Presseschau

bz Basel vom 07.04.2021

Das Missverständnis ist zu Ende

Ciriaco Sforza muss beim FCB gehen. Ihm fehlten Resultate sowie der Beleg, das Team entwickeln zu können.

Céline Feller

Bernhard Burgener wollte es nicht als Ultimatum verstanden haben, als er am Freitag vor einer Woche so deutlich wie noch nie öffentlich eine Reaktion von seiner Mannschaft und seinem Trainer forderte. Aber in der Retrospektive wird klar: Es war eben doch eines. Eines für den schon lange zuvor angezählten Ciriaco Sforza.

Denn seit Dienstagnachmittag ist Sforza nicht mehr Trainer des FC Basel. Fast genau sieben Monate nach seinem ersten Arbeitstag muss er gehen. Die elfte (!) Saisonniederlage, das 1:2 gegen Vaduz, war zu viel. ­Obschon Präsident Burgener betonte, Verträge immer einzuhalten, geht er nun diesen Schritt, er bezeichnet ihn im Communiqué als «unumgänglich».

Diese Unumgänglichkeit ist in der Tat gegeben. Denn es ist nicht nur die elfte Pleite in der Meisterschaft und damit eine Zahl, die der FCB seit Einführung der Super League noch nie erreichte, die Sforza den Job kostete. Es waren in der Summe zu viele Negativrekorde, welche die Basler unter dem ehemaligen Bundesliga-Star aufstellten: Der FCB ist das schlechteste Team des Jahres. Die schwächste Mannschaft der Rückrunde. Aus den vergangenen zehn Partien resultierte nur ein Sieg. In der Tabelle ist man auf Rang fünf abgerutscht, muss um die europäischen Plätze bangen. Und nicht zu vergessen sind das blamable Out gegen Winterthur im Cup sowie das Verpassen des europäischen Geschäfts. Sforzas sportliche Bilanz ist schlichtweg eine des Grauens.

Zu diesen harten Fakten kommen auch noch die weichen mit dazu: Neben den schlechten Resultaten geht es vor allem ­darum, wie der FCB in diese sportliche Krise geschlittert ist. Es geht um die jüngsten Auftritte einer Mannschaft, die verunsichert wirkt und einen ratlos zurücklässt. Ein Team, welches nach Wünschen des Trainers verstärkt und justiert wurde und auf dem Papier so stark besetzt ist wie seit Jahren nicht.

Aber Sforza konnte daraus keine Mannschaft formen, die ihren eigenen und den Ansprüchen des FCB genügt. Mitunter, weil seine kommunikativen ­Defizite zu gross waren. Wie er seine Differenzen mit Valentin Stocker moderierte, ist dafür ­exemplarisch. Aus diesen kommunikativen Mängeln gingen auch die Probleme auf dem Platz hervor. Seit Sforzas Antritt wies das Team nie ein wirkliches Konzept auf, taktische Vorgaben waren kaum ersichtlich. Vom angekündigten «Sforza-Pressing-Fussball» war bis zuletzt nie etwas zu sehen. Wohl schlicht, weil er seine Ideen nicht zu vermitteln vermochte.

All dies war gepaart mit mangelnder Kreativität und der nicht mehr vorhandenen Fähigkeit, auf taktische Kniffe des Gegners einzugehen, einfach zu viel. Sforza wirkte an der Seitenlinie oft machtlos, oder gar etwas hilflos. Doch statt seinem Team zu helfen, wurden unter ihm gar Leistungsträger konstant schwächer. Unter Sforza war der FCB zu oft zu sehr von der ab und an aufblitzenden ­individuellen Klasse eines ­Pajtim Kasami oder eines Arthur Cabral abhängig. Ein Ausbleiben von Geniestreichen jeglicher Unterschiedspieler führte mehrheitlich zu Niederlagen.

Dass Sforza nun gehen muss, ist folglich wenig überraschend. Ohne Handschrift und ohne Resultate konnte auch er sich nicht mehr retten. Laufender Vertrag hin oder her. Nach dem Vaduz-Spiel sagte er zwar noch: «Ich befürchte keine Konsequenzen für mich. Weil ich mein Bestes gebe. Abgerechnet wird am Schluss.» Aber seine Einschätzung war eben so falsch wie jene Burgeners im Herbst 2020, ihn überhaupt einzustellen. Und so ist für Sforza dieser Schluss früher gekommen als gedacht. Rechnet man ab – wie er es wollte – ergibt sich in der Entlassung die einzig richtige Lösung. Der Entscheid wurde ihm durch die FCB-Sportkommission übermittelt, die zum Schluss gekommen ist, «dass die Leistungen nicht den Erwartungen entsprachen und deshalb Handlungsbedarf bestand».

Rahmen wird mit zwei Jahren Verspätung der Chef

Es gehe für den Verein nun darum, die verbleibenden neun Spiele der Saison mit einem neuen Impuls in Angriff zu nehmen und möglichst erfolgreich zu bestreiten. Heisst: Zumindest die europäischen Plätze zu erreichen und den bereits angerichteten Schaden nicht noch grösser werden zu lassen.

Die neuen Impulse dazu sollen erwartungsgemäss von jenem Mann kommen, der seit seiner Rückkehr zum FCB als Sforza-Nachfolger kolportiert wurde: Sforzas zweiter Assistent Patrick Rahmen. Der erste Assistent, Daniel Hasler, muss derweil den Klub ebenfalls verlassen. Mit Rahmen übernimmt nun nicht nur Sforzas Assistent und der Wunschkandidat vieler. Sondern auch noch der Mann, der bereits zwei Mal fast FCB-Cheftrainer geworden wäre. Zuletzt im Sommer 2019, als Ex-Sportchef Marco Streller ihn schon fast verpflichtet hatte, Besitzer Burgener aber am Ende weiter auf Marcel Koller setzte. Das Ende der Saga ist bekannt: Streller schmiss hin, Koller übernahm und Rahmen kam vergangenen Herbst als Assistent statt als Cheftrainer zum FCB.

Nun ist er für die restlichen neun Spiele die Interimslösung – und kann als solche zeigen, was er aus einer Mannschaft herausholen kann, die zuletzt konstant weit unter ihrem eigentlich hohen Niveau agierte.

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