören genauso zu Sforzas bevorzugter Startelf, wie es wohl für Taulant Xhaka gelten würde, wäre er nicht schon seit August verletzt.Der Aggressiv-Leader dürfte in diesem Kalenderjahr nicht mehr zum Einsatz kommen, nachdem er bei der Genesung von seinem Innenband-Teilriss im rechten Knie einen neuerlichen Rückfall erlitten hat. Das sieht auch FCB-Trainer Ciriaco Sforza so, der sagt: «Das wird knapp werden.»

In Bern fehlen wird zudem auch Orges Bunjaku, der in dieser Saison meist Xhaka im defensiven Mittelfeld vertrat. Dies, während für Luca Zuffi und Yannick Marchand gemäss Sforza ein Einsatz nach langen Verletzungspausen noch zu früh käme.

«Die Abwehr stellt sich praktisch von alleine auf. Wir müssen sehen, wo wir stehen», sagt der Basler Trainer. Er weiss, dass er auch so eine Mannschaft mit klingenden Namen wie Kasami oder Klose, Fabian Frei oder Valentin Stocker aufstellen kann. Und er weiss zudem, dass es nach einem verhaltenen, noch nicht allzu punktreichen Saisonstart wichtig wäre, aus dem Wankdorf-Stadion Zählbares mitzunehmen, um so die eigenen Ansprüche zu unterstreichen. «Ich bin auch überzeugt, dass wir eine Mannschaft haben, die um den Titel kämpft, wenn alle fit und eingespielt sind.»

Das jedoch ist so nicht der Fall, weswegen Sforza gleichzeitig vorsichtig ist: «Ja, wir wollen etwas holen. Aber wenn das nicht gelingt, dann ist das auch kein Grund, um vorzeitig das Handtuch zu werfen - dafür ist die Saison noch viel zu lang.»

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