Presseschau

Blick vom 12.05.2021

Der unterschätzte David Degen

Kommentar Andreas Böni

Christian Gross hat seine Meinung geändert. «Mangelhafte Kinderstube» warf er einst den Degen-Zwillingen vor. Nun folgt die Basler Spieler-Legende David Degen in den VR der FCB-Holding. Degen ist nach Irrungen und Wirrungen da, wo er sein wollte: an den Schalthebeln beim FCB. Und das auch, weil ihn Bernhard Burgener unterschätzt hat.

Als Burgener Degen 10 Prozent der Aktien verkaufte und ein Vorkaufsrecht von weiteren 35 gewährte, sah er den Ex-Nati- Spieler als Accessoire. Als FCBMeisterspieler, der den Klub nach aussen repräsentieren soll. Burgener ist ein Gutmensch, doch dieser Vorgang war vor allem naiv. Wer Degen kennt, der weiss: Hier kommt einer, der gestalten will, der gerne Staub aufwirbelt. Der am liebsten den ganzen Laden sportlich neu aufstellen will.

Dass Burgener Degens Streben nach der sportlichen Macht und seine Inputs unterdrückte, hat immer mehr Dampf in den Kessel getrieben – bis das Ganze vor der Explosion stand. Diese wurde nun zum Glück für den FC Basel verhindert.

Dass Burgener nun am Ende nachgibt, sich zurückzieht und auf eine jahrelange gerichtliche Auseinandersetzung verzichtet, zeugt von Grösse. Wie Degen den Klub nun neu aufstellt, sieht auf dem Papier gut aus. Mit einer jungen Frau im VR und der Ankündigung, auf die Mehrheit im Klub zu verzichten. Das zeugt von Realitätssinn und gesunder Selbsteinschätzung. Degen wird sportlich der Boss sein. Und er hat bereits klar kommuniziert: Es wird ein Sportchef kommen. Interims-Coach Patrick Rahmen bleibt. Die klare Kommunikation ist erfreulich. Und es wird wohl nicht das letzte Mal Klartext bleiben.

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