Presseschau

Basler Zeitung vom 19.04.2021

Die andere Seite des Bernhard Burgener

Mit Juvenys steigt der FCB-Präsident in das Geschäft mit Medizin- und Life-Science-Produkten ein.

Als der Medizinprofessor Eckhard Alt im November 2019 seinen 70. Geburtstag feierte, tat er dies mit einer rauschenden Party im Münchner Isar-Klinikum. Gemäss «Abendzeitung» kamen die Promis in Scharen. Roberto Blanco und Robert Hart von Manfred Mann’s Earth Band gaben einen Überraschungsauftritt. Alt, der sein Leben gern mit einem Leben in einer Mercedes-S-Klasse vergleicht, arbeitet seit kurzem mit Bernhard Burgener zusammen. Beide sind Gesellschafter der Juvenys GmbH.

Juvenys bezweckt nach eigenen Angaben die Herstellung, den Vertrieb und den Handel sowie die Forschung und Entwicklung von Medizin- und Life-Science-Produkten. Angeboten werden aber auch Dienstleistungen und Schulungen und insbesondere die Verwaltung von Patenten und Produktionsrechten. Das Stammkapital ist mit 20’000 Franken bescheiden, der Geschäftssitz der Firma ebenfalls. Er befindet sich bei der Truvag Treuhand AG am Hallwilerweg 2 in Luzern.

Wie es Burgener gelungen ist, sich in das prall gefüllte Nest von Alt zu setzen, ist unklar. Fragen der BaZ liessen er wie auch Burgener unbeantwortet. Bekannt ist aber, dass das Portfolio des bekannten Münchner Arztes und Unternehmers 650 Patente in den Gebieten Elektrophysiologie, interventionelle Kardiologie und Stammzellentherapie umfasst. Der umtriebige Mediziner hat bereits mehrere Unternehmensgründungen ausgelöst. Die Medizintechnikfirma InFlow Dynamics war so erfolgreich, dass sie 2002 von der Boston Scientific, einem US-Milliardenkonzern, gekauft wurde. InFlow war 1996 gegründet worden und war auf Katheter sowie Stents spezialisiert. Als Stent bezeichnen Mediziner ein Instrument, das zum Offenhalten von Gefässen oder Hohlorganen dient.

Im Jahr 2006 entstand dann InGeneron, dessen Verwaltungsratspräsident Alt bis heute ist. InGeneron beschäftigt sich mit der Gewinnung von adulten Stammzellen zur autologen Anwendung bei Menschen und Tieren. Adulte Stammzellen sind undifferenzierte Zellen, die nach der Entwicklung im gesamten Körper vorkommen und sich durch Zellteilung vermehren, um sterbende Zellen wieder aufzufüllen und beschädigtes Gewebe zu regenerieren. Bei der autologen Transplantation spendet der Patient für sich selbst. Der grosse Vorteil ist, dass sich Zellen und Körper vertragen und es nicht zu einer Abstossungsreaktion kommt. «Stammenzellenforschung hat es Bernhard Burgener besonders angetan», lässt sein Sprecher Aloys Hirzel auf Anfrage durchblicken.

Enge Kontakte zur Münchner Schickeria

Bei Juvenys hält Alt die Mehrheit. Er kommt als Gesellschafter auf 110 Stammanteile. Burgener begnügt sich mit 30. Weitere Anteile halten Kari Albermann und Lorenz Rüttimann. Rüttimann ist Leiter des Widenmoos Club. Dieser bezeichnet sich selbst als «der führende Wirtschaftsclub der Deutschschweiz für Gründer, Führungskräfte und Unternehmer». Der Club liegt im aargauischen Reitnau, nur knapp 70 Kilometer von Burgeners Wohnort Zeiningen entfernt und zählte vor vier Jahren 260 Mitglieder.

Beliebt ist der Club auch bei Kari Albermann, dem vierten Gesellschafter von Juvenys, was dieser auf der Club-Seite auch offenlegt. Der Burda-Berater ist etwa dann zur Stelle, wenn es darum geht, Professor Alt ins rechte Bild zu rücken. Zuletzt war dies der Fall, als das Burda-Blatt «Bunte» am 31. März dieses Jahres exklusiv über die Hochzeit des 71-Jährigen mit der 56-jährigen Opern- und Musicalsängerin Anna Maria Kaufmann am Tegernsee berichtete.

Burgener, der durch seine Beteiligungen im Film- und Sportbereich den Umgang mit Prominenten gewohnt ist, hat sein Interesse an der Medizin aber nicht erst durch den Gründer des Münchner Isar-Klinikums entdeckt. Bereits seit März 2015 wirkt er in aller Stille bei der EurAsia Heart, einer schweizerischen medizinischen Stiftung, mit. Aktuell ist er Mitglied des Stiftungsrates und auch dort in prominenter Begleitung - etwa von Fredy Bühler, dem Widenmoos-Besitzer, aber auch von Hans Heinrich Coninx, dem früheren Verleger von Tamedia, zu deren Zeitungsverbund auch die BaZ gehört.

Die Stiftung unterstützt nach eigenen Angaben den Aufbau und die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens in Entwicklungs- und Schwellenländern, hauptsächlich in Osteuropa und in Asien. Unter anderem finanziert sie auch diagnostische Abklärungen und therapeutische Massnahmen für Patienten, die sich eine Behandlung nicht leisten können. Präsident des Stiftungsrates ist der Kardiologe und Hirslanden-Facharzt Paul Robert Vogt. Aktuell arbeitet dieser auch als Chefarzt Herzchirurgie in der usbekischen Hauptstadt Taschkent und ist Verwaltungsrat der Medsi Group, Russlands grösster nationaler Gesundheitskette.

Dass Fussball und Medizin zusammenhängen, weiss jeder Fan, wenn sich ein Spieler verletzt und die Ärzte aufs Spielfeld rennen. Nicht zuletzt öffnet Juvenys Burgener deshalb in München auch neue Türen zur grossen Fussballwelt. Zum Geburtstag von Alt waren nicht nur Film- und Musikstars geladen, sondern auch der Ex-Präsident des Deutschen Fussballbundes Wolfgang Niersbach und der frühere Aufsichtsratspräsident des FC Bayern Fritz Scherer.

Degen entwickelt E-Gaming-Plattformen

Zumindest mit dem Netzwerk und mit den finanziellen Möglichkeiten scheint Burgener, der in aller Stille sein unternehmerisches Konglomerat und seine philanthropischen Tätigkeiten erweitert hat, seinem unzufriedenen FCB-Minderheitsaktionär David Degen, der im steuergünstigen Feusisberg SZ domiziliert ist, überlegen zu sein.

Immerhin sucht auch dieser nach seinem Abstecher ins Spielervermittlungsgeschäft neue berufliche Herausforderungen. Darauf deutet zumindest die Ende März in Zürich gegründete GT Galaxy GmbH hin. Die Gesellschaft, deren Geschäftsleiter Degen ist, bezweckt den Aufbau einer IP und der Lizenzgesellschaft im Bereich von Softwarelösungen, insbesondere für E-Gaming-Plattformen.

Kurt Tschan

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